Es sind abscheuliche Taten, die Kinder zu hilflosen Opfern machen – die Rede ist von sexuellem Missbrauch. Das Internet macht es Tätern viel zu leicht: Hier kann jeder bequem in den Schutz der Anonymität abgleiten – und muss kaum etwas befürchten. Im sogenannten Darknet ist das Problem noch viel größer: Die Polizei hat kaum eine Chance, den Tätern auf die Schliche zu kommen, wenn die keine Fehler machen. Mit technischen Mitteln jedenfalls ist das kaum möglich.
Im Schatten der Anonymität
Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher Kriminalbeamter beklagt, ihm und seinen Kollegen werde die Arbeit nicht einfach gemacht. “Selbst wenn uns konkrete Taten gemeldet werden: Wir kommen nicht weiter, weil uns die Daten fehlen.”
Sebastian Fiedler erklärt, wie die Polizei im Netz fahndet – und welche Hürden es gibt
Datenschutz verhindert Maßnahmen
Datenschutz als Fahndungshemmer. Gemeint ist: Selbst wenn eine Täterin oder ein Täter eine Datenspur hinterlässt, kann die Polizei mit der IP-Adresse des Rechners nichts anfangen. Die Vorratsdatenspeicherung ist ausgesetzt – den Fahndern sind die Hände gebunden. Anhand der IP-Adresse ahnen sie: Die Täter kommen aus Deutschland – aber sie können nichts machen.
Ich bin überzeugt: Weil sich Täter und Konsumenten im Netz nahezu sicher fühlen können, explodiert der Handel und der Tausch mit den abstoßenden Fotos und Videos. Könnte die Polizei den Fahndungsdruck erhöhen, müssten alle Beteiligten fürchten, aufzufliegen und bestraft zu werden – der Handel würde rasant einbrechen, da bin ich sicher.
Sebastian Fiedler macht noch einen anderen Punkt: Die Provider sollten verpflichtet werden, aktiv nach solchen Inhalten zu suchen. Auch im Cloud-Speicher. Aktuell ist nur Facebook aktiv. Alle anderen schauen weg. Dabei hat Microsoft selbst ein System entwickelt, die PhotoDNA. Sie hilft, Missbrauchsfotos zu finden – und sogar Fotos von bekannten Opfern. Im großen Stil eingesetzt wird diese nützliche Software aber nicht. Und: Es würde Netzaktivisten und Datenschützer auf die Palme bringen – Stichwort “Upload-Filter”.
Fest steht aber: Es muss etwas passieren, damit Polizei und Justiz auch ihre Arbeit machen können. Dafür muss der Datenschutz zwangsweise etwas eingeschränkt werden. Wie genau – das muss eine dringend nötige Debatte klären.
10 Kommentare
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Eigentlich sollte man sich als Experte mit dem Thema auskennen. Die Internetprovider speichern auch ohne Vorratsdatenspeicherung die Zugangsdaten einige Zeit zu Abrechnungszwecken. Das heißt, wenn die Behörden nicht so lahmarschig wären, wäre das alles kein Problem.
Datenschutz ist hier mal wieder der Sündenbock um eine politische Agenda umzusetzen und vom Behördenversagen abzulenken. Auch haben die Behörden natürlich zu wenig Personal. Aber das würde ja Investitionen erfordern, da ist eine sinnfreie politische Forderung natürlich einfacher und billiger, kostet ja auch nur die Freiheit.
Leider falsch. Im Falle einer Flatrate ist das Speichern zu Abrechnungszwecken untersagt. Es handelt sich um eine nicht erforderliche Datenspeicherung.
Zulässig ist eine Speicherung auf freiwilliger Basis der Provider zum Schutz von Missbrauch von maximal sieben Tagen
Gerade das Darknet bietet auch Menschen in Diktatorischen Regimen sicheren Zugang zu Kommunikation. Das sollte man nicht vergessen, Freiheitseinschränkungen diesbezüglich würden also viele Menschen weltweit hart treffen.
Da wäre es besser auf härtere Strafen zur Abschreckung zu setzen.
Egal ob Missbrauch, Geldwäsche, Terroristen, radikale Glaubenskrieger oder Ungläubige, Faschisten oder Antifaschisten, Kommunisten oder Kapitalisten, Hass und Hetze egal wer was auch immer aus welcher Richtung dafür hält, so eine Liste ist unendlich. Es findet sich immer einen Anlass um weitere Schritte in Richtung Überwachungsstaat zu gehen, den man vielleicht im sogar Denkansatz noch teilen kann, in der Konsequenz aber dann wesentliches einer freiheitlich demokratischen Grundordnung übersieht. „Fest steht aber: Es muss etwas passieren, damit .. “ wir jeweils aus dem Tunnelblick raus kommen. Wir brauchen mehr erheblich mehr Schutz der Daten, nicht weniger. Das ist mein Beitrag zur „dringend nötigen Debatte“.
Diese Debatten sind so sinnlos und meist nur vorgeschoben, um Erwachsene weiter systemathisch einzuschränken, die uns nicht passen. (Und damit meine ich nicht Pädophile)
Kinder würde man schützen, wenn man sie endlich als vollwertige Menschen betrachten würde. Wir geben Kindern überhaupt keine Stimme. Wie oft dürfen Kinder im Fernsehen über Missbrauch sprechen? Oder Belästigungen? Oder, dass ihre Eltern, Angehörige oder ihre Freunden ihnen nicht glauben?
