Facebook verstärkt Initiative gegen Falschinformationen

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Facebook verstärkt Initiative gegen Falschinformationen

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Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Sie mag für die Welt nicht so wichtig sein wie die US-Präsidentschaftswahl, ist aber dennoch relevant. Und so besteht ein nicht unerhebliches Risiko, dass Mächte aus dem In- und Ausland die Stimmung im Land verändern wollen. Dank Sozialer Netzwerke ist das heute vergleichsweise einfach möglich.

Fakenews einzudämmen ist nicht einfach; Rechte: WDR/Schieb

Fake-News einzudämmen, ist nicht einfach: Es braucht zahlreiche Maßnahmen

Agenturen bieten Desinformationskampagnen gegen Geld

Wie ungeniert direkt gleich mehrere Agenturen in London konkrete Manipulation des Stimmungsbildes in einem Land wie Deutschland anbieten – gegen entsprechende Bezahlung -, das zeigt die mehr als nur empfehlenswerte ARD-Dokumentation “Wahlkampf undercover”. Die Message der Experten ist klar: Über Facebook, Google und Co. können wir praktisch jeden Wähler ansprechen – und ihn oder sie mit den Botschaften konfrontieren, die für sie perfekt geeignet sind. „Denn wir wissen alles über die Leute“, protzen die Experten – danke Facebook.

Das Ziel ist nicht, für eine bestimmte Partei zu werben, sondern Unfrieden in der Gesellschaft zu stiften. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass Agenturen im großen Stil über die Sozialen Netzwerke – allen voran Facebook, da es das größte ist – Desinformation heraushauen. Mal sind es Sticheleien im Kleinen, mal Falschinformationen im Großen. Über Facebook, Instagram und WhatsApp lassen sich fast alle erreichen.

Im Interview mit Guido Bülow von Facebook; Rechte: WDR/Schieb

Im Interview mit Guido Bülow von Facebook

Facebook verschärft die Maßnahmen

Leider kennt Guido Bülow, „Head of News Partnerships Central Europe“ von Facebook, die Dokumentation nicht. Das hat er mir in einem ausführlichen Gespräch verraten, das wir beide führen konnten. Bülow ist sympathisch, offen, wirkt aufrichtig – und durchaus auch bemüht, das Thema Desinformation auf Facebook, Instagram und WhatsApp anzugehen. Was alles andere als einfach ist – und auch nicht nur Aufgabe der Netzwerke sein kann.

Dann allerdings sollte er (und natürlich auch alle seine Kollegen und Kolleginnen) nicht nur die Dokumentation kennen, sondern vor allem die Problematik, die dort herausgearbeitet wird: Durch die extrem hohe Datendichte, die Facebook über die meisten von uns anhäuft, sind derartige Schmutzkampagnen überhaupt erst möglich. Könnten die PR-Profis die Menschen nicht so gezielt mit individuellen Hassbotschaften ansprechen, würde es auch nicht so gut funktionieren.

Aber immerhin: Guido Bülow hat im Interview einige zusätzliche Initiativen vorgestellt, die bei der Eindämmung von Falschmeldungen helfen sollen. Gemeinsam mit den deutschen Fakten-Checkern, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Nachrichtenportal T-Online will der Konzern aktiv gegen Falschmeldungen angehen. Zum einen, indem Inhalte auf den Netzwerken untersucht und ggf. gekennzeichnet oder blockiert werden, zum anderen mit Angeboten zur Aufklärung.

WhatsApp ist um eine Funktion ärmer: Kein Export mehr in Deutschland; Rechte: WDR/Schieb

Auch auf WhatsApp werden zunehmend Falschnachrichten verbreitet

Info-Kampagnen und Hilfe auf WhatsApp

Mit “Du hast die Wahl” geht in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein Infoangebot an den Start, das die Medienkompetenz fördern soll: Wie lassen sich Falschnachrichten erkennen – und was kann und sollte man dann unternehmen? Das hilft natürlich nur bei den Menschen, die ein vitales Interesse daran haben, die weitere Verbreitung von Falschnachrichten einzudämmen.

