Berlin fördert KI – und warum?

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Berlin fördert KI – und warum?

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Drei Milliarden Euro will die Bundesregierung bereitstellen, um die KI-Forschung in Deutschland zu fördern. “Hurra, ein Lebenszeichen!”, will man da ausrufen. Denn das Thema Digitalisierung spielt in Berlin ansonsten nicht die geringste Rolle. Keine Visionen, nichts zur Abwehr von Gefahren. Es gibt schlichtweg kein Konzept. Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass nun drei Milliarden locker gemacht werden.

Das Ziel: Deutschland zum führenden Forschungsstandort für Künstliche Intelligenz (KI) zu machen. Das ist ehrenwert. Allerdings wird sich das Ziel kaum erreichen lassen. Aus vielen Gründen. Unter anderem, weil die anderen schon viel weiter sind. Die Amerikaner natürlich. Aber vor allem die Chinesen.

KI-Systeme können eine Menge, sogar das Alter von Passanten schätzen; Rechte: WDR/Schieb

KI-Systeme können eine Menge, sogar das Alter von Passanten schätzen

Wo bleibt die Ethik?

Die geben richtig Gas – und stecken unfassbar hohe Beträge in die Entwickling. Sie setzen ihre Systeme auch einfach so gegen ihre eigene Bevölkerung ein. Stichwort: Komplettüberwachung und Scoring-Systeme in China. Skrupel gibt es keine.

Wollen wir das hier auch? Es ist fast schon anrührend, wie begeistert und Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der Kölner Firma DeepL berichtet, die ein fraglos ungeheuer gutes Übersetzungssystem entwickelt hat (ich habe hier schon darüber berichtet). Altmaier freut sich dann, ist stolz wie Oskar, wie ein Papa auf seine Kinder: Seht her, ja, das wurde tatsächlich in Deutschland entwickelt.

https://vimeo.com/297276960

Interview mit Dr. Viehoff zum Thema KI

Es fehlt an Visionen und Strategien

Allerdings sollte es nicht nur um die Weiterentwicklung dieser Systeme gehen. Das ist klug, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Es muss auch um ethische Fragen gehen: Was sollen Algorithmen allgemein dürfen, was KI im Besonderen? Welche Grenzen soll es geben? Wie bewertet man die Systeme, die uns bewerten? Wie lässt sich so etwas international aufhängen? Am besten sogar bei den Vereinten Nationen (UN)? Es gibt keinen einzigen Politiker, der an so etwas auch nur denkt, geschweige handelt.

Zwar heißt es auch in Berlin, dass im Sinne des “demokratischen Anspruchs” eine “verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte Entwicklung und Nutzung von Kl” ermöglicht werden soll und in einem breiten gesellschaftlichen Dialog “ethisch, rechtlich und kulturell” debattiert werden soll. Immerhin.

Doch wie wäre es mit vorausschauender Politik? Mitdenken. Weiterdenken. Handeln. Nicht: Drei Milliarden Euro locker machen, weil es die anderen auch tun. Das ist keine Gestaltung. Das ist ein Sich-von-anderen-treiben-lassen. Sollte dieser Schritt jetzt ein “Awakening” sein, also nur eine Art erster Reflex, der Beginn für etwas für Neues, dann wäre ich zufrieden. Aber ich fürchte, genau das Gegenteil passiert: “Aber wir haben doch die KI gefördert”, werden wir zu hören bekommen. Genug getan. Thema Digitalisierung abgeschlossen.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

3 Kommentare

  1. “Denn das Thema Digitalisierung spielt in Berlin ansonsten nicht die geringste Rolle. Keine Visionen, nichts zur Abwehr von Gefahren. Es gibt schlichtweg kein Konzept.”
    Nun, ein “Konzept” zur Digitalisierung gibt es tatsächlich (schon): sage und schreibe 110(!) Punkte, unterteilt in 5 sog. “Handlungsfelder”, die ich unten mal aufgelistet habe (Quelle: die extra dafür geschaffene, “kreative” Neuland-Homepage digital-made-in.de ). Sorry vorab, für die Länge dieses Posts, aber besser kann man m. E. diese Klotzen-statt-Kleckern-“Strategie” dieser GroKo kaum darstellen.
    Wie man unschwer erkennt, hat man sich durchaus Gedanken gemacht, selbst über so banale Dinge, wie im u. g. Punkt 38: “Verpackung und Kühlschrank denken mit” (btw: mein persönlicher Favorit). Ihren, hier angesprochenen Punkt, findet man übrigens unter Punkt 21 (von 110). Mir fehlt schlichtweg der Glaube, dass, diese Regierung, die vielleicht nur noch 3 Jahre regiert, auch nur ansatzweise überblicken kann, was für ein gigantisches Brett hier gebohrt werden soll bzw. muss! Ob der erwähnte, freudestrahlende Herr Altmaier sich dessen bewusst ist, bezweifele ich ebenso.
    Einen Vorteil hat es für Sie, Herr Schieb: Sie können/dürfen hier noch mindestens über 109 weitere Punkte (s. u.) und deren Zielerfüllung berichten. ;)
    —–
    I) Digitale Kompetenz
    1. DigitalPakt Schule
    2. Berufsbildung 4.0
    3. Förderung von digitalen Kompetenzen in Heilberufen
    4. Nationale Weiterbildungsstrategie
    5. Gutes Aufwachsen mit Medien
    6. Schutz von Frauen und Mädchen vor digitaler Gewalt
    7. Förderung digitaler Kompetenzen, #eSkills4Girls
    8. Servicestelle “Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen”
    9. Digitaler Engel – sicher, praktisch, hilfsbereit
    10. Digitale Kompetenzen von Verbrauchern fördern
    11. Ernährungskompetenzen ausbauen – digital und unterwegs –

