Sicherheitsexperte stellt Microsoft-Betrüger bloß

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Sicherheitsexperte stellt Microsoft-Betrüger bloß

Kommentare zum Artikel: 16

Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich das schon gefragt wurde – und das seit Jahren: “Bei mir haben Microsoft-Mitarbeiter angerufen. Sie haben auf meinem Rechner angeblich einen Virus entdeckt und wollen den entfernen.” Manchmal rufen die angeblichen Supporter von Microsoft an. Manchmal schaffen sie es, Alarm-Hinweise auf den Bildschirm zu zaubern. Aber immer mit der Absicht, arglose Opfer in aller Welt zu betrügen. Mal, indem Gebühren für diesen “Service” (Virus entfernt) berechnet werden – öfter, indem sie sensible Passwörter und Zugangsdaten entwenden.

Es gible viele Methoden des Betrugs im Netz - eine ist, sich als Microsoft-Mitarbeiter auszugeben; Rechte. WDR/Schieb

Es gible viele Methoden des Betrugs im Netz – eine ist, sich als Microsoft-Mitarbeiter auszugeben

Experte hat Überwachungskameras der Betrüger gehackt

Es passiert tausendfach pro Woche, dass gutgläubige Menschen nachgeben und den Betrügern Zugriff auf ihre Rechner gewähren. Der Trick ist uralt – funktioniert aber immer noch. Obwohl die Verbraucherzentrale ausführlich davor warnt und die Vorgehensweise beschreibt. Im schlimmsten Fall blockieren die Betrüger den Rechner und erpressen später Geld, um ihn wieder freizugeben. Oder sie verlangen Geld, um das angebliche, aber gar nicht vorhandene Problem zu beseitigen. Oder beides.

Nun ist einem britischen Sicherheitsexperte, der sich Jim Browning nennt (aber sicher anders heißt), etwas Großartiges gelungen: Es hat sich seinerseits in das Call-Center einer solchen Betrügerbande in New Delhi eingehackt. Er hat sogar die Kontrolle über Dutzende Überwachungskameras im Gebäude übernommen – und so 70.000 Anrufmitschnitte angefertigt. Also den Betrügern bei der Arbeit zugesehen und ihr betrügerisches Verhalten dokumentiert.

https://vimeo.com/396705732/

Die Tricksereien der Betrüger dokumentiert – über gehackte Überwachungskameras

Einblicke in die Welt organisierter Kriminalität

Aber nicht nur das: Er dokumentiert auch, wie gehässig sich diese Kriminellen über ihre Opfer auslassen. Die Krönung ist aber, dass es ihm sogar gelungen ist, mit diesen Betrügern als vermeintliches Opfer zu sprechen (es erscheinen Rufnummern auf den PCs der Opfer, die sie anrufen sollen!). Er hat dieses Gespräch aufgezeichnet und präsentiert es in einem Video.

Respekt! Es stellt sich beim Betrachter eine Mischung aus Schadenfreude und Verwunderung ein. Schadenfreude darüber, dass diese Betrüger so gekonnt und elegant vorgeführt werden. Und Verwunderung, mit welcher Selbstverständlichkeit die Leute ihren “Job” machen, als wären sie in einem echten Call-Center, in dem Leuten geholfen wird. Dabei betrügen sie Menschen am laufenden Band. Sie lügen, betrügen und richten Schaden an.

Da diese “Call-Center” nahezu immer in Indien sitzen – und nun ein unanfechtbarer Beleg für Existenz und Vorgehen dieser Betrügerbanden vorgehen: Wann geht die indische Regierung endlich rigoros dagegen vor?

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

16 Kommentare

  1. Johannes Kiefer am

    Entschuldigung, vergessen: Die Trillerpfeife benutze ich auch. Und das nutzt.
    Die Anrufe sind um 50 Prozent zurückgegangen. Ich freue mich schon auf die erste Anzeige. Dann müssten sie sich outen. Wird nie passieren.

