#Throttlegate: Apple bereut für 500 Mio. Dollar

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#Throttlegate: Apple bereut für 500 Mio. Dollar

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Apple setzt auf einen Vergleich: In den USA gibt es eine Sammellage gegen Apple, weil der Apfel-Konzern vor eine Weile bei älteren iPhone-Modellen künstlich das Tempo gedrosselt hat (Stichwort: Throttlegate). Das hat vielen Kunden nicht gefallen, nicht wenige haben sich juristisch gewehrt. Deshalb bietet der Konzern betroffenen Kunden nun eine Entschädigung an. Am Ende wird es auf rund 25 Dollar pro Kunden hinauslaufen (die Juristen kassieren geschätzte 91 Millionen Dollar für den Fall – so effektiv Sammelklagen sind, so unanständig sind die Honorare für die Juristen).

Wenn der Akku im iPhone schwächelt, wird die Leistung reduziert; Rechte: WDR/Schieb

Im iPhone ist der Akku fest verklebt und lässt sich daher nur schwer austauschen

Fernsteuerung: Der Wille der Konzerne geschehe

25 EUR dafür, dass das eigene Gerät aus der Ferne manipuliert wurde – und langsamer arbeitet als es kann. Apple ist es zwar wichtig darauf hinzuweisen, dass der Vergleich kein Schuldeingeständnis ist (laut Gerichtsunterlagen) – aber das ist Schattenboxen. Natürlich räumt Apple eine Schuld ein – oder sagen wir besser: seine Verantwortung -, anderenfalls würde der Konzern nicht einfach so bis zu 500 Mio. Dollar auf den Tisch legen. Das ist auch für Apple eine Menge Geld.

Die gute Nachricht: Vielleicht lernen die großen Konzerne aus dem aktuellen Fall. Erst im Februar hat eine französische Behörde Apple wegen Throttlegate zu einer Strafzahlung von 25 Mio. EUR verdonnert. Jetzt bis zu eine halbe Milliarde Dollar Entschädigung in den USA. Es zeigt sich, dass es teuer werden kann, wenn Konzerne ihre Macht zu sehr ausnutzen.

Die schlechte Nachricht: Selbst wenn wir mehrere Hundert, teilweise sogar über 1.000 EUR auf den Tisch legen, gehören die Geräte zwar uns – aber die Kontrolle darüber behalten zu einem großen Teil Konzerne wie Apple oder Google. Sie bestimmen, welche Apps auf dem Gerät installiert werden dürfen (Apple mehr als Google), sie können sogar Apps deaktivieren. Sie sammeln Daten und erlauben anderen Apps, das ebenfalls zu tun. Sie ändern Nutzungsbedingungen (siehe eben Throttlegate), machen das Smartphone langsamer – und lassen dem eigentlichen Besitzer gar keine Wahl.

Mein Smartphone gehört mir? Von wegen…

Die Nutzerinnen und Nutzer sollten selbst entscheiden

Nicht, dass ich es falsch fände, das Tempo in bestimmten Situationen zu drosseln, um den Akku zu schonen. Aber diese Entscheidung sollte doch den Kundinnen und Kunden vorbehalten bleiben. Ein Arzt macht auch nur eine Therapieempfehlung – entscheiden muss am Ende der Patient. Außer in Notsituationen.

Ich wünsche mir, dass wir Nutzer ebenso selbst entscheiden können, was wir wollen – und was uns gut tut. Die Konzerne müssen informieren, können Angebote machen – und nur wenn wir das wollen, darf eingegriffen werden. Etwa so: “Die App ist nach unserer Einschätzung unsicher – wir empfehlen, sie zu deinstallieren. Wollen Sie unserer Empfehlung folgen?” Das ist doch keine Hexerei, sondern eine Frage des Respekts vor dem Kunden.

 

 

 

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

5 Kommentare

  1. 25 Dollar pro Gerät ist zu wenig. Die Praxis dürfte in erster Linie geplante Obsoleszenz sein, um Kunden zum Kauf neuer Geräte zu bewegen und dazu die Nutzbarkeit der alten künstlich zu verschlechtern. Sowas muss wenigstens die Gewinne dadurch zunichte machen, dass Leute entnervt neue Geräte gekauft haben, die eigentlich noch nicht nötig waren. Überhaupt muss mal endlich gegen diese ganzen Negativinnovationen zur künstlichen Verschlechterung von Produkten, die beim Kauf nicht in voller Tragweite erkennbar sind, juristisch was getan werden: geplante Obsoleszenz, Verbrauchsmittel-, Wartungs-, Ersatzteil- und Reparaturmonopole. Geistige Eigentumsrechte wie Patente müssen bei solchem Missbrauch sofort null und nichtig werden; es müssen bei Verstoß hohe Entschädigungen gezahlt werden.

  2. Und trotzdem lieben wir Apple und nutzen es. Ich bin weder Samsung oder Apple Fan aber ich finde beide ziemlich gut. Dadurch dass mir die AppleWatch so gefällt bin ich gezwungen eine Iphone zu haben. Sonst wäre ich wohl bei Samsung/Huawei/Xiaomi geblieben.

  3. Schon interessant die Zwickmühle:
    1. Der Nutzer sollte selbst entscheiden.
    2. Dafür sollte dieser ausreichend informiert werden.
    3. Jetzt lässt sich aber nicht alles als Einzeiler formulieren. Die umfangreichen Datenschutzerklärungen aber auch Geschäftsbedingungen sind ein schönes Beispiel.
    4. Jetzt klagt aber der Nutzer das er soviel lesen soll und nichts mehr versteht. Auch immer wiederkehrende sich öffnende Fenster “sind sie einverstanden”, “darf ich wirklich”, werden vom Nutzer als Last empfunden.
    5. Resultat, der Nutzer bevorzugt die Angebote wo er so wenig wie möglich mit Entscheidungen belästigt wird.
    6. Ergo, die Unternehmen gewinnen, welche den Nutzer von diesen Entscheidungen befreien. Das wird von der Mehrheit der Nutzer sogar als Mehrwert verstanden.

    Potentielle Klagen und anschließende teure Vergleiche sind unternehmerisches Risiko. Wer das Risiko nicht eingeht, hat aber von vorneherein verloren.

    P.S.: Übrigens ein Phänomen welches auch jeder Fachmann kennt. Der motivierte Arzt, IT-Experte, Rechtsanwalt, Handwerker möchte seine Kunden soweit informieren, das diese bewusst für sich Entscheiden können. Die meisten interessiert das aber nicht, sondern wollen das der Fachmann für Sie entscheidet.

    • Jörg Schieb am

      Ja, das stimmt — und ist in der Tat nicht einfach, vielleicht sogar eine Zwickmühle. Aber vielleicht findet sich ein Weg, der die, die sich informieren wollen und können, informiert – und ihnen die Entscheidung lässt. Und allen anderen eine Empfehlung macht. Die sich – wo möglich – auch zurücknehmen lässt.

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