Computerspiele werden zu schnell verramscht

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Computerspiele werden zu schnell verramscht

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Computer- und Videospiele sind zu billig. Ein neues Spiel vom Schlage eines “Battlefield V”, “Red Dead Redemption 2” oder “Fifa”, so ein richtiger Blockbuster eben, kostet 60 bis 70 Euro. Bitte nicht falsch verstehen: Das ist natürlich nicht wenig Geld. Aber was passiert, wenn wir uns das Spiel nicht am Erstverkaufstag kaufen oder in den ein, zwei Monaten nach der Veröffentlichung? Dann stehen die Chancen gut, dass der Preis des Spiels ganz tief in den Keller rauscht.

Jetzt ist gerade Weihnachtsshopping und die digitalen Verkaufsplattformen für Games sind mitten in ihren großen Sale-Aktionen. Nur zwei Beispiele: Im Playstation-Store gibt es “Assassin’s Creed Odyssey” drei Monate nach Erscheinen zum halben Preis, “Fallout 76” ist ebenso von 70 Euro auf 35 Euro reduziert. Das postapokalyptische Rollenspiel ist erst einen Monat alt. Wer hier direkt zur Veröffentlichung gekauft hat, hat ein ziemlich mieses Geschäft gemacht.


Dabei legen es die Publisher, also die Games-Verlage, darauf an, dass ihre Spiele so früh wie möglich gekauft werden, am besten schon vor Veröffentlichung als Vorbestellung. Sie locken mit zusätzlichen Spielinhalten, wer vor dem Release kauft, bekommt einen hübschen Hut für seine Spielfigur, darf ein paar Tage eher losspielen und so weiter. Hauptsache er kauft, bevor es kritische Testberichte gibt – oder gar einen Shitstorm wie ihn “Fallout 76” wegen schlechter Qualität erlebt hat. Denn ist ein Spiel erst auf dem Markt, verkauft es sich oft nur noch schleppend. Da kann erst ein ordentlicher Preisnachlass für neue Verkäufe sorgen.

Fallout 76: Preisverfall schon nach zehn Tagen

Doch die Frühkäufer, die sich selbst nicht zu Unrecht als besonders treue Kunden und Fans sehen, macht das stinksauer, wenn der Sale so früh kommt – bei “Fallout 76” zum ersten Mal und nach vielen negativen Besprechungen schon zehn Tage nach Veröffentlichung, beim Lara-Croft-Spiel “Shadow of the Tomb Raider” waren es vier Wochen. Manch einer fühlt sich schlichtweg betrogen, wenn er 30 Euro mehr ausgegeben hat für ein Spiel, das in den ersten Tagen womöglich noch fehlerhaft ist und das eine oder andere Update benötigt. Und dann hagelt es schlechte Bewertungen und wütende Kommentare, die kein Spieleentwickler wirklich lesen möchte. Denn ein Computerspiel zu entwickeln, ist teuer, schlechte User-Kritiken schaden den Verkäufen.

https://www.youtube.com/watch?v=JZrsYp6kCLw

Die Entwickler von Black Forest Games, Piranha Bytes und Deck13 erklären, wie teuer die Spieleproduktion ist.

Die digitalen Stores für die Playstation, die XBox oder Steam für den PC haben es einfach gemacht, Games als Schnäppchen zu verkaufen oder gleich für ein paar wenige Euro zu verramschen. Der Druck ist zudem groß, in der unglaublichen Masse von Games irgendwie aufzufallen. Da helfen starke Rabatte. Auf lange Sicht erziehen sich die Spielehersteller aber ihre Kunden – und die rufen inzwischen zum Boykott auf und warnen vor Vorbestellungen und dem Kauf zum Release-Tag. Denn der erste Preissturz kommt bestimmt.

