IFA: Geh mir weg mit der KI…

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IFA: Geh mir weg mit der KI…

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Wer über die Internationale Funkausstellung (IFA) läuft, bekommt extrem unterschiedliche Eindrücke präsentiert. Es gibt da Stände mit Waffeleisen, Saugrobotern oder Epilier-Maschinchen – nur über die berichtet keiner. Auch ich nicht, muss ich zugeben. Wir Journalisten schauen immer auf die Trends. Das, was neu ist – oder neu zu sein verspricht. Dieses Jahr war es eindeutig das Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Smart Home.

Kein Kaffee, weil das Netzwerk nicht da ist; Rechte: WDR/Schieb

Kein Kaffee, weil das Netzwerk nicht da ist

Dank KI: Geräte, die nicht gehorchen wollen

Klingt doch wunderbar. Endlich etwas Intelligenz im Haushalt, würden Comedians sagen. Das Problem ist nur: Es ist ein nahezu kompletter Etikettenschwindel. Die Industrie verwendet das Schlagwort “KI”, weil es gerade hipp ist und den Eindruck erweckt, etwas Neues zu sein. Mehr Komfort zu bringen. Oder überhaupt irgendwelche Vorteile.

Die traurige Wahrheit: Das ist nicht der Fall. Oft sogar im Gegenteil. Vor allem bei der Spracherkennung im Haushalt – auch ein Thema auf der IFA – wird das deutlich. Schon bei der Herausforderung, uns Menschen zu verstehen, also das, was wir sagen, versagen die Geräte auf ganzer Linie. Der Espresso-Automat bei Siemens war mit einer Spracherkennung von Telekom Magenta verbunden. Es gab präzise Anweisungen, was der Besucher zu sagen hatte. Es funktionierte trotzdem nicht.

https://vimeo.com/358741260

Julia Krüger von netzpolitik.org sagt: Wir sollten KI lieber für sinnvolle Zwecke einsetzen

Jede Menge sinnlose Beispiele

Ich habe 20 Minuten gewartet. “Netzwerkfehler”, stand im Display. Die Techniker haben es nicht hinbekommen. Auf der anderen Seite ein Backofen, der mit Alexa verbunden war. “Alexa: Sage Backofentür auf!”, sollte man sagen, damit der Ofen die Türe aufschwingt. Von zehn Versuchen hat es zwei Mal geklappt. Und Zuklappen oder etwas anderes geht nicht per Sprachbefehl. Welch eine Erleichterung, oder?

So wurde eine Menge Firlefanz auf der IFA präsentiert. Etwa 8K-Fernseher bei Samsung, die per KI die Bilder von HD oder 4K hochrechnen auf 8K. Schließlich gibt es praktisch kaum 8K-Inhalte. Gute Idee, aber auch wirklich nur nötig, wenn die Fernseher überdimensional groß sind. Auch das ist im Alltag eher unnötig. Ebenso die Waschmaschine, die dem Trockner mitteilt, welche Art von Wäsche ihn erwartet – und wie viel.

KI erhöht den Energiebedarf (alle Geräte müssen ständig online sein und funken), steigert die Abhängigkeit (was ist bei Stromausfall, wenn die Internetverbindung ausfällt) und ist alles andere als ausgereift. “Wir sollten KI für sinnvolle Dinge nutzen, etwa, um wichtige Aufgaben wie den Klimawandel zu meistern”, fordert KI-Expertin Julia Krüger von netzpolitik.org in einem Gespräch in Berlin.

Recht hat sie!

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

6 Kommentare

  1. Ich habe den Kaffeevollautomat auf der IFA ausprobiert und fand es richtig gut. Bei mir Zuhause ist ohnehin schon alles mit Alexa verbunden und wenn die Kaffeemaschine mit Wlan auf den Markt kommt werde ich mir eine holen.

  2. Das Problem ist der unkritisch naive Glaube an die „Weltoffenheit“, wobei es auch die Extreme auf der anderen Seite gibt. KI ist neutral, nicht gut – nicht schlecht. Wenn Dinge in der Entwicklung sind gibt es Kinderkrankheiten; das ist aber noch keine Antwort auf die Frage, ob die Dinge sinnvoll sind oder nicht.
    Dies erste Frage ist natürlich: „brauche ich das?“, und damit hat sich schon vieles erledigt. Dann die Frage, welche Zugänge gibt es und wenn man wild alle eigene Bereiche mit dem weltweiten Netz verbindet, finden sich immer Sicherheitslücken.
    Das System der Abschottung bei der Titanic war ein guter Denkansatz. Wäre die Titanic frontal auf den Eisberg gekracht, wäre zwei Schotten vollgelaufen aber der ganze Kahn wäre nicht abgesoffen. Jetzt muss man sich Fragen was schottet man wann wie hoch ab.
    Es macht nichts, wenn der selbstfahrenden Staubsauger mit einer Kamera seine Umgebung scannt. Ist die Kamera mit dem WLAN verbunden könnte man über Sicherheitslücken in das WLAN einbrechen, ist das WLAN mit dem WWW verbunden kann man darüber einbrechen und der Einbrecher in klassischen Sinne hat die Informationen die er braucht.
    Weniger Vernetzung bringt weniger Risiken, eine Abwägung zwischen Nutzen, Kosten, Risiken. Man muss sich über Abschottung Gedanken machen, über Brandschutzmauern oder wie man dazu in Digistalistan sagt: „Firewalls“.
    Ulrich, wenn ich das Radio einschalten will muss der Datenstrom nicht um die Welt gehen; besonders nicht, wenn man zum Thema Datenschutz und Privatsphäre in anderen Ländern andere Gesetze und Auffassungen hat.

  3. Hallöchen Herr Schieb,
    sehr schöner Artikel! Habe eine Zeitlang mit Alexa herum gespielt und die KI wurde immer dümmer. Im Laufe der Zeit waren Radiosender nicht mehr auffindbar. Z.B. NDR1 Welle Nord. Ich musste mir dann Wege ausdenken, wie Alexa wieder klar kommt. Mit Welle Nord Kiel klappte es dann. Warum NDR1 Welle Nord nicht klappte, weiss ich nicht, aber Alexa nannte den Sender NDR1 Welle Nord. Toll oder??
    Habe jetzt Alexa verbannt und alles verkauft, Datenschutz ist wichtiger und das DAB+-Radio kann ich von Hand an und aus machen ;-)

    LG Ulrich Piethe

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