Wenn über die (negativen) Folgen der Digitalisierung gesprochen wird, geht es fast immer um Facebook. Das liegt nahe, denn der Konzern greift mit seinen Produkten tief in unser aller Leben ein – eben auch in die Gesellschaft und Meinungsbildung.
Ein anderer Megakonzern bewegt sich allerdings häufig unter dem Radar – und das wiederum völlig zu Unrecht. Und das ist: Amazon. Auch Jeff Bezos’ Konzern verändert die Gesellschaft und die Wirtschaft. Allerdings ohne dass allzu häufig darüber diskutiert würde. Aber auch das scheint sich ein wenig zu ändern. Die Kritik an dem kaum beherrschbaren Unternehmen wird lauter.
Reuters wertet interne Dokumente aus
Die Nachrichtenagentur Reuters hat jetzt eine Schattenseite von Amazon sichtbar gemacht. Laut Recherche von Reuters hat Amazon systematisch erfolgreiche Produkte kopiert und die Suchergebnisse im Portal manipuliert, um die eigenen Erlöse zu steigern. In diesem Fall in Indien.
Reuters beruft sich auf interne Amazon-Dokumente. Demnach ermittle der Weltkonzern anhand seiner Daten, die im Marketplace anfallen, welche Produkte besonders gut laufen – und was die Menschen dafür zu zahlen bereit sind. Dann stellt Amazon vergleichbare Produkte in Eigenmarke her und verkauft sie ebenfalls über die eigene Plattform. In der Suche dort erscheinen die Amazon-Produkte, so Reuters, dann “in den ersten zwei oder drei … Suchergebnissen”.
Der Vorwurf: Amazon kopiert erfolgreiche Produkte
Zwar ist diese Methode nicht neu – schon die ARD-Dokumentation “Das System Amazon” hat diese Vorgehensweise schon vor einigen Jahren dokumentiert. Trotzdem hat Amazon die neuerlichen Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurückgewiesen und sie als “sachlich falsch und unbegründet” bezeichnet. Die Suchergebnisse der Eigenmarken würden nicht bevorzugt.
Wettbewerbswidrige Praktiken?
In den USA, Europa und in Indien wird bereits wegen wettbewerbswidriger Praktiken gegen Amazon ermittelt. In den USA hat die streitbare US-Senatorin Elizabeth Warren sogar die Forderung nach einer Zerschlagung des Konzerns bekräftigt. Der aktuelle Reuters-Bericht bestätige Befürchtungen, Amazon nutze seine Monopolmacht aus. “Das ist einer der vielen Gründe, warum wir ihn zerschlagen müssen”, schimpft Warren. Die Demokratin kritisiert die Marktmacht von Unternehmen wie Amazon und anderen seit Jahren – recht hat sie.
Amazon ist einer der größten Datensammler der Welt – und nutzt die Daten auch
10 Kommentare
Kommentar Funktionen
Für mich immer wieder faszinierend mit welcher Vehemenz immer wieder gegen Facebook, Amazon & Co gewettert wird, aber Alibaba, JD.com und Tencent immer noch komplett unbehelligt bleiben.
Bei aller kritischen Haltung zu den Machenschaften der westlichen Konzerne muss man sich bei allen geforderten Maßnahmen auch die Frage gefallen lassen inwiefern diese den Weg für die Dominanz von Konzernen ebnen, die in einem totalitären Regime beheimatet sind.
Zerschlagung scheint mir da nicht das Mittel der Wahl, stärkere Kontrolle und Durchsetzung bestehender Regularien schon eher.
“Der Vorwurf: Amazon kopiert erfolgreiche Produkte”
machen viele andere Unternehmen auch. Wenn man die Daten dafür hat, geht es easy.
