Als der Kartendienste Google Maps vor ziemlich genau 15 Jahren an den Start gegangen ist, konnte niemand ahnen, wie diese Idee die Welt verändern wird. Damals hatte praktisch noch jeder Autofahrer mindestens ein halbes Dutzend Stadtpläne von Falk im Wagen liegen. Heute nicht mehr. Heute klebt an der Windschutzscheibe ein Sauger mit Mini-Arm und Halterung, in die der Fahrer nach dem Einsteigen das Smartphone einlegt. Google Maps steuert zum Ziel – einfach den mit sanft weicher Stimme gesprochenen Anweisungen folgen.
Moderne Kartendienste wie Google Maps – es gibt auch andere, die toll sind, etwa Bing Maps, Apple Maps, Here WeGo oder Maps.me – leiten aber nicht nur Autofahrer, sondern berechnen auch Routen für Radler – und berücksichtigen dabei spezielle Wege, dir nur Radfahrer nehmen dürfen. Google Maps rechnet aus, wie lange wir brauchen. Und zeigt auch dem Fußgänger den optimalen Weg. Wichtige Gebäude um einen herum erscheinen als 3D-Darstellung.
Google hat den Begriff “Karte” völlig neu definiert
Das ist wohl die größte Stärke – und die eigentliche Einnahmequelle für Google. Denn verzeichnete Restaurants, Hotels, Bars, Kinos oder was auch immer wollen gut platziert sein. Egal ob 3*-Restaurant oder Dönerbude: Nicht auf Google Maps verzeichnet zu sein, kostet Umsatz. Denn viele Menschen nutzen Google Maps, um zum Ziel zu kommen – und wollen nur den Namen des Ziels sagen, nicht kompliziert eine Adresse eingeben. Oder sie schauen sich um, was es in der näheren Umgebung gibt. Motto: “Pizza in der Nähe”.
Google hat es also geschafft, den Begriff “Stadtplan” oder “Karte” ganz neu zu definieren: Moderne Online-Karten sind interaktiv, sie reagieren auf Wünsche, wir können mit ihnen sprechen, sie sagen uns wie lange wir zum Ziel brauchen, rufen auf Wunsch ein Taxi, kennen die Verbindungen des Öffentlichen Nahverkehrs und zeigen uns nicht nur Hotels und Restaurants an, sondern auch wichtige Sehenswürdigkeiten – manche sogar in 3D.
10 Jahre Streetview: Dieser Dienst ist in Deutschland nicht so populär
Google definiert die Welt, in der wir uns bewegen
Und das alles kostenlos. Genial! Natürlich zahlen Unternehmen für Werbung. Und wer Google Maps nutzt, um Kartendienste im großen Stil anzubieten, zahlt dafür auch (aber nur diskrete Gebühren). Trotzdem ist Google Maps ein riesiges Geschäft für Google. Denn es ist einer der beliebtesten Dienste des Unternehmens – sieht man mal von Google Streetview ab, das in Deutschland zwar gerne genutzt wird, wo es aber einen (aus meiner Sicht übertriebenen) Widerstand gegen die Google-Autos gibt, die durch die Straßen fahrend Aufnahmen von Fassaden machen.
Google Maps definiert heute die Welt, in der wir uns bewegen. Wenn Google Maps sagt, um die Ecke ist ein Burger-Laden, dann ist da auch ein Burger-Laden. Kaum jemand würde daran zweifeln. Ein Buchladen, der nicht bei Google Maps steht, hat deutlich geringere Chancen, besucht zu werden. Und gehen wir wirklich zu dem Thailänder, der im Durchschnitt nur 2* bekommt? Da kann doch was nicht stimmen, oder…?
Google Maps sagt, wo wir lang fahren. Welche Straßen befahrbar sind und welche nicht. Und wenn wir in ein paar Jahren alle mit Augmented-Reality-Brillen herum laufen, wird sich dieser Effekt noch verstärken. Wollen wir wetten?
