Telegram und seine Rolle bei der Radikalisierung

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Telegram und seine Rolle bei der Radikalisierung

Kommentare zum Artikel: 22

Der Messenger Telegram ist zunehmend ein Problem für den gesellschaftlichen Frieden. Hier kursieren reichlich gefährliche Inhalte: Desinformation, Verschwörungstheorien und vor allem unverhohlene Aufrufe zur Gewalt. Die leider immer öfter auch in konkrete Taten umgesetzt werden.

Anders als bei Plattformen wie Facebook, Youtube oder Instagram sind die Betreiber von Telegram nicht wirklich bekannt – und das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das Plattformen zum zeitnahen Entfernen von Hass, Hetze und kriminellen Inhalten zwingt, lässt sich auf Telegram kaum durchsetzen.

Warum ist das so?

Telegram entwickelt sich um effektivsten Propagandawerkzeug; Rechte: WDR/Schieb

Telegram entwickelt sich um effektivsten Propagandawerkzeug

Telegram: Eine Art Volksempfänger

Vor allem rechte Gruppen nutzen geschickt das Interesse und die Neugierde vieler Menschen, die einfach nur mal bei Telegram reinschauen und sich “alternativ” informieren wollen. Links aus dem Netz direkt in Telegram-Gruppen machen so etwas leicht möglich. Einmal da, werden die Menschen überschüttet mit Desinformationen, Mythen und Verschwörungen – und da kommt man dann nur noch schwer raus.

Auf Telegram werden nicht nur Falschnachrichten verbreitet, sondern auch konkrete Aufrufe zur Gewalt. Fast alle Taten der jüngsten Vergangenheit – ob Morddrohungen, Fackelaufzüge oder brutale Demos –, sind auf Telegram organisiert worden. Die Menschen werden doch aufgestachelt. Und weil in den Gruppen und Kanälen schnell ein „Wir“-Gefühl entsteht, lassen sich viele mitreißen.

Es gibt keinen Zweifel: Telegram ist das mit Abstand wichtigste Instrument, wenn es um Radikalisierung und Ausbreitung von Hass, Hetze und konkreten Gewaltandrohungen geht.

Große Reichweite: Rund 100.000 Follower auf Telegram; Rechte: WDR/Schieb

Attila Hildmann hatte auf Telegram eine riesige Reichweite

Warum nutzen Radikalen ausgerechnet Telegram so gerne?

Telegram ist eine neue Kategorie von Onlineplattform, eine Mischung aus Social Network und Messenger. Genau deshalb funktioniert dort die Radikalisierung von zuvor einigermaßen bürgerlichen Menschen so ausgezeichnet: Telegram verbindet die Intimität und Sofortheit von Messengern mit der Viralität und dem News-Gefühl von Social Networks.

Telegram-Gruppen können bis zu 200.000 Nutzer haben. In den sogenannten „Kanälen“, die man bei Telegram abonnieren kann und wo einen niemand aufnehmen muss, ist die Zahl der Mitglieder unbeschränkt. Und so haben manche Kanäle mehrere hunderttausend Empfänger. Gleichzeitig ist es möglich, sehr bequem aus Gruppen in Kanäle zu verlinken und umgekehrt. Wer sich einmal darauf einlässt, gerät in einen regelrechten Strudel und kommt nicht mehr raus. „Rabbit Hole Effekt“ wird das genannt. Wie in einem Kaninchenbau.

Wie lässt sich Telegram regulatorisch in den Griff bekommen?

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das Betreibern unter Androhung hoher Geldstrafen diverse Verpflichtungen macht, etwa die Möglichkeit zur Meldung von Straftatbeständen und/oder das Entfernen von kriminellen Inhalten, gilt für Telegram nicht so eindeutig. Denn Telegram ist eben in erster Linie ein Messenger.

Gegründet wurde Telegram von Russen. Wer es heute betreibt, ist nicht wirklich bekannt. Telegram hat seinen Unternehmenssitz mittlerweile in Dubai. Die dortigen Behörden kooperieren aber nicht. Anordnungen werden nicht zugestellt; es sind kaum Repressalien möglich.

Der einzige Weg wäre, die Betreiber der offiziellen Shops – also Google und Apple – dazu zu verpflichten, Telegram aus dem Angebot (Store) zu werfen und installierte Apps zu entfernen.