Das stimmt! Jede größere Einzelhandelsfirma hat Eigenmarken, die unter dem jeweiligen “Hauslabel” erfolgreiche Produkte von zumeist Weltkonzernen günstig kopieren. Nur bei Amazon soll das aber zum Problem hochstilisiert werden, da die Firma schließlich “böse” ist. Wenn dem so wäre, würden nicht hunderte Millionen von Menschen dort noch kaufen. Auch der Vorwurf, Amazon sei meist teurer als andere Händler, ist falsch. Ich betreibe vor meinen Käufen oft eine Preis-Recherche und dann fällt die Wahl fast immer auf: Amazon. Ich werde dort nicht mehr kaufen, falls sich das mal ändert. Bis dahin aber: Macht bitte weiter so, Jungs und Mädels von Amazon!
Warum bietet dieses Blog eine Kommentarfunktion an, wenn der Kommentar dann doch nicht veröffentlicht wird?
Anscheinend passt einem GEZ bezahltem Mitarbeiter Ihre Meinung nicht.
Vielleicht hat der GEZ bezahlte Mitarbeiter festgestellt, daß der von R. Fleischer erstellte Beitrag nicht den ausgeschriebenen Regeln entspricht und hat ihn deswegen nicht freigegeben. Nicht immer sofort nach “Zensur” schreien, wenn etwas nicht so läuft, wie es einem gefällt.
Das führt dann aber dazu, dass sich mehr und mehr Leute zum Fratzenbuch usw. gesellen weil man da meines Wissens nach alles schreiben kann was man will. Und so kommen dann auch die Nachrichtenquellen vom Fratzenbuch usw. selbst wenn man noch GEZ bezahlt was Fakenews natürlich Tür und Tor öffnet.
Vielleicht interessant:
Ich habe hier schon öfter kommentiert. Selten, aber hin- und wieder passiert es, endet ein Kommentar im digitalen Nirwana, bzw. mit dem automatisierten Feedback das der Kommentar geprüft wird, ohne spätere Freischaltung
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Die entsprechenden Kommentare waren nach meiner Ansicht unproblematisch. Von daher würde ich nicht davon ausgehen, das hier jemand bewusst etwas unterdrückt. Das ist auch nicht sehr plausibel, da so etwas viel Zeit kosten würde.
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Es ist eher zu vermuten, dass automatisierte Filter den einen oder anderen Kommentar, nach welchen Kriterien auch immer, aussieben und das das Moderationsteam für die Prüfung entweder nicht existent oder völlig überlastet ist.
Weil der Kommentar verdächtig lang war, musste erst eine Sichtung erfolgen.
Ausblendend, dass auch der US-Staat (und damit auch die Frau Senatorin des linken Demokratenflügels) erheblich von Amazons Steuern profitiert und davon absehend, dass jedes turbokapitalistische Unternehmen mit Weltmarktführeranspruch (wie auch Apple, Ebay, FB, Google, Microsoft, Tesla) tendenziell ebenso handeln wird und, zur Befriedigung von gierigen Aktionärsansprüchen, sogar handeln muss, so kann man sich hier und da dennoch wehren:
Amazon hat z.Zt. über 140 Eigenmarken (s.u.). Man könnte z.B., was allerdings die bequeme/faule Komfortzone für einige Minuten belastet, nachdem man die Suchergebnisse nach aufsteigendem Preis sortiert hat, die Suchergebnise mit diesen gelisteten Marken abgleichen/streichen, bis man einen Händler findet, der gleiche bzw. ähnliche Produkte anbietet. Und dann muss man natürlich bereit sein, den evtl. höheren Preis des Alternativ-Händlers zu bezahlen. Zusätzlich könnte man auch recherchieren, was ebenfalls die bequeme/faule Konfortzone für einige Minuten belastet, ob der Händler nicht eine eigene Internetpräsenz betreibt und direkt dort bestellen. Dann verdient Amazon gar nichts mit. Man darf aber auch nicht vergessen, dass viele Händler ohne Amazon schon längst keine Händler mehr wären, weil man sie, unter Milliarden von Internetseiten, schlicht gar nicht wahrnehmen bzw. finden würde. Ein zweischneidiges Schwert, also.
Letztlich geht es auch hier um Medienkompetenz, nämlich nicht direkt das erste Beste zu ordern, so wie man auch nicht der ersten Schlagzeile Glauben schenken sollte, die zu einem Thema “ganz oben” in den Suchergebnissen erscheint.
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