E-Scooter: Die neue Datensammelmaschine

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E-Scooter: Die neue Datensammelmaschine

Kommentare zum Artikel: 11

Wenn es diesen Sommer einen Trend gibt, dann den: E-Scooter. Die mit Strom betriebenen Roller sind mittlerweile nicht mehr nur in Paris, London oder Kopenhagen zu sehen, sondern auch bei uns im Land – ob in Köln, Düsseldorf, Bonn, Herne oder Münster. Es ist schon viel über die bis zu 20 km/h schnellen Roller gesagt und geschrieben worden. Doch über einen ganz wesentlichen Aspekt macht sich kaum einer Gedanken: Was ist mit den Daten, die dabei anfallen?

Wer eScooter fährt, hinterlässt einige Daten; Rechte: WDR/Schieb

Wer eScooter fährt, hinterlässt einige Daten

Die Bewegungsdaten sind sehr wertvoll

Denn: Es fallen Daten an. Jede Menge. Das fängt schon mal damit an, dass ohne Smartphone gar nichts geht. Wer einen E-Scooter leihen will, braucht eine App. Hier ist eine Registrierung erforderlich – und Zahlungsdaten müssen auch hinterlegt werden. Natürlich bekommt der Verleiher jeden einzelnen Ausleihvorgang mit: Wann und wo ein E-Scooter geliehen, wohin gefahren, wo wieder abgemeldet wird? Wer ist nebenher gefahren? Wer wurde getroffen?

Alles Daten, die der Verleiher mühelos ermitteln kann. Ich habe den in Düsseldorf tätigen Verleiher Tier darauf angesprochen. Er versichert, die Daten nur zur “Optimierung unseres Services” zu erheben – und auszuwerten. Aber solche Versprechungen kennt man ja. Fakt ist: Die Daten sind enorm wertvoll. Von Fahrradverleihern aus China wissen wir, dass sie mit dem Verkauf der Kundendaten mehr verdienen als mit dem Ausleihvorgang. Früher oder später wird das bei den E-Scootern wohl genauso sein.

https://vimeo.com/348336683

Datenschutz bei eScootern: Interview mit Thilo Weichert

Datenschutz: Kein Thema für die Datenschutzbeauftragte

Gerne hätte ich mit der Datenschutzbeauftragten von NRW über das Thema gesprochen. Ich habe mehrmals angefragt- aber offensichtlich will sich die Behörde mit dem Thema erst beschäftigen, wenn mal wieder etwas passiert ist. Derzeit hat die Landesdatenschutzbeauftragte – die diesen Titel wohl kaum verdient hat, wenn sie unsere Daten nicht schützt – nichts zu diesem Thema zu sagen. Ganz so, als ob eMobilität und Sharing Economy noch kein Thema bei uns wären.

Ich habe deshalb ausführlich mit dem ehemaligen Datenschutzbeauftragten von Schleswig-Holstein Thilo Weichert über das Thema gesprochen  (das komplette Gespräch im Video). Er sieht hohe Risiken. Zum einen, weil die Daten sehr wertvoll sind. Zum anderen, weil die erfassten Daten nicht transparent sind. Und: Weil die großen Konzerne künftig immer mehr Systeme kontrollieren: ÖPNV, Rad, Roller, E-Scooter, Leih-Auto… Alle Daten könnten zusammenfließen – und am Ende auch für den Staat interessant sein.

Über das Thema wird viel zu wenig debattiert. Deshalb bin ich im Angeklickt der Sache auf den Grund gegangen – und deshalb gibt es auch schon bald einen Cosmotech-Podcast zum Thema.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

11 Kommentare

  1. Wer absolut keine Daten hinterlässt, also unter dem Radar rumkriecht, der macht sich verdächtig in irgendwelche Machenschaften verwickelt zu sein. So schnell kannst du gar nicht Sch… sagen, wie du dann von den GSG9-Jungs aufs Gesicht gelegt und in den großen schwarzen Kastenwagen geworfen wirst. Können auch die Peoples vom SEK sein, weiß ich nicht so genau.
    Davon abgesehen, ohne Daten rausgeben kannst noch nicht mal zum Arzt, beerdigt werden oder heiraten. OK, heiraten muss nicht unbedingt sein, eScooter fahren tuts auch.

  2. DollyToll am

    Was mich abstößt ist, dass mit welcher agressiven Arten Daten gesammelt werden und der Staat schaut nur zu, wie der digitale Kanibalismus die eigene Bevölkerung auffrisst! Ist einem solchen Staat überhaupt noch zu trauen … ?