Das würde sicher zwar aus Protest auslösen, aber es muss ja etwas passieren. Außerdem wäre es nötig, Beamte bei Telegram fahnden zu lassen und Strafbefehle im großen Umfang zu bewirken. Aber das ist sehr aufwändig, weil sich niemand mit echten Namen bei Telegram anmelden muss. Es ist eine schwierigem sogar gefährliche Situation.

Wie durchsetzungsfähig ist das Netzwerkdurchsetzungsgesetz?

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

22 Kommentare

  1. U. Lehmann am

    “Der Messenger Telegram spielt eine große Rolle bei der Radikalisierung von Querdenkern und Coronaleugnern.”
    Bereits diese pauschalisierende Diffamierung, die jegliche Kritik an den Coronamassnahmen, von wirklichen kruden VTs bishin zu berechtigten Sorgen und wissenschaftlichen Erwägungen in einen Topf wirft, ist eines Pluralismus und einer Demokratie unwürdig.
    Natürlich gehen Gewaltaufrufe gar nicht und dagegen sollte vorgegangen werden. Wer aber so pauschalisierend wie hier Feindbilder generiert, sollte sich wirklich fragen, ob er in einem Medium der Öffentllich-Rechtlichen richtig aufgehoben ist, da er deren Grundsätze selbst massiv mit sehr befangenen Wertungen und Diffamierungen verletzt.

    Weiter zu Ihren Zeilen “Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. *”
    Bleiben wir doch bitte beim Siezen. Ich habe hier keinem das Du angeboten und so viel höfliche Distanz sollte doch bestehen bleiben. Danke.

  2. Bin ich schon drin oder was? Ich glaube, es ist schlicht und einfach nur die Neugier auf etwas, wovon viele sprechen, ob negativ oder positiv – Telegram ist nun mal in aller Munde und je mehr davon gesprochen wird, umso mehr Nutzer bekommt Telegram. Nur die fehlende Kontrolle über das System macht es zum Problem, insbesondere wenn „Rattenfänger“ sich dort rumtreiben. Irgendwann haben die Betreiber des Dienstes genügend Nutzer und wollen sich vom Negativimage lösen, dann kommt vielleicht die Kontrolle wieder zurück?

  3. Soziale Netzwerke können nie echten menschlichen Kontakt ersetzen. Also, back to the roots. Alles deinstallieren und die Probleme sind weg

  4. Löschen, weil eine App missbraucht wird?

    Autos verursachen auch regelmäßig Unfälle, sollten wir die auch löschen?

    Wenn man das Problem lösen will muss man die Ursachen behandeln.

    Zum Beispiel Abschaffung von Homöopathie auf Kosten der Krankenkasse und bessere Wissenschaftsbildung, damit nicht so viele auf Stuss reinfallen. Helfen würde natürlich auch nicht mehr False Balance in Talkshows zu schaffen.

  5. Der Baumann am

    Die Verbannung von Telegram aus den bekannten Appstores,sofern möglich,
    könnte imho die Nutzung ,erheblich verringern.
    So um die 90 % weniger ,könnte es werden,meine persönliche Schätzung .
    Frage ist nur : Was genau erhofft man sich davon ?
    Die Leute werden mittelfristig woandershin ausweichen.

  6. Ich musste Telegram auf mein Handy laden, weil meine Chefin der Meinung ist damit könne man besser kommunizieren, ehrlich gesagt habe ich von Anfang an kein gutes Gefühl dabei gehabt, ich bin froh das ich gekündigt habe und dieses Programm dann ganz schnell von meinem Handy löschen werde.

  7. Zitat: “Das würde sicher zwar aus Protest auslösen, aber es muss ja etwas passieren.”

    Was eine armselige Aussage, eine komplette philosophische und auch in allen anderen Belangen Bankrotterklärung.

    “Autos können Menschen verletzen, also schaffen wir die Straßen ab” wäre auf einem vergleichbaren Niveau. Ach, was rede ich – genau das wollen die Grünen ja mit ihrem flächendeckenden Tempo 30…

    Ich bin jedes Mal auf’s Neue überrascht, wie hilflos die Publizisten in “renommierten” Medien wie diesem sind, und dass sie für diese, auf eher unterem Niveau liegenden Aussagen überhaupt eine Plattform bekommen.

    Der Beitrag von “Leo X” beschreibt es sehr treffend.

    Es ist nunmal so, daß “Kanäle” wie Telegram – auch verstärkt durch die Pandemie – uns klarer vor Augen führen, daß die Menschheit nunmal in Mehrheit aus Dummen besteht. Die gab es nämlich vorher auch schon, sie waren nur zu dumm oder zu desinteressiert, diese Möglichkeiten zu nutzen.