Ich selbst komme aus einer Stadt dessen Bürgermeisterin behauptet es gebe keinen Kinderstrich. Wir wollen die Opfer weder sehen noch hören. Die Debatten über die Täter und die gaaaaaanze Aufmerksamkeit für die Täter soll die Menschen nur aufregen und die eigentlichen Opfer sind vergessen.
Missbrauch interessiert uns nicht. Wir regen uns über Kinder auf, die keinen Kontakt mit Nachbarn wollen oder von Omas nicht geküsst werden wollen. Wir lassen Kinder Gedichte auswendig lernen in der Schule, die sie dann ihren “tollen” Eltern vortragen sollen. Kinder sollen nur funktionieren. Viele wollen nicht mal einsehen, dass man Kinder nicht schlagen sollte. Aber wer schlägt, ist ja besser als jemand, der missbraucht, ne? So lange man ein Feindbild hat, ist alles in Ordnung.
So oft wissen Menschen längst Bescheid und es geschieht weiter. Weil diese Ächtung stattfindet, statt die Kinder zu schützen. Wir warten immer auf den Missbrauch, damit wir Menschen bestrafen können und wir uns besser fühlen. Nur darum geht es uns. Dann haben wir das Gefühl etwas getan zu haben.
Für Kinderpornografie müssen erst einmal Kinder missbraucht werden. Warum versuchen wir das nicht zu verhindern, statt Menschen nur eine weitere Plattform zu entziehen?
Es ist schon ein Zwiespalt.
Ja, für solche Fälle wünscht man den Sicherheitsbehörden mehr Möglichkeiten.
Haben die Sicherheitsbehörden mehr Möglichkeiten, dann fangen diese Dummerweise an diese Möglichkeiten auch immer häufiger, automatisierter und für immer mehr Bagatellfälle zu nutzen.
Paranoia?
Nein, siehe z.B. Abfrage Standortdaten Mobilfunkzellen, automatisierte Bankauskunften, … . Eingeführt um nur in begründeten, schwersten Einzelfällen Aufklärung zu bringen, geendet in der Massenüberwachung.
Das interessante ist jetzt aber durchaus auch das z.B. die erweiterten Möglichkeiten im Finanzwesen die “Steuerehrlichkeit” massiv befördert haben.
Hat das Chinesische-Sozialpunktesystem doch etwas für sich ? Sind wir als Gesellschaft zu dusselig verantwortlich mit unseren Freiheiten umzugehen. Wieviel Kollateralschäden sind akzeptabel und zwar sowohl von Missbrauchsopfern als auch Opfern der Massenüberwachung, welche es auch geben wird.
Ich würde gerne mal für eine Woche tiefer die Thematik mit all seinen Dimensionen diskutieren, den der Sachverhalt ist zu komplex für einfache Antworten und Parolen.
Ich finde auch, dass es ein Dilemma ist. Es muss doch aber möglich sein, das gesetzlich so exakt festzulegen, dass zumindest von Polizei und Behörden kein Missbrauch erfolgen kann. Das will ich auch mal mit Juristen besprechen.
“Dafür muss der Datenschutz zwangsweise etwas eingeschränkt werden.”
Wenn man “etwas” durch “total” ersetzt, wäre es wenigstens ehrlich. Warum diese Verharmlosung?
In Verbindung mit dem neuen/erweiterten Online-Hass-Gesetz ( t.co/luuqTGr53m ) ist sie also bald da, die Vorratsdatenspreicherung mit “Mindestspeicherverpflichtung” ( heise . de/-4789723 ) und Verpflichtung zur Passwortherausgabe. Ein vergleichsweise kleiner Haufen von einer gigantischen Nutzermasse baut kriminelle oder andere Sch* und alle müssen bluten und stehen mehr oder weniger unter Generalverdacht in einer “Vorsorge”datenbank.
Irgendein kranker Spammer verschickt über ‘nen X-mailer mit Fake-IP ein Kipo-Foto an meine Mailadresse, die Detection-Software erkennt und meldet das Bild und schon hänge ich am Fliegenfänger als potentieller Mittäter im pädokriminellen Netzwerk und lande ungewollt -vorsorglich- in der Überwachungsmühle. So schaut’s aus und nicht “etwas eingeschränkt”.
Nun, zwischen totaler und gar nicht gibt es noch Nuancen. Und der von der konstruierte Fall – der denkbar, aber unwahrscheimlich ist – würde sich dann wohl auch eher aufklären lassen. Wichtig ist doch aber, dass vor allem all jenen auf die Pelle gerückt wird, die kriminell sind. Das erscheint mir persönlich wichtiger.
Moin Herr Schieb,
ich empfehle einen Blick auf
daten-speicherung . de/index.php/ueberwachungsgesetze
Dort ist übersichtlich aufgelistet, was wir bereits haben (nicht weniger als 62! daten- und freiheitseinschränkende Gesetze) und was bereits getan werden darf bzw. getan wird.
Dazu noch diverse Polizeiaufgabengesetze, geheimdienstliche Tätigkeiten und “Zulieferung” von befreundeten Diensten. Raum für “Nuancen” bleibt da heute schon ziemlich wenig. Reicht das alles noch nicht?
Die Kernfrage muss doch sein, warum zunehmend Teile der Gesellschaft derart verkommen und verrohen und warum ausgerechnet die Kinder deren Ventil sind. Warum kursieren sogar in unserer Politik nichtswürdige Bedürfnisse nach sexueller Lustbefriedigung durch Kinder (vgl. z.B. Edathy-SPD-Affäre)? Frau Sabine liefert in ihrem o. g. Kommentar erste Erklärungen.