    II) Infrastruktur und Ausstattung
    12. Glasfaserausbau und Fortentwicklung der staatlichen Förderung
    13. Sondervermögen “Digitale Infrastruktur”
    14. Fortentwicklung Telekommunikations-Regulierung
    15. Frequenzvergabe und Mobilfunkstandard 5G
    16. Aufbau und Betrieb der Telematikinfrastruktur – Einführung medizinischer Anwendungen und Verbesserung der Infrastruktur im stationären Krankenhaus- und Altenpflegesektor, im amubulanten Sektor sowie sektorenübergreifend
    17. Förderung von Investitionen in IT-Sicherheit für Krankenhäuser, die als kritische Infrastruktur identifiziert wurden
    18. Maßnahmen zur Erhöhung der IT-Sicherheit für Leistungserbringer, die nicht von der BSI-Kritis-Verordung erfasst werden
    19. Auslands-IT für alle Einrichtungen der unmitelbaren Bundesverwaltung
    20. Schutz vor elektromagnetischen Feldern bei der Digitalisierung, insbesondere Mobilfunk

    III) Innovation und digitale Transformation
    21. Strategie Künstliche Intelligenz (KI)
    22. Blockchain-Strategie
    23. Potenziale von Big Data, KI und weiteren neuen Technologien (z.B. Blockchain) für die Gesundheitsversorgung untersuchen und nutzbar machen
    24. Forschung für eine Digitale Medizin und Pflege
    25. Aufbau von Digitalzentren in Afrika – Digitale Leuchttürme für Afrika
    26. Nutzung von digitalen Innovationen für Entwicklung, insbesondere Einsatz von Schlüsseltechnologien wie Blockchain, Internt der Dinge und Künstliche Intelligenz in Entwicklungsländern
    27. “Make-IT” – Tech Start-up Förderung in Entwicklungsländern
    28. Computerspieleförderung des Bundes
    29. Unterstützung junger und innovativer Unternehmen
    30. Förderung digitaler Technologien und Innovationen
    31. Allgemeine Compliancestandards für Telemedien entwickeln
    32. Unterstützung des Mittelstandes bei der digitalen Transformation
    33. Unterstützung bei der Umsetzung von Industrie 4.0
    34. Digitalisierung des Hochschulsystems – Forschung zur digitalen Hochschulbildung, Wettbewerb für digital innovative Hochschulen oder Hochschulverbünde
    35. Digitalisierung des Wissenschaftssystems – Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
    36. Forschung und Entwicklung zur “Zukunft der Arbeit”
    37. Förderung der Einrichtung betrieblicher Experimentierräume
    38. “Verpackung und Kühlschrank denken mit”
    39. Digitale Karte “Rettungspunkte Forst”
    40. Digitale Experimentierfelder in der Landwirtschaft
    41. Potentiale der Digitalisierung für den Klimaschutz
    42. Potentiale der Digitalisierung für umweltverträgliches Leben in Stadt und Land
    43. Nachhaltiger Konsum im Kontext der Digitalisisierung
    44. Potentiale der Digitalisierung für Ressourceneffizienz (Deutsches Ressourceneffizienzprogramm – ProgRess III)
    45. Impulse und Förderung digitaler Innovationstechnologien im Mobilitätssektor (Schwerpunkt Dateninnovationen und Künstliche Intelligenz in Fahrzeugen, Infrastruktur, Systemen)
    46. Rechtssichere Umsetzung innovativer digitaler Geschäftsmodelle im ÖPNV (Schwerpunkt Mobilitätsplattformen)
    47. Einsatz von Big Data zur Früherkennung und Analyse krisenhafter Entwicklungen – Datengestütztes Krisenfrüherkennungs- und Analyseunterstützung-Tool PREVIEW
    48. Produktlebenszyklus Management
    49. Cyber Innovation Hub
    50. Forschungsrahmenprogramm der Bundesregierung für IT-Sicherheit “Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt”
    51. “Agentur für Innovation in der Cybersicherheit”