  3. Warum betrachtet ihr in diesem Zusammenhang nicht die App Rydes, wo man für jede Fahrt die man dort in seinem Profil hinterlegt (Egal ob Carsharing, Bahn oder E-Scooter) Punkte bekommt. Die Interessen scheinen ja ähnlich wie bei den Betreibern von Payback groß zu sein um solche Daten zu bekommen

  4. Off_Leiner am

    Ich finde, mit allen personenbezogenen Daten ist es wie mit dem Müll: Vermeiden wo es nur geht, also von vornherein gar nicht anfallen lassen.
    Das ist auch das Grundgebot der Datenschutzgrundverordnung und des Bundesdatenschutzgesetzes.
    Leider haben wir Bürger*innen – noch? – nicht überall Einfluß auf Anfall und Vernetzung, z.B. in der Sozialversicherung oder bei anderen Behörden.
    Aber GANZ ÜBERWIEGEND haben wir es selbst in der Hand.
    Wir müssen uns nur mal die Zeit nehmen darüber nachzudenken, was wir denn wirklich brauchen und was nur Dinge sind, die uns aufgeschwatzt werden (sollen), weil die AUFSCHWATZER von ihnen profitieren und NICHT die vermeintlichen Nutzer, die in Wahrheit aber BENUTZTE ( = Opfer) sind.
    Dazu gehören ganz klar die suchtkrankheitserzeugenden Smarthphones ebenso wie E-Scooter, mit denen wir noch jede Menge schlimme Unfälle zu Lasten unschuldiger Fußgänger*innen erleben werden, aber die im Grunde genommen KEINE VERKEHRSWENDE bringen.
    Also: Die Finger von Suchtphonen und den Rollern lassen, und schon hat man wieder jede Menge Daten vermieden!

    • Nichts haben “wir selbst in der Hand”. Wenn ich etwas nutzen will (oder muss) heißt es “zu meinen Bedingungen oder gar nicht”. Und da ich mich nicht in der Steinzeit herumtreiben will, muß ich da wohl oder übel zustimmen. @Off_Leiner kann ja gerne als Asket leben wie vor 100 Jahren, aber daß als Begründung heranzuziehen, daß man es selbst in der Hand hätte, ist schon ziemlich lächerlich.

      • Off_Leiner am

        @Arnoo: Na, also erstens ist die Steinzeit ein bißchen länger her als die Zeit vor 100 Jahren, in der – zweitens – aber auch keine Asketen und Asketinnen gelebt haben (jedenfalls nicht in Mitteleuropa), und – drittens und wichtigstens :
        Nach allem, was ich an Digitalwahn, Digital- und Smartphonesuchtpandemie und erwachendem Digitaltotalitarismus um mich herum wahrnehme, sähe ich meine psychische Gesundheit in der Steinzeit besser aufgehoben.
        Weil das aber nicht zu erreichen ist, ziehe ich mich halt aus so viel wie möglich heraus und verzichte auf ein Suchtphone, auf die Nutzung der asozialen Netzwerke, auf Onlinebanking und auf alles andere Verzichtbare, und was soll ich Ihnen sagen?
        Es geht mir ohne all’ diesen gefährlichen und gefährdenden Quatsch als Suchtfreier und Nichtgetriebener um Klassen besser als den Süchtigen und Getriebenen…
        Mittlerweile werde ich schon beneidet…

  5. Ich weiss schon, warun ich kein smartphone habe. Meine Online Banking Geschäfte erledige ich mit seperatem TAN Generator. Ich habe auch schon mal drüber nachgedacht so einen E-Roller Roller zu mieten, aber ohne smartphone geht da nix.
    Ebensowenig beim Fahrradverleih.
    Um seine persönlichen Daten Daten zu schützen, muß man halt darauf verzichten.
    Die Anbieter können sogar Bewegungsprofile, wer wann wo hinfährt auswerten.
    Ein Schelm der etwas böses dabei denkt.
    Ist halt irgendwie schade, dass es keine alternativen Bezahl- und Buchungsmethoden z.B. via PayPal oder ähnlichem gibt.

    • Jörg Scbieb am

      Die Bezahlmethoden sind nicht das primäre Problem. Bei den meisten Anbietern kann man durch mit Paypal bezahlen.

  6. Leider interessiert die meisten Menschen Datenschutz nicht die Bohne. Sie geben gerne ihre Daten raus, ob nun an Alexa, den Verleiher, ihre smarten Geräte, Versicherungen, Krankenkassen usw. Dass wir inzwischen fast überall videoüberwacht werden, finden sie gut wegen der angeblichen Sicherheit, und für ein paar Cent Rabatt geben sie gerne jedem alle Infos. Ich finde es schrecklich und weigere mich so weit wie möglich, aber richtig davon ausnehmen kann man sich ja gar nicht, dann darf man das Haus eigentlich nicht mehr verlassen.

    • Ach, wirklich? Mal versucht, sich beim Zahnarzt behandeln zu lassen, ohne der Datenweitergabe an seinen Rechnungs-Dienstleister zuzustimmen? Viel Spaß dabei!
      Immer dieses Geschwätz. Und dann ist es den Leuten doch wieder egal und sie wählen eine der etablierten großen Altparteien, die alles nur noch schlimmer machen. Dabei wäre das die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu ändern.

  7. Ulli Zauner am

    Ich wundere mich absolut nicht mehr darüber. Egal ob eine App. nun zum einkaufen, mieten oder was immer auch genutzt wird, es werden Daten gesammelt und “verwertet”.
    Umkehrbar wird das kaum sein, man kann nur genau überlegen ob man bei all den vielen Angeboten wirklich immer alles annehmen sollte.
    Ziemlich dreist-extrem ist z.B. auch die chinesische Botschaft vor Erteilung eines Touristen-Visas. Die gestellten Fragen reichen aus um über jeden Antragsteller ein Dossier zu erstellen (wird vermutlich auch so sein), der chinesische Geheimdienst darf sich glücklich schätzen.
    Bereits aktuell werden manch düstere Überwachungs-Filme a la Hollywood übertroffen. 1984 ist schon lange überholt.

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