China baut eine neue Mauer: Geblockte Inhalte

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China baut eine neue Mauer: Geblockte Inhalte

Kommentare zum Artikel: 11

Die Chinesische Mauer ist ein beeindruckendes Bauwerk. Ich war zwar noch nie auf dem Mond. Aber es heißt, man könne die Chinesische Mauer von da oben aus mit bloßem Auge erkennen. Als einziges Bauwerk der Erde. Beeindruckend! Derweil ist China dabei, eine neue Mauer zu errichten – und die hat ebenfalls längst gigantische Ausmaße angenommen. Allerdings ist die “Great Firewall of China” weitgehend unsichtbar. Selbst wenn man direkt davor steht. Allerdings lässt sich der Effekt beobachten.

Der Beweis: Tagesschau ist in China blockiert; Rechte: WDR/Schieb

Der Beweis: Tagesschau ist in China blockiert

So funktioniert Meinungsfreiheit in China

Die “Great Firewall of China” ist ein überaus mächtiges Zensurinstrument der chinesischen Regierung, die es bereits seit den 90er Jahren gibt. Natürlich nur – so die Regierung – , um die chinesischen Bürger zu schützen. So werden Inhalte blockiert, die sich kritisch mit der chinesischen Regierung auseinandersetzen. Die übliche Logik: Kritik = Terror. Wird also gesperrt. Gerne werden dann gleich komplette Domains vom Netz genommen, nicht etwa nur einzelne Artikel oder Videos. Das wäre ja auch viel zu differenziert – und aufwändig.

Webangebote, die von der Great Firewall of China blockiert werden, sind nicht etwa Webseiten mit Verschwörungstheorien oder vom IS (das wäre nicht nur verständlich, sondern auch sinnvoll), sondern Inhalte von Tagesschau, NDR Fernsehen oder ARTE. Nicht einzelne Beiträge, die nicht gefallen, sondern die kompletten Domains. Weggeschlossen – aufgrund von kritischer Berichterstattung.

https://vimeo.com/374149070

Praktisches Tool: Welche Webangebote sind in China gerade blockiert?

13 deutsche News-Angebote in China geblockt

Woher ich das weiß? Nein, ich mache nicht gerade Urlaub in Peking oder Shenzhen – sondern nutze einen extrem praktischen neuen Service von experte.de: Hier könnt auch Ihr überprüfen, welche Angebote in China gerade gesperrt/blockiert sind. Die Entwickler dieser Seite betreiben dazu drei Server in China (Peking, Shanghai, Shenzhen) – und können so – live! – ermitteln, welche Webangebote in China blockiert sind. Darunter folgende Angebote aus Deutschland:

  • Arte
  • BILD
  • Deutsche Welle
  • Euronews
  • FOCUS
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • Heise
  • manager magazin
  • n-tv
  • NDR
  • SPIEGEL
  • Süddeutsche Zeitung
  • Tagesschau

Wir vom WDR sind noch nicht darunter – kann sich nach diesem Beitrag aber ändern.

Natürlich kann jedes Land selbst entscheiden, wie es mit Themen wie Meinungsfreiheit umgeht. Allerdings dürfen wir uns unsere Gedanken dazu machen. Und spätestens dann, wenn es um die Frage geht, ob ein Hersteller aus China beim 5G-Netzausbau eine führende Rolle spielen sollte (Huawei), spielt es allerdings sehr wohl eine Rolle. Denn will man wirklich zulassen, dass Technik eingesetzt wird aus einem Land, die Meinungsfreiheit aktiv und derart breitflächig unterdrückt?

Eigentlich eine Aufgabe der Politik, sich zu diesem Thema zu äußern. Eigentlich.

Übrigens: Der praktische Service von experte.de schaut auf Wunsch nicht nur nach, was in China blockiert ist, sondern auch in Russland oder Türkei. Da ist es mit der Meinungsfreiheit ja auch nicht so weiter her.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

11 Kommentare

  1. “Denn will man wirklich zulassen, dass Technik eingesetzt wird aus einem Land, die Meinungsfreiheit aktiv und derart breitflächig unterdrückt?”
    Jetzt mal im ernst… wenn man Probleme mit der Unterdrückung von Meinungsfreiheit und der Einschränkung von Menschenrechten hat und daraus ableitet, aus einem entsprechenden Land keine Waren zu kaufen, dann sollte man auch entsprechend weiter denken!
    Schaut doch mal nach, auf wie vielen Produkten “Made in China” steht -> das gehört demnach alles nicht in den Einkaufswagen.
    Das Ganze lässt sich fast beliebig auf weitere Staaten ausweiten – Russland und Türkei werden ja schon genannt. Wenn mit der gleichen Begründung aus Ländern mit Regenwaldabholzung, Verfolgung von Minderheiten, Todesstrafen, etc. pp. nicht mehr einkaufen will, dann ist die Auswahl im Supermarkt langsam sehr eingeschränkt!