    IV) Gesellschaft im digitalen Wandel
    52. Datenethikkommission und zukunftsweisende Datenpolitik
    53. Gestaltung der Datenökonomie
    54. Algorithmen-basierte Entscheidungen überprüfbar machen
    55. Durchgängiges lageangemessenes Niveau an Cyber- und Informationssicherheit in der Digitalisierung
    56. Aufbau der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB)
    57. Digitalisierungsstrategie des Bundes für den Kulturbereich
    58. Digitalisierung von Beständen durch das Bundesarchiv, die Deutsche Nationalbibliothek und den Internationalen Suchdienst
    59. Digitalisierung des nationalen Filmerbes
    60. Museum 4.0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft
    61. Deutscher Filmförderfonds II
    62. Errichtung einer Forschungsdatenbank zur Provenienzforschung
    63. Strukturen der Zivilgesellschaft digital fit machen: Digitalisierung in den Spitzenveränden der Freien Wohlfahrtspflege
    64. Digitale Stadtentwicklung und Förderung von Smart Cities
    65. Modellvorhaben “Smarte LandRegionen” im Rahmen des Bundesprogramms “Ländliche Entwicklung”
    66. “Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume”
    67. Digitale Beteiligung und Online-Dialogformate
    68. Vorteile mobiler Anwendungen erschließen und Marktzugänge für gute digitale Anwendungen im Gesundheitswesen erleichtern
    69. Automatisiertes und vernetztes Fahren
    70. Haftungsregelungen für autonome Systeme überprüfen und ggf. anpassen
    71. Datenverfügbarkeit als Grundlage der Digitalisierung des Verkehrs
    72. Experimentierklausel im ArbZG zur Erprobung flexibler Arbeitszeitmodelle
    73. MINT-Aktionsplan
    74. Arbeitsbeziehungen und Sozialschutz bei der Plattformarbeit
    75. Fortschreibung des Nationalen Aktionsplans zur UN-Behindertenrechtskommissiion mit dem Schwerpunkt “Digitalisierung und Inklusion”
    76. Förderung der Digitalisisierung der Finanzindustrie
    77. Vollendung Digitaler Binnenmarkt
    78. Gestaltung einer digitalen Ordnungspolitik
    79. Digitalisierung Afrikas im Rahmen der Initiative Digitales Afrika – insbesondere Beiträge in den Sektoren Gesundheit, gute Regierungsführung und Bildung
    80. Förderung der Digitalwirtschaft in Entwicklungsländern, insbesonde Kooperation mit der Privatwirtschaft im Tech-Bereich und Nutzung des digitalen Handels
    81. Strategische Kommunikation im Wettbewerb der Narrative
    82. Cyber-Außenpolitik und Cybersicherheit in der Außenpolitik
    83. Cyber Cluster der Universtität der Bundeswehr München
    84. International Grenzen für die Entwicklung von Letalen Autonomen Waffensystemen (LAWS) definieren
    85. Virtualisierung Bundesakademie für Sicherheitspolitik

    V) Moderner Staat
    86. Den digitalen Staat und die moderne Verwaltung in Bund und Ländern ausbauen (1) – umfassende und sichere Digitalisierung von rd. 575 Verwaltungsleistungen im Geltungsbereich des Onlinezugangsgesetzes (OZG)
    87. Weiterentwicklung Elterngeld Digital
    88. BAföG-Online
    89. Den digitalen Staat und die moderne Verwaltung in Bund und Ländern ausbauen (2): Bereitstellung eines Bundesportals mit Nutzerkonto; Aufbau eines sicheren Portalverbundes (Digitalisierungs-plattform) zwischen Bund, Ländern und Kommunen mit Nutzerkonten
    90. Aufbau des Auslandsportals des Bundes
    91. Digitales Familienministerium
    92. Familienportal und Infotool
    93. Zahlungsverkehrsplattform (E-Payment)
    94. IT-gestütztes ressortübergreifendes Beteiligungs-Monitoring- und Informations-System (BeMIS)
    95. Bürger- und Geschäftskundenportal der Zollverwaltung
    96. Digitalisierung in der Finanzverwaltung
    97. Digitalisierung der öffentlichen Beschaffung
    98. Modernisierung des Verbrauch- und Verkehrssteuervollzugs der Zollverwaltung
    99. Modernisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes durch Bereitstellung eines digitalen Melde- und Überwachungssystems für übertragbare Krankheiten
    100. Digitales Gesundheitsinformationsportal
    101. Digitaler Staat – Dienstekonsolidierung
    102. Groupware Bundeswehr (Groupware Bw)
    103. Digitalisierung der Verwaltung auf Grundlage des DMS DokMBw
    104. Personalentwicklung und -gewinnung in der digitalen Verwaltung
    105. Krisenfrüherkennung unter Nutzung von Schlüsseltechnologien und Entwicklung innovativer Dienste
    106. Krisenvorsorgeinformationssystem Bund (KVInfoSysBund)
    107. Digitalisierung Lagebilder BMVg
    108. Building Information Modelling (BIM)
    109. Green-IT-Initiative: Energieverbrauch, Energieeffizienz und nachhaltige IT-Beschaffung in der Bundes-IT
    110. Satelliten gestütztes Monitoring aller landwirtschaftlichen Flächen auf Basis von Sentinel-Satellitenbildern im Rahmen der EU-Agrarförderung

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