    Aber anstatt dass man dem noch etwas entgegen stellt, zieht der WDR sich komplett aus Telegram zurück.

    Immer daran denken: Idiocracy war *keine* Anleitung!

    • “daß die Menschheit nunmal in Mehrheit aus Dummen besteht.”
      … ein Blick in die Fernsehreklame genügt schon: “Weil ich meine Haare behalten möchte!”. “Muss stimmen”, dachte sich das Weichteil unter der Halbglatze und animierte den Körperinhaber zu Kauf und Verwendung des Shampoos.
      “Immer daran denken: Idiocracy war *keine* Anleitung!”
      Wird diese Aussage nicht ursprünglich Orwells “1984” zugeschrieben, auch wenn er es belegbar gar nicht gesagt haben soll?

      • Carsten Mohr am

        Grundsätzlich denke ich nicht, daass die Mehrheit der Menschen wirklich dumm ist. Sie haben in großer Zahl andere Sorgen, existenzielle zum Beispiel. Dann ist Schöngeisterei und weitgehende Bildung sowie Muße sich mit vielem auseinanderzusetzen eher unwahrscheinlich. Aber Massenhysterie ist leicht ausgelöst, Stichwort hier sind beispielsweise aus dem Ruder gelaufene Konzerte mit Massenpaniken. Es sind die gleichen Mechanismen.
        Die angesprochene Werbung ist aber wirklich grottenschlecht, hat mich auch gewundert, sowas in unserem Fernsehen zu sehen/hören. Aber, die Leute für blöd verkaufen ist eben doch was anderes als dumm sein.

  8. Carsten Mohr am

    Ist nicht das problem, dass man mit seiner Meinung schlagartig abertausende Überhäufen kann? Würden sich diese Abertausenden die Informationen von X holen wollen, wäre es weniger interessant.
    Bücher muß man lesen. Sie muß man sich vorher holen, oder online auswählen. Alles gut soweit, und auch völlig richtig.
    Aber Leute mit seiner Meinung zu fluten, dazu von vielen anderen per einfachen Klick “angedient” bekommen, völliger Blödsinn und nicht vor dem Grundgesetzt einklagbar.

  9. Leo X aus dem Hause Medici am

    Buchdruck und seine Rolle bei der Radikalisierung
    Der Buchdruck ist zunehmend ein Problem für den gesellschaftlichen Frieden. Hier kursieren reichlich gefährliche Inhalte: Desinformation, Verschwörungstheorien.
    Ein Häretiker namens Luther hat es gewagt die Bibel in deutscher Sprache zu übersetzen, diese Ketzerei kann zur Spaltung des Glaubens führen.
    Bücher sollten weiter nur im Kloster, im Skriptorium kopiert werden wo sie unter der Zensur der Inquisition stehen. Wenn Jedermann Zugang hat, Schriften zu drucken die nicht im Einklang mit dem wahren Glauben stehen, führt das womöglich zu einem 3 Jahrzehnte langen Krieg der das ganze Land verwüstet.
    Der einzige Weg wäre, die Betreiber der offiziellen Shops – also Buchhändler – dazu zu verpflichten, gedruckte Bücher aus dem Angebot (Store) zu werfen.
    Das würde sicher zwar Protest von Protestanten auslösen, aber es muss ja etwas passieren. Außerdem wäre es nötig, Inquisitoren bei Buchhändlern fahnden zu lassen und Strafen im großen Umfang zu bewirken. Aber das ist sehr aufwändig, weil niemand Bücher mit echten Namen signieren muss. Es ist eine schwierige, sogar gefährliche Situation.
    Die römische Kirche hat nie geirrt und wird nach dem Zeugnis der heiligen Schrift auch in Ewigkeit nicht irren, also muss das Medium an der Spaltung Schuld sein und das wäre hier der Buchdruck.