  2. Johannes Kiefer am

    Wir wollen mal nicht übertreiben. Indien ist eines der größten Kulturvölker der Welt. Und nur weil du es nicht verstehst, im Sinne von Verstehen, ist es noch lange kein Drecksland. Nirgendwo leben so viele Kulturen friedlich nebeneinander. Und wenn du etwa in Neukölln oder anderen Ballungsgebieten wohnst, solltest du dir deine Worte gut überlegen.

  3. Indien ist ein Drecksland, in jeder Hinsicht. Mädchen werden abgetrieben oder verkauft, Frauen per Gerichtsbeschluss vergewaltigt oder am Herd verbrannt, Toiletten sind ihnen unbekannt. Indien ist der endgültige Beweis dafür, dass Wohlstand und Bildung weder die Menschlichkeit erhöht noch die Kultur verbessert. Indien sollte man mit einem Bombenteppich von der Landkarte tilgen.

  4. Bei mir sind es zur Zeit mindestens ein Anruf täglich. Ich gehe jetzt zum Schein auf die Anrufe ein und stelle mich ein wenig schusselig an. Das kostet die Anrufer Zeit und Nerven. Nach zehn Minuten ca. nehme ich dann eine Trillerpfeife und pfeife denen ordentlich ins Ohr. Hoffentlich gibt es einen Tinitus. Ich habe da kein Mitleid.

  5. In the Internet world, Everything is recognized by the unique Identity known as IP Address. Whenever we are connected to the internet and surfing google, then at that time, IP address is our unique Identity. Mostly there are two main categories of IP one is Private and the other is Public.

  6. Ich habe auch schon Microsoft-Scam-Anrufe aus Indien bekommen. Wenn ich gerade Zeit hatte, habe ich versucht, die Herrschaften möglichst lange zu beschäftigen.

    – Tut mir Leid, ich spreche nur wenig Englisch.
    – Auf welchem Rechner ist der Virus? Auf dem großen oder auf dem Notebook.
    – Das ist der Rechner von meiner Frau, und die ist gerade nicht da.
    – WLAN abschalten. “Mein Rechner geht nicht online, da ist wirklich was nicht in Ordnung.”
    – Kann ich Sie zurückrufen?
    – Geben Sie mir Ihre Website-Adresse.

    Riecht der Anrufer den Braten, kann man ihn immer noch mit einer Trillerpfeife misshandeln und auflegen. Er kann einen selbst nach einem Hörsturz nicht verklagen, ohne sein Inkognito zu lüften.

  7. Sehr gut! Endlich wurde der Spieß mal umgedreht.
    Einen Freund von mir haben sie auch angerufen, die haben selbst die Telefonnummer gefälscht. Der Anruf kam aus Indien, die angezeigte Rufnummer zeigte jedoch Seattle an.

  8. Bezüglich des Themas “Da diese “Call-Center” nahezu immer in Indien sitzen – und nun ein unanfechtbarer Beleg für Existenz und Vorgehen dieser Betrügerbanden vorgehen: Wann geht die indische Regierung endlich rigoros dagegen vor?”:
    Der Ersteller der Videos “Jim Browning” hat selbst ein Video erstellt in dem er selbst sagt und belegt, dass nicht alle diese “Call-Center” in Indien sitzen sondern auch in Tunesien oder in der Ukraine z.B..
    Ebenso ist in genau dem Video, welches in dem Beitrag hier genannt wurde, gesagt worden von einem Herr der Indischen Polizei, dass sie eben nur sehr schwer dagegen vorgehen können, da die eigenen Landesleute nicht betroffen sind. Häufig sind Leute aus den USA oder Europa betroffen. Das macht eine Strafverfolgung schwierig. Ebenefalls wird in eben diesem Video gesagt, dass der Fadenzieher der gezeigten Bande geschnappt wurde.

    Dennoch vielen Dank für den Beitrag. Dadurch bin ich auf einen genialen und sehr Sympathischen Youtuber gekommen. Die Videos sind genial.

