Facebook und sein Oberstes Gericht

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Facebook und sein Oberstes Gericht

Kommentare zum Artikel: 4

Man kann Facebook überflüssig finden, genial, banal, schädlich – aber eins steht fest: Einfach ist es nicht, Facebook zu sein. Vor allem wenn es darum geht, schädliche von nützlichen, echte von falschen oder legitime von illegalen Inhalten zu unterscheiden. Denn überall in der Welt herrschen andere Regeln und Gesetze. Jeder kann alles unkontrolliert und anonym hochladen.

Ganz zu schweigen, dass sich nur schwer klären lässt, was eine Lüge ist – oder ob ein Foto oder Video manipuliert wurde.

Manipuliertes Video mit Nancy Pelosi; Rechte: WDR/Schieb

Manipuliertes Video mit Nancy Pelosi, die dadurch  betrunken wirkt

Facebook ist ein Medium

Doch auch wenn es schwierig ist: Das entlässt Facebook nicht aus der Verantwortung – was Mark Zuckerberg am liebsten hätte. Immer wieder betont er, dass Facebook kein Medium sei. Was Unsinn ist: Natürlich ist Facebook – auch! – ein Medium. Laut Definition ist ein Medium “eine Einrichtung, organisatorischer und technischer Apparat für die Vermittlung von Meinungen, Informationen, Kulturgütern”. Das trifft auf Facebook ohne Abstriche zu.

Aber Facebook drückt sich – immer wieder. Vor einigen Tagen kursierte ein manipuliertes Video der US-Demokratin Nancy Pelosi im Netz. Das boshafte Video erweckt den Eindruck, die Sprecherin des Repräsentantenhauses wäre high oder betrunken. Eindeutig mit dem Ziel in Umlauf gebracht, der Politikerin zu schaden. Youtube hat das Video schnell wieder aus dem Netz genommen – Facebook nicht. Erst sehr spät wurde das Video als bedenklich markiert. Aber gelöscht wurde es nicht.

https://vimeo.com/280822037

Facebook blockiert nicht mal Holocoust-Leugner

Das “Oberste Gericht” für die Facebook-Welt

So etwas macht Facebook immer wieder – nur nach den eigenen Regeln spielen. Deshalb hat das Unternehmen jetzt ein “Oversight Board” eingerichtet. Eine Art “Oberstes Gericht” für das Facebook-Imperium. Die Moderatoren haben etwas gelöscht, was sie nicht löschen sollen? Oder fragwürdige Inhalte wurden nicht schnell genug oder gar nicht gelöscht? Künftig können Betroffene da das Oversight Board ansprechen.

40 Spezialisten aus der ganzen Welten – keine mit Facebook-Vergangenheit und keine Politiker – werden anfangs in diesem Gremium sitzen. In Vollzeit. Mit eigenen Mitarbeitern. Das Gremium soll bindende Entscheidungen fällen können. Wünschenswert wäre, dass dieses Gremium auch die Nutzungsbedingungen von Facebook abändern könnte – aber das ist noch umstritten. Leider. Die Mitglieder des Gremiums sollen maximal unabhängig sein.

Insgesamt erst mal eine gute Entwicklung. So ein Gremium wird nicht alle Probleme lösen können, aber doch mehr Bewegung in die Sache bringen. Allerdings entlastet das die Politik nicht: Auch die befindet sich bekanntlich im Tiefschlaf, wenn es um Digitalsierung geht (wie in unserem Podcast diskutiert) und sollte eigene Regeln entwickeln, um zu regulieren. Das darf nicht an ein Oversight Board delegiert werden.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

4 Kommentare

  1. OffLeiner am

    “Facebook ist … ein Medium”?
    Ja, aber nur insoweit, als es Inhalte und Nachrichten vermittelt, die ihm selbst in irgendeiner Weise in seinen Kram passen; das gilt auch für solche – z.B.: Haß – – Inhalte, von denen es vorgibt, sie nicht (dulden) zu wollen.
    Das halte ich für gelogen, denn jedweder Inhalt, egal, welcher, hält die Süchtigen und die, die es anzufixen gilt, länger online.
    Auch wenn ich es immer wieder und wieder wiederholen muß, aber vielleicht höhlt steter Tropfen ja wenigstens ein bißchen den Stein:
    Facebook und die anderen asozialen Netzwerke / Suchtmittel hätten keinerlei Macht und Einfluß, wenn genügend Menschen zum Mittel des BOYKOTTS und der ABSTINENZ greifen würden.
    Und wenn ENDLICH sowohl wirksame SUCHTPRÄVENTION betrieben als auch AUSSTIEGSHILFEN geschaffen, bekanntgemacht und und praktiziert würden.
    Wie kann es sein, daß Kinder und Jugendliche nach dem Jugendschutzgesetz Nikotin und Alkohohl nicht zu sich nehmen dürfen, man aber schon Kleinkinder mit dem DIGITAL CRACK Smartphone und Tablet im KINDERWAGEN sieht….?! :-(((((
    Und andere Kleinkinder in der Bahn gänzlich verloren neben ihren Papas und Mamas oder im Kinderwagen sitzen, weil Papa und Mama völlig berauscht vom Suchtphone weggetreten sind und ihre Kinder nicht einmal anschauen……?! :-((((
    DAGEGEN hilft doch die weiße Alibisalbe “Facebook-Gericht” einen Dreck!
    Und das soll sie ja auch gar nicht, sondern nur zur Sedierung der Öffentlichkeit beitragen, damit man dann um so ungestörter noch mehr Menschen in die Sucht treiben, überwachen, ausspionieren und manipulieren kann…! :-((((((

