EU-Wahlen: Wie Manipulation verhindern?

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EU-Wahlen: Wie Manipulation verhindern?

Kommentare zum Artikel: 4

Nicht mehr lange – und in der Europäischen Union wird gewählt. In Deutschland am 26. Mai, um genau zu sein. Viele befürchten Manipulationsversuche im Netz. Die EU selbst hat davor mehrfach gewarnt.

Die Erfahrungen im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft haben gezeigt, wie ungeniert ausländische Kräfte – vor allem russische Quellen werden vermutet – Einfluss auf die Wahlen nehmen wollen. Etwa durch bezahlte Kampagnen, also Anzeigen, die auf Facebook, Google und Twitter geschaltet werden. Aber auch durch andere Art, etwa mit Hilfe von Bots oder bezahlten Quellen, die gezielt Postings verbreiten.

Facebook hat zahlreiche Verbesserungen versprochen

Insbesondere Facebook ist angezählt. Die US-Politik hat die Vorfälle nicht auf die leichte Schulter genommen. Mark Zuckerberg musste nicht nur vor Kongress und Senat aussagen, sondern auch konkrete Vorschläge machen, wie sich so etwas künftig vermeiden lässt. Davon profitieren wir auch in Europa. Facebooks Co-Chefin Sheryl Sandberg hat bei ihrem Besuch in München eine bessere Zusammenarbeit mit Behörden wie dem BSI versprochen – und Regulierungen eingefordert.

Aber Regulierungen gibt es kaum. Immerhin kontrolliert Facebook, wer Anzeigen für politische Kampagnen in Auftrag gibt, dokumentiert die Geldgeber und verhindert, dass Geldgeber aus dem Ausland Kampagnen schalten können. Das erschwert Manipulation und Einmischung aus dem Ausland, macht sie aber keineswegs unmöglich. Auch will das Netzwerk zwar Bot-Kampagnen besser bekämpfen. Völlig verhindern geht aber nicht. Auch hat die Politik keine klaren Regeln aufgestellt, was konkret von den Netzwerken erwartet wird. Was die Sache nicht einfacher macht.

https://vimeo.com/332616674

Google-Sprecher Ralf Bremer erklärt die Maßnahmen von Google

Ein aussichtsloser Kampf

Der Versuch der Meinungsmache ist derart groß, dass die Europäische Kommission sich sogar eine Art Task-Force zur Aufklärung leistet. Auf dieser Webseite kann man die Arbeit bewundern: Die Redakteure greifen Behauptungen aus dem Netz auf – und liefern Fakten nach. Besonders krude derzeit: Russische Quellen behaupten, Aliens hätten den Brand in Notre  Dame gelegt. Es gibt sogar Beweisfotos. Kritischer sind natürlich die weniger absurden Behauptungen, die deshalb glaubwürdiger sind.

Auch die großen Netzwerke haben sich verpflichtet, gegen solche Unsinns-Meldungen etwas zu unternehmen. Google-Sprecher Ralf Bremer hat mir einige Maßnahmen erklärt (siehe Video). Aber reicht das? Nein, natürlich nicht. Der Kampf gegen Trash und Manipulation im Netz ist aussichtslos. Jedenfalls kann man ihn nicht gewinnen, indem man Fakten-Checks einrichtet oder KI das Netz überwachen lässt. Wir müssen uns generell Gedanken machen, wie wir das Problem besser in den Griff bekommen.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

4 Kommentare

  1. P. Gedoehns am

    Weder brauche ich Facebook, Google und schon gar nicht dieses manipulierbare Wikipedia, um zu entscheiden, wo ich mein Kreuz mache. Ich lasse die letzten Jahre Jahre Revue passieren uns stelle dabei fest, dass die Problembereiter die selbt verursachten Probleme jetzt angeblich lösen wollen – wie vor jeder Wahl. Um zu erkennen, dass sich die EU und besonders Deutschland sehr zum Nachteil verändert hat, brauche ich weder Meinungsmache im Internet, noch im Fernsehen.

