Über TikTok wird derzeit viel gesprochen und geschrieben. Nicht nur, weil für US-Präsident Donald Trump TikTok ein rotes Tuch ist – vor allem, weil auf der Plattform viele (erfolgreiche) Aktionen gegen ihn gefahren werden. Sondern auch, weil sich Microsoft sehr für die Plattform interessiert. Microsoft würde gerne TikTok kaufen.
Sogar die Tagesschau hat einen eigenen TikTok-Kanal
Verdacht: Nutzerdaten könnten unsicher sein
Vor allem aber steht der Verdacht im Raum, dass TikTok Nutzerdaten abgreifen und nach China übermitteln könnte. Gegen diese Annahme wehrt sich TikTok verständlicherweise vehement. Auch mir schreibt die Pressereferentin immer wieder E-Mails und betont, dass dem Unternehmen Datenschutz extrem wichtig sei – und keine Daten nach China abfließen.
In seinem Transparenzbericht weist das Unternehmen darauf hin, es habe keinerlei Anfragen der chinesischen Regierung gegeben. Das ist schön – aber trotzdem wenig überzeugend. Denn auch US-Unternehmen dürften nicht zugeben, wenn sich die NSA bei ihnen “bedient” und Daten abgreift. Ein Unternehmen, das seine Wurzeln in China hat, wird das daher erst recht nicht tun.
Eigenes Rechenzentrum in Irland
Was bleibt, ist (begründete) Skepsis. Klar, das mag ungerecht erscheinen – aber mit Gewissheit ausschließen lässt es sich eben nicht, dass Nutzerdaten abgegriffen werden. Freilich nicht von jeder/jedem User/in – aber doch von bestimmten. Wo befindet sich Politiker A, mit wem trifft sich Manager B, welche Haltung hat Userin C? So etwas herauszufinden ist für eine Plattform wie TikTok kein Problem.
TikTok geht gegen die Kritiker jetzt in die Offensive und hat den Bau eines eigenen Rechenzentrums in Irland angekündigt. Also: Eigene Server in Europa. Heißa! Das ist prima und zweifellos ein erster wichtiger Schritt. Es bedeutet vor allem kürzere Ladezeiten für TikTok-Nutzer/innen. Aber es bedeutet eben keine Garantie, dass keine Daten abfließen. Das wäre nur dann der Fall, wenn garantiert würde, dass auch alle Daten in Europa bleiben – ohne Wenn und Aber.
Während der Unruhen in Hongkong gab es den Vorwurf, TikTok zensiere Inhalte
Keine Antworten auf elementare Fragen
Es ist Aufgabe der EU-Politik, genau das vorzuschreiben. Nicht nur für TikTok, sondern selbstverständlich auch für US-Konzerne, die unsere Daten auch gerne nach USA übertragen.
Apropos Transparenz: Ich habe bei TikTok einiges angefragt: Welche Nutzerzahlen gibt es in Deutschland, welche in Europa, wie werden Umsätze generiert und in welcher Höhe? Antwort von TikTok:
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir als privates Unternehmen keine wachstumsrelevanten Zahlen teilen, dazu gehören Nutzer- und Umsatzzahlen.
– TikTok
Nein, habe ich nicht. Es ist genau diese Art von Geheimniskrämerei, die Misstrauen beflügelt und Vertrauen erschwert.
5 Kommentare
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TikTok hat sich sehr gut auf den Deutschen Markt etablieren können. Das zeigen die Nutzerzahlen! Wie lange das aber nicht weiter geht bleibt unklar. Facebook ist auch nicht mehr das was es mal war!
Geht es bei TikTok um (eventuell) weitergegebene Video/Sprach-Daten? Oder muss man sich da auch mit personenbezogenen Daten registrieren?
Wie in jedem Netzwerk lassen sich auch in TikTok Personen tracken — das kann schon reichen, um sensible Daten zu ermitteln (etwa: Aufenthaltsort). Das ist zwar Spekulation, aber auch nicht auszuschließen.
Warum muss der Autor immer seine Abneigung gegen Trump mehr oder minder subtil in seine sonst sehr sachlichen Texte einfließen lassen?
Schade.
Wo mache ich das? Ich erwähne den POTUS nur einmal – nämlich dort, wo ich das angedrohte Verbote erwähne und dass TikTok ein rotes Tuch für ihn ist —