  10. Carsten Mohr am

    Ich wundere mich immer, wieviele in Gruppen in Netzwerken erreichbar sind, ohne eine staatliche Aufsicht und ohne Selbstverpflichtungen der Organisatoren der Gruppen.
    Ich bin mir nicht sicher, aber wenn ich ein Internetradio betreibe und eine gewisse Grenze an Zuhörern überschreite, gleiches auch bei Youtube, gelte ich als Rundfunk und habe strengere Auflagen zu erfüllen. Greifen diese Gesetze hier nicht?
    Demagogie ist ohnehin verboten. Dennoch muß man verhindern, dass sich Mitteilungen eines einzelnen in derart rasender Geschwindigkeit weiterverbreiten dürfen. Zeitverzögert und Empfänger in der Zahl limitiert sollten durchaus akzeptable Mittel der Wahl sein. Sollte man dennoch den Drang verspüren, sich mit einer größeren Masse “austauschen” zu wollen, könnte man staatliche Stellen schaffen, die dieses unter den Aspekten unserer Rechtsstaatlichkeit sowohl im negativen als auch positiven Sinne gewährleisten.
    Es wird aber nur noch abnickend weitergeleitet und innerhalb von einer Stunde sind auch durch kleinere Grüppchen riesige Menschenmengen erreicht. Das brauchen wir hier in Deutschland/Europa nicht. Dafür gibt es Fernsehen und Radio und Zeitungen.
    Ich rede hier nicht von einem totalitären Staat. Aber sowas geht m.E. einfach nicht. Wenn ich händisch einen Text (wie diesen hier) in den PC klimper, und ihn hier zwar theoretisch abermilliarden Menschen zum Lesen präsentiere, so greifen nur einige wenige hierauf zu und jeder, der was dazu zu sagen hat muß selbst tippen (gut, Copy-Paste ginge auch, aber dann muß man ja noch mehr machen). Das ist fair. Und so erreicht man doch einige Leute und regt mitunter lebhafte Diskussionen an, aus denen aalle Gewinn ziehen können.

    • Und dann fragt man sich, warum (noch unter de Maizière) “linksunten” hierzulande seit 2017 verboten ist, aber ohne diesen Namenszusatz auf “indymedia” genau so weitermachen und z.B. Gewaltaufrufe verbreiten kann und darf? Hier halten sich die kritisierenden Medien, die völlig zurecht Telegram mangels Regularien und “Greifbarkeit” der Betreiber regelmäßig an den Pranger stellen, merkwürdigerweise überwiegend zurück. Wenn schon Blockade oder Abschaltung, dann gefälligst alles (links, rechts, religiös, sonstwas), was sich extremistisch, radikal, verschwörend, revolutionär oder gewaltaufrufend präsentiert.

    • Johann Moritz am

      Demagogie nach der Definition von Martin Morlock (shorturl.at/crEWX) betreibt so ziemlich jeder Politiker. Aber ich möchte doch auf den Art. 5 GG aufmerksam machen, dessen erster Abschnitt lautet: “Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.” Natürlich im Rahmen der geltenden Gesetze (s. Absatz 2), was so heute auch der Fall ist. Die Verbreitung ist aber weder durch die Anzahl der Zuhörer / Leser noch durch die Geschwindigkeit begrenzt. Ein staatlich gelenktes Diskussionsforum würde dem widersprechen, da jede solche Lenkung (=Unterdrückung von Aussagen) Zensur wäre. Denn nach dem GG darf jegliche Meinung geäußert werden, der Äußerer muß aber unter Umständen Konsequenzen in Kauf nehmen, wenn die Meinung straf- oder zivilrechtlich problematisch ist.

      • Carsten Mohr am

        Ich habe ja nichts anderes behauptet. Dennoch, selbst verbreiten oder mittels Plattformen und Multiplikatoren verbreiten ist doch ein (Reichweiten)unterschied. Natürlich dafr jeder seie Meinung Kund tun. Nur der Mechanismus des einfach unkontrollierten Weiterleitens sollte doch kontrolliert werden. Was wäre, würde jeder, der Empfänger der sogenannten “Freien Meinung” ist, wöchentlich bestätigen müssen, diese von Person X auch zu bekommen? Liken nennt man das, glaaube ich, auf Neudeutsch. Wöchentlich, nicht automatisch wiederkehrend.
        Zack, was meinen Sie? Da kommen nicht mehr soviele zusammen…

        • Johann Moritz am

          In meinen Augen käme das einer Zensur gleich. Es würde hierzuland einen Aufschrei geben, wenn so etwas in einem Land gemacht würde, mit dem wir “nicht so gut befreundet” sind.

          • Carsten Mohr am

            Das befürchte ich allerding auch. Aber es liegt zum Glück nicht an mir, gut gemachte Lösungen für dieses neuzeitliche “Problem” zu finden. Da sind Experten besser drin und hoffentlich auch erfolgreich. Es muß doch Mittel und Wege geben, die unnötig extrem hohe Reichweite eines einzelnen so zu beschränken, dass Massenhypes ausbleiben und Meinungs- und Mitteilungsfreiheit andererseits in gesellschaftlich (nicht der Elite) akzeptable Weise zu begrenzen. Darin liegt ja die Wurtzel des Wahns. Waffen sind ja auch verboten.