    • Tobias Claren am

      Wie kann es sein dass das Leben der Kinder den meisten Eltern völlig egal ist, und sie NICHTS dafür tun, dass ihre Kinder nicht später einmal eine Ausbildung machen müssen, weil sie kein Abitur haben, oder ihr Schnitt nicht die freie Wahl zulässt, und sie auch mangels Lernen nicht so gut lernen können wie es Kinder können die ab der Geburt lernten.
      Sich über Digitale Geräte im Kinderwagen aufregen, aber selbst Kinder in ein Leben in 50 Jahren Wechsel von reiner Arbeit für Geld und Arbeitslosigkeit schicken.
      Früher waren es 50 Jahre, heute geborene Kinder werden ohne Studium eh in die Arbeitslosigkeit geboren. Auch Polizisten werden in den nächsten Jahrzehnten durch Roboter ersetzt. Aber auch Dachdecker, Fliesenleger, Maurer (den Roboter gibt es schon), sogar Elektriker…

      Bei mir würde ein Kind mindestens 6 Sprachen lernen. Laut Experten kann das jedes Kind. Natürlich von festen Bezugspersonen.
      Da Ich aber eh nicht meine minderwertigen Durchschnittsgene (98, 99 Prozent von uns) weitergäbe, sondern mit Eizelle und Spermium höchstintelligenter Spender besorgen würde, könnte Ich mit sehr hoher Sicherheit ein Kind mit z.B. IQ um 130-140 bekommen.
      In einem Zeit-Artikel stand folgende Formel:
      IQ-Schnitt der Eltern plus 100 geteilt durch zwei = Scheitelpunkt der Gaußschen Verteilung. 170+180=137,5…
      Heute schon kann man aus einer Hautzelle, auch von einem Mann, eine Eizelle herstellen. Und man arbeitet an der Perfektionierung der “Künstlichen Gebärmutter”. Dann braucht es gar keine Frau mehr dafür, und man bastelt sich vorher eine solche Maschine mit Bauteilen aus dem Internet zusammen.

      Außerdem würde es sofort Lesen lernen. Während Ich spreche, hielte Ich z.B. ein Tablet mit den Worten hoch. Und das Kind kann frei über ein eigenes “Smartphone” bzw. Tablet verfügen, auf dem fest installierte Apps und Videos die Bildung vermitteln zur Verfügung stehen. Man schränkt ja auch nicht die Nutzung der Bauklötze ein, aber da glauben schlichte Menschen dass das “besser” ist. Apps die z.B. Wörter sprechen, und zugleich das Wort einblenden.
      So sollte jedes Kind mit 6 Jahren gut lesen können. Ohne jeden Druck.
      Auch das 1×1, und evtl. schriftlich rechnen sollte jedes Kind mit 6 Jahren können, wenn es vorher entsprechende spielerische Apps/Videos hatte.
      Und Programmieren wird mit “SCRATCH” vom “Kindergarten Lab” des MIT in Boston schon im Kindergartenalter vermittelt. Ja, ab 6 Jahren könnte das Kind evtl. sogar gleich ins Gymnasium kommen. Wenn man verhindern will, dass das Kind zur Schule muss, kann man frühzeitig nach Österreich ziehen. Dort ist Homeschooling möglich.
      Bei dem Kind gäbe es auch keinen “Plumssack”, keine Raube Nimmersatt und die Hände und Füße werden auch nicht hergezeigt.
      Die Tochter von Amy Chua (googlen) las mit 3 Jahren Sartre.
      Spezielle Serien, Lieder, Bücher für Kinder würde Ich vermeiden. Kindergeeignete Medien die auch Erwachsene nutzen sind OK. Also auch moderne Animationsfilme. Infantilität mag im gewissen Rahmen natürlich sein, aber fördern muss man sie nicht. So wie Ich auch ab der Geburt in Stimmlage und Modulation mit dem Kind spräche wie mit jedem Erwachsenen. Weibliche Bezugspersonen sollten dies auch tun, und ihre Stimme etwas tiefer machen. Mädchen orientieren sich an weiblichen Bezugspersonen, und die Entwicklung der Stimmhöhe richtet sich auch nach diesen. In Italien sind die Stimmen von Frauen z.B. höher. In Schweden tiefer. Das hängt mit dem Bild der Frau und der Gleichberechtigung zusammen.
      Lässt sich leicht googlen.

