#Corona: Droht ein Netz-Kollaps?

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#Corona: Droht ein Netz-Kollaps?

Kommentare zum Artikel: 9

Das Netz muss gerade eine Menge aushalten: Nicht nur, weil sich mehr Menschen als sonst im Netz über die aktuelle Lage informieren – und auch häufiger als sonst. Sondern weil überhaupt mehr Menschen ständig im Netz unterwegs sind. Alle, die Home Office machen zum Beispiel brauchen ein stabiles Netz. Sie übertragen Daten, die sonst im internen Firmennetzwerk übertragen worden wären. Doch das ist mengenmäßig noch eher zu vernachlässigen.

Games wie Fortnite verbauchen viel Bandbreite im Netz; Rechte: WDR/Schieb

Games wie Fortnite verbauchen viel Bandbreite im Netz

Nicht Home Office und Schüler, sondern Gaming und Streaming belasten das Netz

Ebenso, dass nun viele Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern in Kontakt treten, Hausaufgaben und Schulaufgaben über das Netz abwickeln. In punkto anfallendes Datenvolumen ist auch das kaum der Rede wert. Das gilt auch für die zunehmenden Video-Chats per Skype oder Facetime, das erhöhte Mail-Aufkommen und die Tatsache, dass mehr aktuelle Infos im Web und in Online-Plattformen abgerufen werden.

Was aber eine enorme Belastung für die Netz-Infrastruktur darstellt, sind Streaming und Online-Spiele. Wer eine Serie in 4K-Qualität bingewatcht saugt enorme Datenmengen aus dem Netz. Wenn das ganz Viele machen – und es sind derzeit mehr Menschen als sonst! -, macht sich das im Netz bemerkbar.

Auch greifen viele in Quarantäne-Zeiten zur Spielekonsole oder zum PC. Games wie Fortnite verbrauchen durch ihre opulente Grafik schier unglaubliche Datenmengen. Live. Andauernd. Dieser Effekt ist messbar: In Italien hat der Datenverkehr (Traffic) in den letzten Wochen um 70% zugenommen. Einen enormen Anteil an diesem Anstieg haben dort laut Auswertung von Experten vor allem Spiele wie Fortnite.

>Streamingdienste sind für enorme Datenmengen verantwortlich

Telekom sieht sich gut gewappnet

Die Aktivitäten im Netz nehmen allgemein zu. Der Netzknoten DE-DIX in Frankfurt – der größte Netzknoten der Welt! -, über den praktisch der gesamte Datenverkehr ins und aus dem Ausland abgewickelt wird, hat gerade einen neuen Rekord gebrochen: 9,1 Terrabit pro Sekunde. Das sind 1,1 Millionen MByte, die sich pro Sekunde durch den Knotenpunkt (der in Wahrheit ein komplettes Rechenzentrum darstellt) “quetschen”. So viel wie noch niemals zuvor.

Aber: Die Telekom versichert, die deutsche Infrastruktur sei sicher. Wir würden ohne Weiteres einen Zuwachs um 70% im Datenverkehr verkraften. Auch der Netzknoten DE-DIX wurde gerade erst aufgestockt, damit er größere Datenmengen verkraftet.

Es scheint so zu sein, dass unsere Netz-Infrastruktur stand hält. Es bleibt zu hoffen. Denn wenn das Netz kollabiert, hätte das nicht absehbare Folgen. Arbeitsketten würden zusammenbrechen. Die Informationsketten wären unterbrochen. Die Moral untergraben – da Menschen nicht mehr in Kontakt mit ihren Lieben bleiben könnten. Deswegen: Wenn’s eng wird – lieber auf Streamen in 4K und auf Games à la Fortnite verzichten.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

9 Kommentare

  1. Klaus Lohmann am

    Und es heißt Terabit, nicht „Terrabit“. Am DE-CIX connecten z.Zt. grob geschätzt 45 Terabit/s und ausgebaut wird fast permanent. Also bitte keine Panik verbreiten, Herr Schieb.

    • Matthias Proksch am

      Dem kann ich nur widersprechen. Ich habe einen 1 GB-Kabelanschluß, und komme kaum mehr über 300 MBit. Auch von Freunden, und aus meinem Chat höre ich, das die Performance ihres Anschlußes enorm gesunken ist.

      Selbst mein Provider (VF) vertröstet mich nur ständig mit
      Zitat: “Guten Tag, entschuldigen Sie bitte die lange Wartezeit. Leider sind unsere Systeme beeinträchtigt, so dass wir aktuell keine Störungstickets einstellen oder Kundendaten abrufen können. ”

      Das sollte einem schon zu denken geben.

  2. die aussagen in bezug auf das übertragene datenvolumen bzw netzwerkbelastung durch online-spiele wie zb fortnite stimmen nur sehr begrenzt.
    eine einfache google-recherche in bezug auf fn führt zu aussagen im bereich von 50-100mb PRO STUNDE.
    (wer es “wasserdicht” haben will, fragt bei epic, sony, activision-blizzard und co nach)
    was ca 10-20 sekunden video-stream in 1920×1080 entspräche, bei angenommenen 5mb/sekunde.

    wirkliche bedarfs-spitzen treten nur bei umfangreichen updates oder neuerscheinungen auf.
    als reiner download und für jeden client im regelfall dann einmalig
    nicht als dauerlast
    (hier wäre dann der einmalige downliad den datenvolumina durch hd/4k.streams gegenüber zu stellen. und das nicht anhand einer kleinen handvoll von “speicherplatz./download-riesen” zu tun)

    dies ist aber nicht “corona-spezifisch”.

    es dürften hier allerdings zwei effekte auftreten
    höhere lastspitzen durch updates/neuerscheinungen, weil mehr benutzer/spieler zuhause an den computern/konsolen/mobilgeräten sitzen
    eine generelle erhöhung der nachfrage (thema #stayathome)
    also eine steigerung des “ferien-effektes”

    die “grafische opulenz” (die bei fortnite im vergleich zu titeln wie zb forza horizon 4, doom eternal nicht wirklich gegeben ist) hat nichts mit dem bandbreitenbedarf zu tun.
    grafik wird, ausnahme games-streaming, lokal berechnet
    auch im falle von spiele-streaming wie stadia. spielt sie aber nur eine sehr begrenzte rolle.
    hier gelten die selben regeln wie für videostreams.
    die zum server wandernden daten sind in bezug auf das übertragene datenvolumen unbedeutend.

    welche bedeutung oder besser gesagt nichtrolle games-streaming hat, also stadia und co haben, relativ zu videostreaming usw dürfte sich mit einer einfachen anfrage bei den anbietern von “games-streaming” klären lassen
    zu vermuten steht, keinem daher “nichtrolle”
    die diesbezügliche goldgräberstimmung scheint mir jedenfalls verebbt
    mfg

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