  11. Johann Moritz am

    Warum nutzt der WDR eigentlich Telegram nicht mehr? Ich fand das sehr praktisch, die News des Tages von mehreren Anbietern gebündelt über eine App zu bekommen (auch zB die aktuellen Corona-News des BmG). Für jeden eine eigene App laufen zu haben frißt mir zu viele Ressourcen. Was ein Verbot von Telegram angeht: Hier wird der Bote geköpft, die Verbrecher aber laufen gelassen. Die Post wird doch auch nicht verboten, wenn sie einen Drohbrief befördert. Auch meine ich, daß, gerade bei Telegram, mit zweierlei Maß gemessen wird: Als Medium für Untergrundaktivitäten in manchen, politisch hierzulande eher gechassten, Ländern gerne gesehen und hoch gelobt, als Medium im eigenen Land verhaßt. Wobei es natürlich nicht angeht, Morddrohungen und ähnliches zu verbreiten, aber das ist nicht Sache des Mediums. Und Desinformationen – schon Pilatus fragte sich “Was ist Wahrheit?”! Die Wahrheit von gestern ist nicht die von heute, und die von heute wird nicht die von morgen sein.

    • Hier helfen nur gemeinsame EU-Richtlinienund Gesetze um solche Seiten komplett zu verbannen. Mit Vorsicht, Datenschutz , Netzdurchdringung und Internet-Freiheit kommt man hier nicht weiter.Bei Websites ,die eine Gefahr für das Leben von Menschen (hier Politiker) bedeuten, sollte man den Stecker ziehen. In diesem Ausnahmefall halt genauso wie es Russen und Chinesen machen….

      • Johann Moritz am

        @jupp, wenn wir einen Messenger verbannen, dann können wir unser Grundgesetz gleich in die Tonne kloppen. Artikel 5 wäre damit Makulatur. Und über Tor wäre zumindest Telegram in seiner Webversion dennoch erreichbar, es träfe also nur die braven und dummen. Etwas anderes ist das bei Webseiten, die zB zu Mord oder Landfriedensbruch aufrufen – da greifen aber die bisherigen Gesetze bereits, sofern die Seite im Inland betrieben wird. Wenn sie im Ausland betrieben wird, könnte man natürlich DNS-Sperren einfüren und Tor verbieten, wie es andere Länder vormachen. Was mich ja wundert: Herr Hildmann hat offenbar unter seinem bürgerlichen Namen gehetzt – niemand hat ihn belangt. Aber der Betreiber des Messengers soll jetzt dafür büßen. Wie passt das zusammen?

        • Carsten Mohr am

          Grundgesetz Artikel 5
          (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. 2Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. 3Eine Zensur findet nicht statt.

          (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

          Also ist der erste Absatz mit dem 2. Absatz schon beschränkt worden. Außerdem wurde das Grundgesetzt geschrieben, als es einem so einfach machende Medien wie das Internet und dazu Messenger, Youtube und Facebook und Co. nicht einmal gedanklich im Ansatz gab. Warum kann nicht jeder nach Belieben Fernsehbilder senden, oder ein Radio betreiben? Jaja, weil es nicht genug Frequenzen gibt. Haha, was ein Appel auch. Aber ein Internetradio darf ich auch nicht betreiben nach eigenem Belieben. Auch wenn ich keine Musik- und Wort-, Bild- und sonsitge Tonrechte dritter verletze. Drucke ich eine Million Flyer und bombe die in jeden Briefkasten ab wird es auch schon wieder heikel. Und stelle ich mich öffentlich auf den Marktplatz und verkünde von meinen geistigen Erkenntnissen, kommt erst das Ordnungsamt, dann die Polizei und zuletzt muß ich irgendwelchen Leuten in weißen Kitteln ernsthaft davon überzeugen, mir die hinten zugeknöpfte Jacke abzunehmen und mich wieder laufen zu lassen…
          Das ist alles selbstverständlich keine Zensur.

  12. Was soll die Verbannung der App aus den Stores oder vom Smartphone bringen, wenn “Telegram Web” auf fast jedem Browser/Betriebssystem lauffähig ist und man sich auch dort über SMS-Code registrieren und es so weiterhin nutzen kann?

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