      Es kommt also nicht darauf an ob, wann und wie viel das Kind das “digitiale Crack” nutzt, sondern WAS es darauf macht.
      Komisch, wenn ein Kind sehr viel liest, ist das kein “Crack” (bei Ebooks “digitales Crack”), da ist man heute sogar froh. Früher wurde das auch als “Sucht” bezeichnet, man hat sogar behauptet es würde die Verdauung negativ beeinflussen etc..
      Übrigens, Bücher lesen ist genau so schädlich für die Augen wie Smartphones und Tablet. Abgesehen von neuen Vorwürfen wegen “blauem Licht” (was man heute in jedem Tablet/Smartphone auf mehr rot umstellen kann), führt viel Lesen generell zur Kurzsichtigkeit, und im gewissen Umfang scheinbar bis zur Erblindung. Egal ob Buch oder Tablet/Smartphone sollen wenige Stunden fern sehen (draußen in die Ferne sehen) davor schützen.
      Ja, evtl. hat eine VR-Brille sogar den gleichen Effekt, denn auch wenn die direkt vor den Augen sitzt, hat sie doch wegen ihrer Optik einen ganz anderen Fokuspunkt.
      Übrigens Virtuelle Realität, diese ist sogar gesund. Motorik, Bewegung…
      Mehrere Personen nahmen damit ab, einer 90Kg (Ich glaube mit “Sound Boxing”). In X Jahren sagen Eltern evtl. “spiel doch noch ein etwas VR”.
      Was das angeht, ist das so bedeutend, dass es eine Förderung durch die Öffentlich-Rechtlichen im Rahmen des Bildungsauftrag nötig macht.
      Eine VR-Spielshow, Samstag-Abend und/oder täglich. Wenn täglich “Gefragt gejagt” läuft, warum nicht eine VR-Show. Und Samstags dann die große Show in der auch Gewinner der tägl teilnahmen können. So wie auch Spieler von zuhause.
      Was wiederum den Verkauf der VR-Brillen fördern würde. Dass es keine Deutschen Hersteller gibt, ist irrelevant, hier geht es um die Technik, um den Bildungsauftrag, nicht um Deutsche Wirtschaftsförderung.
      Das gab es schon mal, hieß “Trimm dich”. War kein bleibender Erfolg weil Anstrengen ohne primären Unterhaltungswert. Bei VR ist die Bewegung der gute Nebeneffekt, nicht das bewusste Ziel während man es macht.
      Die Wii war ein kleiner Anfang, VR ist etwas dauerhaftes.
      Auch über Jahre, das bestätigen viele Spieler. Motto einer Webseite, “We don’t play flat”.
      Erfahrung eines Anderen über einer neue autarke Brille: Viele sagten sie haben schon mal VR erlebt und waren nicht begeistert, wollten erst nicht, aber sie hatten nur mal eine “GearVR” oder Cardboard mit Smartphone (das versaut Menschen für echtes VR, schafft Vorurteile). Sind sie dann überredet, sind 75% begeistert, und evtl. 25% wollten noch am Abend eine kaufen. Da ging es um die Oculus Quest, die keinen Computer benötigt, aber echtes Raumtracking und Controller hat.
      Wenn die Sonne nicht gerade scheint (IR-Licht stört die Erkennung der IR-LEDs der Controller), kann man es theoretisch im Freien auf dem 35m x 55m-Bolzplatz nutzen.

  2. Da ich kein wahlberechtigter US-Amerikaner bin, ist es mir ziemlich egal, wen die Amerikaner politisch gerade durch den Kakao ziehen. Auf mich wirkte die Dame auch nicht betrunken, sondern eher von Rückenschmerzen (Ischias o. ä.) betroffen, was einer fast 80-Jährigen kaum zu verübeln wäre.
    Interessant wäre für mich lediglich die Reaktion der darüber empörten Öffentlichkeitsvertreter, wenn ein entsprechend manipuliertes, “boshaftes” Video mit z. B. Trump, Putin oder Erdogan als Protagonisten veröffentlicht würde. Wäre das wiederum nicht ein schöner Beitrag für all diese lustigen Satire-, Talk- und Nachrichtenshows, die über den Äther gehen?

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