  2. “Auch hat die Politik keine klaren Regeln aufgestellt, was konkret von den Netzwerken erwartet wird.”
    Bei diesem Satz bin ich unsicher, ob mir eher danach ist, mich lachend auf dem Boden zu rollen oder heulend in die Tischplatte zu beißen.
    Wenn ich da an verschiedene Fragestellungen bei den Zuckerberg-Befragungen denke und daran, dass Promi-Privatkram u. a. wegen “schlampig gesicherter” Accounts öffentlich aufgelistet wurde … ja, hat “die Politik” denn inzwischen den Job der Netzwerke begriffen?
    Oder sind sie weiterhin irgendein nettes Wölkchen, über das Politiker PR machen und mit Interessierten in Kontakt kommen möchten?
    ————
    DSGVO, Upload-Filter … das sind alles “ganz nette Versuche”, für Nutzer ersichtliche Konzepte in die Plattformen zu bringen. Doch diese Plattformen haben ihre eigenen Konzepte, die sie bestenfalls der neueren Gesetzeslage anpassen – oder die sie schlimmstenfalls zu umgehen versuchen.
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    “Manipulativ” sind für mich nicht einmal so unbedingt nur die eingeblendeten Anzeigen oder die gezeigten Treffer dieser Plattformen – sondern dass wir trotz der “Datengrundsicherung” via DSGVO immer noch – oder jetzt noch viel mehr? – seitenlangen Opt-Outs ausgeliefert sind.
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    Mögliche Wahlmanipulationen?
    Ja klar, mir ist jede Überschrift recht, die Leser darauf aufmerksam macht, wie sehr wir uns von den großen Plattformen, Netzwerken, Seelenverkäufern oder was-auch-immer tagtäglich blenden lassen.
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    Was versprechen uns denn da die Populisten? Wollen sie diese Blender für die jeweiligen Länder abschalten lassen oder sie zu festen Einrichtungen ihrer Parteien machen?
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    “Manipulation” fängt lange vor Fake-News an.

  3. Helmut Otte am

    Manipulation verhindern, damit die eigene Manipulation besser klappt?
    Das unwichtigste Problem sind die Trolle in St. Petersburg. Problematischer sind die „Trolle“ in den Chefetagen von privaten und öffentlich rechtlichen Medien. Damit spiele ich zum Beispiel auf die Atlantikbrücke e.V. an, über die man sich bei Wikipedia oder Lobbypedia informieren kann. Offiziell dringt wenig nach außen aber es gibt inoffizielle Listen, welche Journalisten da aktiv sind. Es spielt dabei keine Rolle, ob absichtlich manipuliert wird oder nicht. Allein die fehlende Distanz macht unabhängigen Journalismus unmöglich.
    Ich kann mich noch an die Objektivität von Gabriele Krone Schmalz oder Gerd Ruge im Kalten Krieg erinnern, die regelmäßig in aktuellen politischen Diskussionen mit den heute aktiven Journalisten aneinander geraten.
    Ich kann auch nur noch lachen, wenn Jean-Claude Juncker vor „Lügen im Wahlkampf“ warnt; Juncker zu Luxemburg-Leaks: „Wenn es ernst wird, muss man lügen“.
    Ich stimme zu, „Wir müssen uns generell Gedanken machen, wie wir das Problem besser in den Griff bekommen.“ Den Fokus dabei auf ein paar Spinner, Bezahlschreiber oder Roboter zu richten sehe ich eher als Ablenkungsmanöver an.

  4. Lorenz Schumacher am

    Die Fakten-Finder-Task-Force der EU macht offenbar einen wichtigen Job, wenn die Mitarbeiter dort ihre Zeit damit verbringen, “russische Desinformation” über den Brand in Paris, der angeblich durch Aliens verursacht wurde, zu widerlegen.

    Eine Abschaffung der Öffentlich Rechtlichen Medien würde zu einer signifikanten Senkung der Zahl von Fake News führen. Warum werden Sendungen, wie Tagesschau, Tagesthemen, Heute-Journal usw. nicht einfach eingestellt? Ach, geht ja nicht, hier heißen die Fake-News ja “Nachrichten”.

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