Wenn die Werbung fehlt, bewegt sich Facebook

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Wenn die Werbung fehlt, bewegt sich Facebook

Kommentare zum Artikel: 3

Der mächtige Facebook-Konzern befindet sich aktuell im Alarm-Modus. Es ist alles andere als eine Kleinigkeit, wenn gleich mehrere Weltkonzerne sagen: Uns gefällt nicht, was Ihr da veranstaltet – in diesem Werbeumfeld investieren wir (erst einmal) nicht mehr. Unternehmt endlich mal konkret etwas gegen Fake News, Propaganda, Hass, Hetze und Falschinformationen. Dann sehen wir weiter.

Eine glasklare Ansage. Eine erfreuliche zudem, denn endlich sagt mal jemand: So geht es nicht weiter.

Denn spätestens, seitdem Facebook-Chef Mark Zuckerberg sich weigert, etwas gegen aggressive Postings von Donald Trump zu unternehmen, denken viele: Dieses Netzwerk unternimmt zu wenig. Dabei können schon kleine Maßnahmen einen großen Effekt gegen Fake News erzielen.

Mark Zuckerberg in seinem Netzwerk; Rechte: WDR/Schieb

Gigantische Geldquellen versiegen

Unilever, Honda, The North Face, Coca-Cola – die Liste der Unternehmen, die nun bei Facebook, Instagram und Twitter keine Werbung mehr schalten wollen, wird immer länger. 90 Konzerne sind es bereits, die jedes Jahr Milliarden von Werbe-Dollar ausgeben. Und da diese Unternehmen das Geld nicht einfach bunkern, sondern jetzt woanders ausgeben, erstarkt die Konkurrenz. Gleich ein doppelter Schaden für Facebook und Twitter.

Der Börsenkurs von Facebook fällt gerade dramatisch. Denn Facebook hat ein Problem: Die Mächtigen der Wirtschaft, die die Werbegelder vergeben, handeln entschlossen. Es sind keine Politikerinnen und Politiker, die man an der Nase herumführen kann. Sie analysieren die Situation, bewerten den Nutzen und Schaden für sich selbst – und entscheiden. Fadenscheinige Versprechungen – darin ist Mark Zuckerberg Weltmeister! – werden sie nicht umstimmen.

 

Wie reagiert Facebook auf den Druck durch die Werbeindustrie?

Facebook unter Druck wie noch nie

Ich würde sagen: So sehr unter Druck war Facebook noch nie. Denn da dort alles, wirklich alles, der Gewinnmaximierung unterworfen ist, lässt sich das Unternehmen hier auch am ehesten abstrafen.

Die Politik sollte sich ein Beispiel an den großen Werbekunden nehmen: Entschlossenes Handeln führt dazu, dass selbst Facebook sich bewegt. Es ist wirklich an der Zeit, dass die EU mal einen großen Aufschlag macht. Eine Social-Media-Verordnung, die aufführt, was relevant ist. Ein Regelkatalog für Social-Media-Konzerne. Mit unseren Regeln. Nicht mit kleinen Stopp-Schildchen hier und da, um deren Regeln ein bisschen auszubremsen.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

3 Kommentare

  1. Carsten Mohr am

    Ja, wenn man länger darüber nachdenkt und allein nur die zwei Postings hier einmal genauer unter die Lupe nimmt, ist es ein sehr vielschichtiges und kompliziertes Thema. Werbung möchte man im positiven Umfeld sehen (als Werbetreibender), denn da wird sie vom Kunden am ehesten wahrgenommen und hat Chancen, das man sich mit der Werbeaussage und dem Produkt als Konsument auseinandersetzten will. Also müßte man eher Algorithmen suchen, die positive Postings oder Verläufe findet und dort dann werben. Man könnte ja, statt die negativen Posts herauszufiltern, sich nur positive Posts anzeigen lassen. Heile Welt und Blümchen. Warum nicht?! Ist doch eigentlich auch naheliegender bei Facebook und co., will man sich doch positiv austauschen, erleben, mitteilen und beisamen sein.

  2. Ich will nicht, dass der Tomaten-Bauer aus Ghana das Asylrecht missbraucht um in Italien illegal in der Landwirtschaft zu arbeiten.
    Das könnte man als Hass-Posting bezeichnen und an solchen Kommentare wird sich zum Beispiel die Firma Unilever bestimmt stören. Das ist aber eine naiv oberflächliche Betrachtung und wird aber nur deutlich wenn man die Hintergründe kennt, die ich jetzt einfach aus meinem Kommentar (anderes Pseudonym) vom Presseclub kopieren kann:
    „Die EU zwingt Afrika die Märkte zu öffnen und verkauft Tomatenmark nach Ghana. Der Tomaten-Bauer in Ghana verliert seine Existenzgrundlage und kommt illegal unter Asylmissbrauch nach Italien um dort Tomaten ernten, die als Tomatenmark wieder nach Ghana verkauft werden kann.“
    Zu dem Posting oben gehört auch die zweite Seite der Medaille, ich will aber auch nicht das der Tomaten-Bauer aus Ghana seine Existenz verliert um in Italien ausgebeutet zu werden und ich vermute mal stark, dass auch der Bauer aus Ghana lieber auf seinen eigenen Feldern arbeiten möchte. Als ich Unilever auf dem Foto gesehen habe ich mich sofort daran erinnert, dass Unilever Tomaten für Produkte aus Italien bezieht.
    Es geht um Globalisierung und Globalisierungsgegner, die man nach dem einschlafen von Occopy Wallstreet (leider) nur noch auf der rechten Seite findet; Trump ist der wirksamste Globalisierungsgegner aller Zeiten und auch daran dürften sich globalisierte Unternehmen wie zum Beispiel Unilever stören.
    Es gibt Bedrohung, Beleidigung und Volksverhetzung nach dem Strafgesetzbuch, wobei besonders die letzten beiden höchst auslegungsfähig sind und unterschiedlich von Gerichten entschieden werden.
    „Hass und Hetze“ ist eine leere Worthülse und keine Regel, ein Codewort für störende Meinung die nach Ansicht von Profiteuren der Globalisierung jetzt von Facebook zensiert werden soll. Das ist Lobbypolitik einmal anders.
    Nachtrag: Ich boykottiere Facebook, Google, Twitter usw. auch aber wegen Big Data. Die freie Rede stand bisher eher auf der Positvliste.

  3. Robert Baumgart am

    Nun wäre es sehr schön wenn sich in Deutschland auch der öffentliche Dienst (Kommune, Land, Bund) aus/von Facebook verabschieden würde. Damit würde man schon mal ein gutes Zeichen setzen.

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