Interessant: Nutzerinnen und Nutzer von WhatsApp können sich künftig direkt an die Fakten-Checker von AFP und Correctiv wenden. Sie können unter dafür vorgesehenen Nummern Nachrichten an die Fachleute weiterreichen – und um eine Einschätzung bitten, ob eine Nachricht vertrauenswürdig oder falsch ist. Eine gute Möglichkeit, im ansonsten geschlossenen System WhatsApp eine Hilfe anzubieten. Hier die Nummern:

  • AFP: + 49 172 2524054

  • CORRECTIV: +49 151 17535184

Die Liste der konkreten Maßnahmen ist sogar länger: Hier gibt’s eine Übersicht.

Mein Gespräch mit Guido Bülow von Facebook über den Kampf gegen Falschinformationen

Ein Tipp zum Schluss: Wer seine eigenen Fähigkeiten mal auf die Probe stellen möchte – bitte sehr. Zwei Online-Angebote von SRF (Schweizer Fernehen) und Klicksafe bieten einen Online-Test in Sachen Fake-News.

https://www.klicksafe.de/typo3conf/ext/quiz_maker/Resources/Public/game/?path=https%3A%2F%2Fwww.klicksafe.de%2F%3FeID%3DquizJson%26uid%3D6

https://www.srf.ch/news/panorama/online-quiz-echt-oder-fake-testen-sie-ihr-urteilsvermoegen

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

5 Kommentare

  1. Immerhin passiert da auch mal was aber häufig lassen sich die Menge an Falschinfos gar nicht vollautomatisch sauber filtern. So viele Mitarbeiten kann FB dafür kann nicht einstellen :D

  2. Jörg Schieb am

    Nun: Zum einen arbeiten Fakten-Checker nach journalistischen Prinzipien. Das bedeutet: Nicht Hörensagen ist relevant, sondern die Faktenlage. Dazu recherchieren die Teams Fakten in seriösen Quellen und begutachten diesen. Zum anderen machen sie die Recherche öffentlich und damit transparent. Also eine vorbildliche Vorgehensweise. Jeder kann die Fakten und Recherchen prüfen und sich selbst ein Bild machen.

    • Danke. Ihre Antwort findet sich auch so, oder ähnlich formuliert, in jeder Impressum-/”Über uns”-/”Was wir tun”-Seite der Fakten-Checker, was meine Frage jedoch nicht beantwortet. Demnach gibt es also keine Kontrollinstanz, die beispielsweise Richtigstellungen, Reaktionen auf Beschwerden oder die Ergänzung um weitere, existierende Fakten einfordern könnte. Das steht und fällt also allein mit der jeweiligen Kritikfähigkeit und dem journalistischen Selbstverständnis der Medienschaffenden. Jeder, der “journalistisch” arbeitet, kann sich “Fakten-Checker” nennen und kann sich aus dem Pool bestehender Fakten, selektiv oder umfassend, bedienen, diese für die Öffentlichkeit präsentieren bzw. interpretieren. Das wollte ich wissen.

      • Jörg Schieb am

        Es kann sich jeder Fakten-Checker nennen. Aber beauftragt werden von Facebook dpa, AFP und Correctiv – die ich für gute bis sehr gute Adressen für eine solche Aufgabe halte. Auch Fakten-Checker verkünden nicht die Wahrheit, denn die zu finden ist gar nicht so einfach (und auch und besonders von Fakten abhängig, die ja nicht immer alle sofort vorliegen). Mir ist lieber, ich lese die Recherchen von Menschen, die nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, die Fakten zu prüfen — also einfach nur Meinungen. Wenn die als Fakten dargestellt werden, ist es hilfreich, die Fakten entgegenzustellen. Natürlich steht es jedem frei, auch die Fakten-Checker nochmal gegenzuschecken. :)

  3. Und welche unabhängige Instanz kontrolliert die genannten Fakten-Checker und stellt ggf. deren Ergebnisse richtig? Oder garantiert allein die (ungeschützte) Bezeichnung bereits deren Anerkennung, Unfehlbarkeit und Neutralität?

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