Ach ja: Natürlich weiß Google dank Google Maps auch immer, wo wir so sind. Anderenfalls wüsste der Kartendienst auch nicht, wann es in meinem Lieblings-Italiener besonders voll ist.
10 Kommentare
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aber ein Hinweis auf die (natürlich eingeschränktere) Alternative OpenStreetMaps wäre doch angebracht gewesen.So wirkt dieser Beitrag doch etwas einseitig!
Google Maps vermittelt Anschein von Nützlichkeit, worauf eine Unzahl von Menschen hereinfällt.
Aber allein der Umstand, daß es ein Dienst eben von Google ist, läßt mich diesen Dienst nur äußerst zurückhaltend nutzen, das heißt konkret, nur dann, wenn im Buchhandel kein richtiges Kartenmaterial erhältlich ist – und auch dann setze ich durchgehend sofort geprüfte Cookie-Kill- und Trackingschutzprogramme ein bzw. lasse diese parallel laufen.
Außerdem bieten richtige Karten die Möglichkeit, den eigenen KOPF zu benutzen und zu DENKEN – etwas, was die Digatilisierung aller Lebensbereiche uns ja komplett abzugewöhnen versucht, was unter anderem zu den erschreckenden Erfolgen der Nazis auch in unserem Lande führt……
Letztens wollte ich mich erst später der FfF-Demo anschließen. Also Google Maps geöffnet, der Stau dort zeigte mir in Echtzeit, wo der Demozug gerade herlief. ?
Die Millionen Android-Mobilgeräte, die ihren Standort senden, sind für Datenschützer und Paranoiker zwar der Horror – aber nur so kommt Google an die (für die meisten User) tatsächlich enorm nützlichen Auslastungsdaten. Aktuellere Staumeldungen als auf der Autobahn mit Schritttempo bewegende Smartphones gibt’s eben nicht. Wie viele teure Sensoren müsste eine Straßenverkehrsbehörde wohl installieren, um diese Präzision annähernd herzustellen?
So gefährlich Googles Datenspeicherwahn und Big Data etc. zwar sein mögen, aber hier ist tatsächlich was herausgekommen, das der ganzen Gemeinschaft nützt. Alle für alle, geben und nehmen.
Und selbst Schnorrer mit ausgeschalteten Standortdaten (wie ich) können die Daten nutzen.
Datenkrake hin und Datensammeln her! Durch google maps Staumeldungen bleiben mir einige Staus erspart. Und auf der anderen Seite unnötiges Abfahren von der Autobahn im Stau, denn dies ist nicht immer zeitsparend…
Die Staumeldungen von gmaps sind übrigens viel zuverlässiger und aktueller als die vom WDR…
Ja. das finde ich auch, dass die Verkehrsmeldungen erstaunlich akurat sind. Ich verlasse mich häufiger als Google Maps als auf mein teures Navisystem im Auto. :)
Mir gefällt der WDR-Bericht “Beliebte Daten-Krake: 15 Jahre Google Maps” Ihres WDR-Kollegen Jörn Seidel besser, zumal dort nicht nur Lobeshymnen, sondern auch durchaus berechtigte Kritik geäußert wird und sogar Schutzmaßnahmen empfohlen werden.
“Und das alles kostenlos. Genial! Natürlich zahlen Unternehmen für Werbung.” Und Nutzende zahlen mit ihren Daten. Auch “genial” oder eher “mir doch egal”?
“Und das alles kostenlls – genial” bedeutet nicht, dass ich das genial finde, sondern die Mehrheit der User – und das den Erfolg erklärt.
Danke für das Feedback. Aber ich stehe glaube ich nicht im Verdacht, unkritisch zu sein. :) Ich wollte nicht – wie schon 1 Mio Mal – auf den Aspekt Datensammeln eingehen an dieser Stelle, sondern darauf, wie sich unser Verständnis für Karten durch Google Maps verändert hat.