Über den Autor

Mit "Doom" fing es an; seitdem haben digitale Spiele Thomas Ruscher nicht mehr losgelassen. Wenn er nicht gerade selbst spielt, schreibt und spricht er über Battle Royale, Open Worlds, eSport, Roguelikes und alles, was sonst noch mit Games zu tun hat.

9 Kommentare

  1. KarlchenRa am

    Jedes Spiel, ob 10 Euro, 20 oder 70 Euro, welches ich kaufe, lehrt mich, demnächst weniger zu spielen. Die Spiele sind seit 2005 nur noch seelenlos. Ich schmunzle oftmals, wenn Leute behaupten, das wäre Quatsch und sie kommen dann mit ihrem Ärger , wenn sie der Aussage begegnen “Früher war alles besser”. Das nervt mich nämlich ziemlich. Es ist wie es ist. Die Spiele sind schlecht. Punkt. Sie bieten keinen Wiederspielwert. Das einzige, was Fun macht sind für mich Rennspiele (Grid und Co.). Das andere spielt man mit Begeisterung an (ja), aber nach einigen Tagen offenbart sich der Abgrund an Seelenlosigkeit, Strategielosigkeit. zB Anno 1800 und Civ 6: die KI cheatet. Was da noch mit Strategie?

  2. Als normal berufstätiger, normal verdienender und normal spieleinteressierter Mensch schiebt man doch mittlerweile – zumindest geht es mir so – Dutzende oder gar Hunderte von Spielen auf den verschiedensten Plattformen und Clients als “Pile of Shame” vor sich her, weil kein Mensch mehr die Zeit hat, all das, was da im Laufe eines Jahres so erscheint, überhaupt noch zu spielen – insbesondere Zeitfresser wie Rollen- oder Strategiespiele. Gekauft wird’s natürlich, wenn der Preis niedrig genug ist, trotzdem.

    Wer auf diese Weise eh noch haufenweise hochkarätiges Ungespieltes daheim hat – gerne auch inklusive aller DLCs und auf den perfekten Stand gepatcht – der gibt natürlich kein Riesengeld für potentiell erst mal verbuggte Neuerscheinungen unbekannter Qualität aus. Ganz zu schweigen von Vorbestellungen, die nun wirklich das Dümmste überhaupt sind, was man tun kann.

    Zudem ist der Markt eben auch irgendwann gesättigt: Auf dem PC kann man – weil es ein offenes System ist und dank Plattformen wie GOG – praktisch heute noch sämtliche Titel spielen, die in den letzten 30 Jahren erschienen sind. Hinzu kommen haufenweise Neuerscheinungen sowie etliche weitere Spieleplattformen (PS, Xbox, Switch, …) mit teilweise nochmals exklusiven Titeln. So viel Angebot drückt natürlich auch auf den Preis.

  3. Ich finde es gut, dass die Spiele schnell günstig werden. Das oft ein rascher Preisverfall einsetzt ist mittlerweile weitestgehend bekannt und wer geduldig ein Vierteljahr die Füße stillhalten kann wird so belohnt. Ich kann warten. Nach drei oder vier Monaten sind die gröbsten Bugs per Update entfernt, der Inhalt ist immer noch der Gleiche (die Story wird ja nicht schlechter nur weil das Spiel schon ein paar Monate am Markt ist) und ich spare noch einige Euros. Ich sehe nur Vorteile ;)

  4. Alexander am

    Dass die Spiele schnell billiger werden ist nur fair. Dem Kunden werden seit Jahren alle Rechte weg genommen, die es früher mal gab:
    – Onlinezwang: Offline geht heute kaum noch
    – Accountbindung: Spiel meiner Tochter für 30€ gekauft, 3 Stündchen gespielt , keine Lust mehr. Was mach ich damit? nichts, es dümpelt tot im Account herum.
    – Gebrauchtspiele: siehe Accoutnbindung, kein weiterverkauf mehr möglich
    – Ausleihen: geht auch nicht mehr (nein, Steam Family Share funktioniert nicht)
    – Update zwang: Updates werden zwangsweise installiert. Keine Auswahl mehr, welche Version ich spielen möchte (ja, macht bei manchen titeln etwas aus)
    – Mikrotransaktionen & Lootboxen, Teufelswerk! Teeanger und Kinder ins Glücksspiel treiben, Super, toll gemacht!