    • Jörg Schieb am

      Dieser Gedanke ist zulässig. Ich denke nur, es macht schon noch einen Unterschied, ob ich nur etwas kaufe, das in einem Land hergestellt wurde — oder an wichtigen Schaltstellen ständig eine gewisse Kontrolle zulasse.

  2. Nachtrag: im gleichen Atemzug, in dem hier über Huawei gelästert wird, wird der Besucher dieser Seite per ioam getrackt.
    Jaja: “Die Kritiker der Elche…”

  3. Zitat: “Denn will man wirklich zulassen, dass Technik eingesetzt wird aus einem Land, die Meinungsfreiheit aktiv und derart breitflächig unterdrückt?”

    Gegenfrage: Welche Technik bzw. von welchem Hersteller soll man sonst einsetzen? Die Europäer haben’s verkackt, es existiert kein nennenswert konkurrenzfähiger Anbieter mehr. Einen amerikanischen Anbieter (welchen?) nehmen ist vom Regen in die Traufe, die spionieren ganz ungeniert immer schon aus – da regt sich nur kaum noch jemand drüber auf.

    Was soll also dieser blödsinnige Populismus und Aktionismus gegen Huawei? ohne Alternativen zu benennen ist das nurmehr hohles Geschwätz.

    • Jörg Schieb am

      Danke für diesen so achtsam, respektvollen und überhaupt nicht polemischen Kommentar. Ich denke, Kritik ist berechtigt und möglich – auch ohne gleich Alternativen präsentieren zu können. Ich stimme zu, dass es bedauerlicherweise so weit gekommen ist, dass wir in Europa keine eigene Technologie (mehr) herstellen.

  4. Peter Müller am

    Wo waren Sie denn? Ich kann ARD und Deutsche Welle ohne VPN im Süden Chinas problemlos sehen. Bild lese ich nicht, aber selbst NZZ ist erreichbar. Liegt aber vielleicht auch daran, dass es dort 5G schon gibt. Was man hier in NRW noch nicht kennt.

    • Jörg Schieb am

      Wie im Artikel erwähnt, erledigt diesen Verfügbarkeits-Check ein Onlinedienst mit Servern in China.

  5. B. Franke am

    Ist halt deren Variante unseres “NetzDG”. Muss man akzeptieren, bei einer Weltmacht sowieso. Einige, der o.g. Medien, habe ich auch auf meiner persönlichen, “schwarzen Liste” und verweigere freiwillig deren Konsum.
    Der geäußerten Kritik an 5G-Huawei stimme ich zu.

    • Jörg Schieb am

      Also: Komplette Domains zu blocken strafbare einzelne Äußerungen zu entfernen ist meiner Ansicht nach nicht dasselbe.

      • B. Franke am

        “Nicht dasselbe”, aber m.E. die gleiche Intention: Zensur. Als versteckte bzw. einschüchternde Zensur, im Rahmen des NetzDG: die Angst des Betreibers vor hohen Strafen, weil er ggf. was Falsches/Unliebsames veröffentlichen könnte und daher eher geneigt ist, etwas mehr zu löschen, selbst dann, wenn es nur äußerst kritisch und eben nicht strafbewährt ist. Als offensichtliche Zensur, im Rahmen der chinesischen Website-Blockaden: die Angst der Regierung vor ausländischer Kritik, die das Volk noch mehr gegen den Staat aufwiegeln könnte (siehe Hong Kong-Proteste).

        • Jörg Schieb am

          Da stimme ich nicht zu. Angebote zu blocken, die nicht genehm sind, ist Zensur. (Ich bin übrigens ausdrücklich der Ansicht, dass es sinnvoll sein kann, bestimmte Inhalte zu blockieren.) Das NetzDG hat aber ein ganz anders Ziel: Strafbewehrte Aussagen zu entfernen, also Hass, Hetze, Beleidigungen. Das ist keine Zensur.

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