  9. Da helfen nur wirtschaftliche Sanktionen gegen solche Länder, wenn die EU hier eine einheitliche Strategie hätte, genau so wie bei den offshore Steuerparadiesen! Mit einer starken EU und EINHEIT bräuchten wir uns weder von autoritären noch von kakistokratischen Systemen wie die von Trump, Indien, Pakistan, RU, TR oder irgendwelchen arabischen Staaten länger auf der Nase herumtanzen lassen!
    Klare Kante gegen Kakistokraten tut not!

  10. Ist es nicht universell das viele, auch hierzulande, Ihre kleinen Vergehen für Kavaliersdelikte halten. Eine kleiner Betrug hier das man besser bei der Auszahlung einer Versicherung dasteht, ein kleiner lügnerischer Freundschaftsdienst dort das ein Kumpel bei einem Autounfall nicht die alleinige Schuld bekommt, anderswo eine sehr gedehnte Angabe bei der Steuererklärung. Die immer gleiche Story, wenn ich es nicht mache bin ich der dumme und die anderen machen es doch aus, vor allem die Politiker, Bänker, Unternehmer, die Reichen … .

    Wer so auch nur im geringsten wirklich denkt, sollte größtes Verständnis auch für die Betrüger aus fernen Landen haben. Es sind doch nur die Reichen (Menschen aus Industrieländer) die sie bestehlen und sie geben den armen Lohn und Brot.

    Mir fehlt das Verständnis für das eine und das andere.

    • Jörg Schieb am

      Ernst oder Satire? Die jungen Männer im Video machen nicht den Anschein, dass sie ohne diesen “Job” mit Bettelstab auf der Straße säßen. Das Büro ist klimatisiert und sicher nicht das Schlechteste.

      Betrug bleibt Betrug – das hier ist sogar Betrug im organisierten Stil. Nie sollte man den einen Betrug mit dem anderen entschuldigen. Gut, wenn es gelingt, jemanden zu betrügen, der einen vorher konkret betrogen hat, könnte ich das zumindest moralisch nachvollziehen. So aber nicht.

      • Wie erwähnt habe ich kein Verständnis für Betrügereien oder Lügen weder hierzulande noch anderswo (vielleicht ist der Kommentar unglücklich formuliert, da anscheinend mißverstanden).

        Es ist, so denke ich, allerdings immer gut nicht nur auf andere zu zeigen sondern sich zu überlegen wo direkt vor Ort Verbesserungsbedarf besteht. Was kann ich aus einem Vorkommnis lernen. Man findet eigentlich fast immer etwas ähnliches. Andere Kommentare sagten es schon, in Indien etwas zu ändern fällt mir schwer. Hierzulande mehr oder weniger vergleichbare Umtriebe zu ändern ist schon leichter, am leichtesten natürlich bei mir selbst.

        Die Prämisse ist aber, das man es erkennt, erkennen will, dass das eigene Handeln auch nicht immer optimal ist.

        Ein weiterer schöner Nebeneffekt, die Toleranz wird gesteigert, denn es zeigt das sich die Menschen weltweit gleichen, im guten, wie im schlechten.