    Nur um ein paar zu nennen. Und da bin ich nicht mehr bereit 60€ für zu bezahlen. Auch keine 20€. Da warte ich auf das Humble Bundle für nen 5er, oder gehe nach Kinguin & Co.

    Das es auch anders geht zeigen positive Beispiele, wie z. B. GoG, sowie eine breite Seite an Indie Entwicklern. Da bin ich dann auch gerne bereit ein paar € mehr zu investieren.

    • Thomas Ruscher am

      Stimmt, so gesehen bekommt der Spieler heute weniger für sein Geld. Immerhin gibt es ja zum Beispiel bei Steam auch ein Rückgaberecht, wenn du vor Ablauf einer Stunde merkst, dass du überhaupt keine Lust auf das Spiel hast oder es nichts für dich ist. Auf der anderen Seite ist die Produktion eines AAA-Games immer teurer geworden, das führt wiederum zu teils katastrophalen Lootbox-Mechaniken und Mikrotransaktionen. Verständlich, wenn die Käufer keine Lust haben, dafür 70 Euro auszugeben.

  5. Old Gamer am

    Battlefield, Fifa oder Assasin’s Creed sind nun eher schlechte Beispiele. Gerade diese ewig laufenden Serien sind nur noch bessere Grafikupdates (wenn überhaupt) mit neuem Inhalt (Fifa nicht mal das). Kaufe ich das wirklich für 70 EUR, oder spiele ich den Vorgänger nochmal. Der ist auch nur ein bis zwei Jahre alt und da weiß ich , was ich habe.
    Und dann sind da natürlich die zahlreichen Indiegames. Die sind sicherlich nicht technisch perfekt, haben aber doch oft frische Ideen. Und die Kosten dann tatsächlich neu um die 30 EUR. Da bleibt dann die Rechnung neue Idee, oder Grafikdemo zum doppelten Preis.
    Mir fällt die Wahl da nicht schwer.
    Ach, und von Fallout 76 reden wir besser gar nicht.

    • Thomas Ruscher am

      Klar, Fifa kommt jedes Jahr, “Assassin’s Creed” bietet gefühlt auch nicht viel Neues, wenn man vom Setting mal absieht. “Shadow of the Tomb Raider” hingegen scheint mir hingegen noch nicht so abgedroschen zu sein, zwischen den Serienteilen lagen zuletzt immerhin drei Jahre. Trotzdem wurde das Spiel sehr schnell verschleudert. Da kann man sich als Vollpreis-Kunde schon ärgern. Bei einer Indie-Perle wie “The Return of the Obra Dinn” hingegen würde ich meinen frühen Kauf nicht bereuen, selbst wenn es jetzt zum halben Preis verkauft werden würde.

      • Old Gamer am

        Ich habe auch mein Lieblingsspiel, bei dem ich jede Neuerscheinung am Tag X kaufe. Obwohl ich weiß, dass der Preis beim nächsten Sale fallen wird. Aber auch nur Eines und das habe ich mir wohl überlegt.
        Andere AAA-Spiele kaufe ich aus den genannten Gründen nur noch äußerst selten zum Vollpreis.
        Offenbar bin ich damit nicht der Einzige.
        Vielleicht ist es von den Herstellern aber auch schon mit einkalkuliert. Erst mal die Fans kaufen lassen und danach vielleicht noch Gelegenheitskäufer mitnehmen, die dann aber dranbleiben.

  6. Fritze Flink am

    Der Preis ergibt sich ja aus Angebot und Nachfrage. Vielleicht ist einfach zu viel Schrott dabei?

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