Die Methode Tesla: Keine Fragen, keine Antworten

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Die Methode Tesla: Keine Fragen, keine Antworten

Kommentare zum Artikel: 12

Autohersteller Tesla hat seine PR-Abteilung aufgelöst – berichtet die Branchen-Webseite Electrek. Keine Interviews mehr. Keine Informationen. Keine Antworten auf berechtigte Fragen. Etwa, welche Daten Tesla mit seinen Fahrzeugen erhebt. Was mit den Daten passiert. Wie genau das autonome Fahren funktioniert. Wer will schon lästige Fragen beantworten?

Elon Musk hält nichts von traditionellen Medien

Tesla-Chef Elon Musk himself hat bereits am 10. Juni getwittert: Führende Medien seien voreingenommen und berichteten ausschließlich negativ. Sie machten “traurig und ärgerlich”. Darauf hat der Multi-Milliardär keine Lust mehr – und hat jetzt die Konsequenzen gezogen: Keine PR-Abteilung mehr.


Tesla weigert sich, öffentlich auf Fragen zu antworten

Keine Interviews, keine Antworten

Ich musste selbst diese Erfahrung machen, gerade erst. Vor zwei Wochen habe ich angesichts des Big-Brother-Awards für Tesla über die Hintergründe berichten wollen. Doch Tesla wollte kein Interview geben. Kein Fahrzeug bereit stellen. Nichts. Tesla verweigert der Öffentlichkeit jede Antwort. Begründung: Das sei eine “globale Unternehmensrichtlinie”.

Eine bedrohliche Entwicklung, wie ich finde. Klar, US-Präsident Donald Trump macht es vor. Er regiert per Twitter. Er maßregelt über Twitter. Er lobt über Twitter. Reguläre Medien sind ihm zuwider. Da könnte ja etwas Unvorhergesehenes passieren…

Wir machen, was wir wollen – wozu etwas erklären?

Nun wählt Elon Musk offensichtlich denselben Weg. Es muss doch reichen, wenn der “Leader” des Konzerns sich ab und an auf Twitter oder sonstwo äußert. Wozu sich kritischen Fragen stellen? Wozu zuhören? Wozu Rede und Antwort stehen? Das Motto ist doch klar: Wir sind die Größten. Wir machen was wir wollen. Der Markt regelt es schon.

Ein überhebliches, um nicht zu sagen problematisches Verhalten.

Ich finde: Ein Unternehmen, das die Gesellschaft verändert, muss auch ins Gespräch gehen, sich Kritik und Fragen stellen. Und das ganz bestimmt nicht nur auf Twitter und Co.

Es ist eine mehr als besorgniserregende Entwicklung, dass nun auch Unternehmen meinen, sie könnten sich komplett von kritischen Fragen abschotten. Denn Medien sind dafür da, Missstände aufzudecken und den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Und sie stellen – wenn alles gut geht – berechtigte Fragen und lassen sich (ebenfalls wenn alles gut läuft) nicht einfach abschütteln oder abspeisen.

Jetzt sind die Verbraucher dran: Wollen wir Produkte kaufen von einem Unternehmen, das nichts erklärt, das die Öffentlichkeit scheut oder gar verachtet?

Tesla hat den Big Brother Award erhalten: Padeluun erklärt, warum

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

12 Kommentare

  1. Es war schon immer so, dass die großen Konzerne ungern Fragen beantworten oder lediglich eine Standardmail zurückschicken. Nach dem Motto, “wenn wir nichts sagen, können wir auch nichts falsches sagen”. Aber ich finde es gut, dass Ihr die Redaktion vom WDR Blog anders seid, und wenigstens versucht Informationen zu bekommt und kritische Fragen stellt. Das ist schließlich die Aufgabe einer Redaktion.

  2. Paul Hoos am

    Auch ist es eine Falschmeldung, dass binnen wenigen Monaten mehr ID3 verkauft werden als Model-3. Man muss den ersten Monat des ID3 mit dem ersten Monat des Model-3 verglichen. Das Resultat ist Sorgnis erregend.

  3. Vielen Dank für den Kommentar, meine erschreckende Erfahrungen von der Erörterung in Erkner war allerdings das die tesla verantwortlichen und die beauftragten Gutachter und Ingenieure, auf berechtigte Fragen zum Fabrikbau und Betrieb glaubhaft keine Antwort hatten z.b. wie die Batterien geliefert werden, ob leer oder voll und wo sie auf dem Gelände gelagert werden sollen. Mein Vertrauen in das Unternehmen ist dadurch nicht gerade gestiegen!

      • Paul Hoos am

        Das stimmt, ich lese insbesondere negatives über Tesla in den Medien.
        Teilweise sind es sogar Falschmeldungen oder zumindest werden Leser gewollt in die Irre geführt. Teilweise tauchen Negativnachrichten über Monate hinweg als vermeintliche Neuigkeit wortgleich wieder auf.
        Negativnachrichten werden von den Medien maximal ausgeschlachtet.

        • Jörg Schieb am

          Gibt es Beispiele für diese Behauptung? Es ist im übrigen nicht Aufgabe der Medien, Hersteller über den grünen Klee zu loben. Das machen einige zwar, ist allerdings nicht in erster Linie die Funktion. Ich für meinen Teil kann sagen: ich hatte mir als berechtigte Fragen und auch Kritik, und das Unternehmen hat das nicht interessiert.

    • Paul Hoos am

      Naja, wenn sie das inzeressiert, dann wenden Sie sich an Tesla oder informieren sich bei Fachleuten die sich mit sowas auskennen.
      Die sagen Ihnen dann, ob die Batterien überhaupt entladen wrden dürfen.
      Tesla wird das schon richtig machen, darauf können sie sich schon verlassen.
      Kümmers sie sich lieber darum, ob alle etsblieten deutschen Hersteller mit Ökostrom produzieren, wenn sie das dann durchgeboxt haben, erst dann können sie einem Niewcomer wie Tesla Vorschriften machen.

      • Jörg schieb am

        Ich für meinen Teil habe mich an Tesla gewandt. Antwort: es entspricht den globalen Unternehmensrichtlinien, keine Interviews zu geben.

      • Falls sie mich gemeint haben wegen der Batterien, das waren fragen an Tesla in Erkner bei der Erörterung zum Immissionsschutz verfahren, der Termin dient dazu Unklarheiten aus den Weg zu räumen und die Herren von Tesla hatten auf solch einfache Fragen keine Antwort . Und das ist im Extremfall bei einem Feuer im Betrieb durchaus Sicherheitsrelevant.
        Btl ich glaub Mercedes baut in Sindelfingen ” co2-neutral” VW ist auf den Weg. Die Betriebe haben ihr Dach auf jeden Fall vollgeknallt mit PV. Bei Tesla Grünheide sind das bis jetzt erst unverpflichtende Versprechungen das ordentlich PV aufs Dach kommt. Wenn man die Baustelle in grünheide sieht ist auf jedenfall die letzte Assoziation das hier ein nachhaltiges Unternehmen siedeln möchte !

    • Aus eigener Erfahrung mit komplexen Projekten kann ich sagen, das sich unter Zeitdruck kaum jemand gründlich Gedanken machen kann über die vielen offenen Fragen welche zwangsläufig bestehen.
      Das ganze nennt sich dann Risikomanagement. Man trifft für die offenen Fragen Annahmen, geht Risiken ein, macht damit weiter und versucht die Risiken, welche eintreten, dann “on the fly” zu klären.
      Fragen von Journalisten oder anderen Personen sind dann in der Tat nur hinderlich. Es gibt zwar Antworten aber keine zufriedenstellenden.

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