  11. Warum wird diesen Kriminellen nicht das Handwerk gelegt? Als Betroffener kann man gerne eine Anzeige bei der Polizei machen. Da kann man auch seinen Rechner hinbringen und vielleicht kann einem sogar geholfen werden. Der Aufwand für ein internationales Verfahren ist dann zu groß und das Verfahren in Deutschland wird eingestellt. Wenn der betroffene Rechner alt genug war und die Daten gesichert waren, ist der Vorfall ein Hinweis, in Zukunft vorsichtiger zu sein und ein Anlass, die ohnehin vorgesehene Beschaffung jetzt endlich vorzunehmen. Beim Schutz des Einzelnen vor internationaler Alltagskriminalität bleiben viele Wünsche offen. Wenn Aufwand und Nutzen für die Einleitung internationaler Verfahren nicht in einem akzeptablen Verhältnis stehen, können Kriminelle in den entstehenden rechtsfreien Räumen unbehelligt ihr Unwesen treiben. Die Leute im Call-Center gehen halt ihrem ganz normalen Broterwerb nach und zahlen sicher auch Steuern. Wenn man das Ganze dann noch als Web-Service darstellt, muss ein indischer Strafermittler doch erst einmal überhaupt einen Grund haben, tätig zu werden. Vielleicht sind dort gar keine Gesetze verletzt? Microsoft hätte sicher das Potential, etwas zu bewirken und möchte auch gerne informiert werden, wenn man in die Falle getappt ist. Es wird das Gefühl erzeugt, dass das Microsoft unangenehm ist und man sich kümmert. Dass ein neues System verkauft werden kann und dieses auch noch unter Zeitdruck erfolgen muss, ist doch für einen Anbieter nicht die schlechteste Alternative. Fazit: Im ach so internationalen Internet wird wohl noch lange Handlungsbedarf bestehen bleiben und wenn selbst die offensichtlich bekannten Täter an ihrem offensichtlich kriminellen Tun nicht gehindert werden, wird es bei den lästigen Varianten die nicht so offensichtlich kriminell sind, wohl nie zu einer Änderung des belastenden Istzustandes kommen. Zurück bleibt ein Gefühl der Ohnmacht, die unangenehme Einsicht zu den Deppen gehört zu haben und die Erkenntnis, dass die Ordnungsmacht jeden Verstoß gegen die StVO mit Manpower und enormer Konsequenz verfolgen kann, weil der Verursacher greifbar und verurteilbar ist. Einziges Gegenmittel ist die Information potentieller Opfer. Über die Hoffnung, dass ein starker Mann mit law and order, es besser richten kann und dies mit viel Information und vielen Daten dann natürlich besser kann, braucht man sich vielleicht etwas weniger wundern. Die Globalisierung des Handels und der Kriminalität hat gut geklappt. Die Globalisierung von Recht und Gerechtigkeit ist teuer und stört die Geschäfte. Da ist es zielführender, diesen Teil der Globalisierung als starker Mann zu behindern.

  12. Aus Indien wurde ich vor etwa zwei bis drei Jahren mit dutzenden Anrufen genervt. Das war gut zu verstehen mit deutlichen Akzent und einmal hatte mich eine nette Inderin sogar im verständlichen Deutsch angesprochen. Aber auch freundliche Betrüger sind Betrüger und bekommen von mir nur die Formel „kein Interesse“ und wenn mich einer am Telefon auf Englisch zumüllt lege ich gleich auf. Dieses Jahr wurde ich mit einem mäßigen Englisch genervt, ich tippe auf ein Callcenter in Afrika. Könnte sein, dass Indien schon reagiert hat aber Betrüger sind weltoffen.
    Einen Alarm-Hinweis hat allerdings noch keiner auf meinem Bildschirm zaubern können. Ich Blocke Cookies, Tracker, einige Scripte und nach Ihrer Empfehlung vor einigen Jahren ist auch der Flash-Player deinstalliert; die ARD-Mediathek funktioniert, der WDR-Player geht nicht und bei Phoenix-Internetseiten kommt rein gar nichts mehr an aber das ist dann eben so. Immerhin kann ich auch mit strengen Sicherheitseinstellungen hier einen Kommentar abgeben. Öffentlich rechtliche Medien sollten grundsätzlich darauf achten, dass auch mit guten Sicherheitseinstellungen das meiste noch funktioniert sonst bereitet man so den Weg für Betrüger, Hacker und Spione auf anderen Seiten. Wer unbedingt mal die Tür aufmachen will kann sich ja ein Linux-Betriebssystem von der CD in den Hauptspeicher laden ohne Zugriff auf die Festplatte; ist der Strom aus ist alles weg, egal welche Schweinerei man sich eingefangen hat aber auch dann sollte man nicht zu „weltoffen“ sein.

  13. Ja das ist ein schöner Streich der er da den Scammer gespielt hat. Gibt ja noch so einige Kanäle die diesen Betrüger zeigen, dass es nicht richtig ist.

    Schlimm ist es nur, dass sich Opfer nie melden oder es ihren Verwandten oder den “Familien-Computern-Experten” erzählen. Oft kann ja hier wirklich geholfen werden.

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