NewsGuard will vor zweifelhaftem Content warnen

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NewsGuard will vor zweifelhaftem Content warnen

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Falschmeldung. Fake-News. Desinformation. Wenn über Internet und vor allem über die Sozialen Netzwerke gesprochen wird, fallen die Begriffe fast zwangsläufig. Denn Fakt ist: Es ist schwierig zu sagen, welcher Information im Netz wir vertrauen können.

Manchmal könnte man allerdings den Eindruck gewinnen, die gezielte Desinformation wäre quasi eine Erfindung des Internets. Aber das ist natürlich Unsinn. Gelogen und gezielt manipuliert wurde schon immer – und überall. Ob in der Politik oder im Privatleben. Nur eins ist anders geworden: Durch das Internet bekommen es heute potenziell alle mit. Das Internet ist ein Turbolader für Desinformation.

NewsGuard warnt vor fragwürdigen Quellen; Rechte: WDR/Schieb

NewsGuard warnt vor fragwürdigen Quellen

Auch Fakten-Checker können nicht hexen

Aber was unternehmen? Soziale Netzwerke wie Facebook versuchen, dem Problem mit KI-Systemen und mit Fakten-Checkern Herr zu werden. Mit KI Probleme lösen, die wir dank KI haben – keine gute Idee. Und auch emsig arbeitende Fakten-Checker, die es zum Glück überall in der Welt gibt, können nur einen Teil des Unrats erkennen und markieren. Entfernen sowieso nicht, denn Facebook zum Beispiel fügt von Fakten-Checkern ausgewiesene Falschmeldungen nur einen Warnhinweis zu. Entfernt wird der Inhalt nicht.

Eine in meinen Augen aber recht elegante Lösung ist NewsGuard. Ein kostenlos erhältliches Plugin, das als Erweiterung für Edge, Chrome, Firefox und Safari geladen werden kann. Auch hinter diesem Service stehen echte Menschen. Sie prüfen Quellen: Gibt es mehrere Autoren, werden diese genannt, werden Fehler korrigiert und handelt es sich um eine eher seriöse oder eine eher unseriöse Quelle? Solche Faktoren spielen bei der Beurteilung eine Rolle.


Fake-News ist zum Kampfbegriff geworden: Wie lässt sich das Problem lösen?

Praktische Ampel neben Links und Verweisen

Sehr praktisch: Hat man NewsGuard installiert, erscheint automatisch neben Links in Webseiten, aber auch neben Suchergebnissen oder bei Twitter und Facebook ein kleines Ampel-Symbol. Grün bedeutet: Unbedenklich. Gelb: Satire oder Ironie. Grau: User Generated Content. Rot: Hier handelt es sich um eine eher unseriöse Quelle.

Auf diese Weise bekommt man bequem und vollkommen störungsfrei zusätzliche Informationen – und kann selbst entscheiden, ob man sich dadurch vom Anklicken abhalten lässt oder den Inhalt lediglich kritischer liest.

Einziges Manko: Das Team der Prüfer ist zu klein, um eine wirklich große Menge von Quellen beurteilen und/oder schnell auf aktuelle Situationen reagieren zu können. Die Idee aber gefällt mir gut. Google, Facebook und Co. könnten ein bisschen von ihren Milliardengewinnen abgeben, damit dieser Dienst wächst – und es für uns alle ein bisschen mehr Orientierung beim Surfen gibt.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

2 Kommentare

  1. Na, allzu kritisch scheint mir diese Handvoll selbsternannter “Nachrichtenwächter” (der Name weckt nicht gerade vertrauenserweckende Assoziationen; erinnert mich eher an Orwell & Co.) nicht zu sein, wenn schon Deutschlands größter Meinungsmacher (mit den vier Buchstaben) und Claas-Hendriks ehemalige Spielwiese ein grünes Gütesiegel bekommen. Und mit Blick in die jeweilige Vita der Teammitglieder, lässt sich eine gewisse “Mainstreamaffinität” der Beteiligten nicht von der Hand weisen.
    Aber egal, solange mich niemand zwingt, dieses oder ein ähnliches Tool zu installieren und befiehlt (der “Demokratie” wegen) nur “grün” zu lesen bzw. solange “rot” noch frei und vollumfänglich zugänglich bleibt und nicht irgendwie aus den Suchergebnissen “verschwindet”.

  2. Kritische Distanz kann man schlecht outsourcen. Öffentlich rechtliche Medien sind auch „ist ein Turbolader für Desinformation.“ Bei Zuwanderung und Arbeitslosigkeit bez. Unterbeschäftigung wird ein Bild vermittelt, das nicht viel mit der Realität zu tun hat. Irgendwo gibt es auch in öffentlich rechtlichen Medien den Bezug zur Realität. Man muss aber wissen wo man suchen muss. Bei Tagesschau.de gibt es zwei gute Seiten:

    1. Monatliche Arbeitslosenzahlen, Was die offizielle Statistik verbirgt
    2. FAQ: Asylbewerber, Flüchtlinge, Migranten – was sind die Unterschiede?

    Wenn man diese Seiten kennt, kann man das meiste besser einordnen. Die offizielle Statistik ist keine Realität und die Wortwahl „Flüchtling“ statt „Migrant“ ändert komplett den Inhalt von Nachrichten. Man braucht immer eine kritische Distanz, egal ob Internet oder nicht und kritische Distanz würde ich nicht automatisiert anderen Überlassen. Besser ist es, auch mal andere Quellen selbst zu prüfen und am besten auch Quellen, die traditionell eine andere Ansicht haben als man selbst. Filterblasen gibt es überall und denen kann man nicht automatisiert entkommen.

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