Von wegen fünf Sterne: Betrügereien auf Amazon

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Von wegen fünf Sterne: Betrügereien auf Amazon

Kommentare zum Artikel: 12

Mit Kundenbewertungen in Onlineshops ist das so eine Sache. Jeder weiß, dass die Wahrscheinlichkeit bedauerlicherweise recht hoch ist, dass einige davon Fakes sind. Gekauft. Gefälscht. Manipuliert. Und trotzdem: Erscheint eine Reihe von 5-Sterne-Bewertungen auf dem Bildschirm, verleiht einem das ein Wohlgefühl beim Klicken oder Tippen auf den Kaufen-Button. Viele gute Rezensionen erhöhen definitiv die Chance, dass gekauft wird. Egal was.

Kundenrezensionen werden häufig manipuliert

Fake-Bewertungen verleiten zum Kauf

Wie die BBC berichtet, wird Amazon derzeit von 5-Sterne-Bewertungen regelrecht überflutet. Viele davon sind laut Untersuchungen von britischen Verbraucherschützern derart plump, dass sie sich mit bloßem Auge erkennen lassen. Etwa die 439 Fünf-Sterne-Bewertungen, die für die unbekannten Kopfhörer des Herstellers Celebrat eingestellt wurden – an ein nur einem Tag!

Doch alle die Bewertungen sind online – und manipulieren munter die Kaufentscheidungen der Menschen, die sich beim weltgrößten Onlineshop umschauen. Amazon lässt die Betrüger offensichtlich gewähren. Amazon hat jedenfalls nicht verhindert, dass derart viele trügerische Bewertungen online gehen können. Also kann mir Amazon nicht erzählen, sie unternähmen ernsthaft etwas gegen Fake-Bewertungen. Tun sie nicht.


Rechnungen beim Amazon: Oft fehlerhaft

Untersuchung: 87 Prozent aller Bewertungen könnten Fake sein

Warum auch. Jeff Bezos Onlineshop profitiert doch davon. Macht doch nichts, wenn der eine oder andere misstrauisch wird. Die Zahl derer, die sich durch solche Fake-Urteile zum Kauf verleiten lassen, ist größer. Ich bin sicher: Amazon kennt die genauen Zahlen – und würde erst dann gegen die Fake-Bewertungen vorgehen, wenn sie dem Unternehmen Geld kostet. So lange es anders ist, bleiben die gefälschten Bewertungen online.

Und es sind viele: 87 Prozent aller Bewertungen auf Amazon sind laut einer Untersuchung der britischen Verbraucherschützer verdächtig. 87%! Das sind beinahe alle. Doch nicht nur Amazon profitiert davon, sondern auch die unzähligen chinesischen Hersteller, die unseren europäischen Kontinent mit Billigprodukten überschwemmen – und oft genug dafür nicht mal Umsatzsteuer abführen. Auch das unter Billigung von Amazon.

 

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

12 Kommentare

  1. Auch negative Bewertungen können durchaus aus negativen Beweggründen erfolgen. Vor einiger zeit stand eines meiner Bücher bei Amazon in einem Ranking sehr weit oben. Erstaunlich schnell kamen dann viele negative Bewertungen. Vielleicht wäre es eine Verbesserung anzuzeigen, wie lange zwischen Kauf und Bewertung lag.

  2. Meinrad Bechmann am

    Sich nur auf die A-Bewertungen zu verlassen, erscheint mir dumm. Ich kaufe aber wenig und informiere mich möglichst umfassend über die infrage kommenden Produkte.
    Dabei sind speziell die Bewertungen, die Mängel betreffen interessant für mich. Wenn mehrere ähnliche Probleme schildern, ergibt das für mich schon eine deutliche Tendenz.

  3. Schneider am

    Fake Bewertungen, Fake Artikel die über die Amazonen verhökert werden, und wahrscheinlich noch viele andere Gründe, vielleicht nicht alles und jenes bei den Amazonen zu ordern! Das würde dann auch dazu beitragen, Amazon nicht zu einem Monopolisten hoch zu pushen. Ach ja, die Bezahlung der Leute, die bei denen arbeiten, soll auch nicht sehr gut sein, aber die Jungs und Mädels streiken für ihr Recht auf gerechten Lohn, das ist gut so! Ich persönlich habe in letzter Zeit so wie so so eine Art US-Firmen-Allergie, noch gibt es genügend Alternativen, aber das liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen.

  4. Off_Leiner am

    Man sieht ja an Italien, wohin man einer 5-Sterne-Bewegung kommt!
    Aber Spaß beiseite: So lange die Leute suchthaft bei den Amazongangstern meinen kaufen zu müssen, haben sie m.E. nichts anderes verdient.
    Wer oder was – wenn nicht die Sucht in Tateinheit mit der “Alles-überall-jederzeit-sofort”-Psychose – hindert sie denn, auch mal mehr als die Tastaturfinger physisch zu bewegen, z.B. sich insgesamt in ein oder mehrere Einzelhandelgeschäfte in Innenstädten oder in Gottes Namen auch mal auf der grünen Wiese und Ware mit den wirklichen Sinnen zu prüfen – also mit Gesichtssinn, Gehör, Geruchssinn und Anfassen?!

    Also: Kein Mitleid mit den Geprellten!

    • Das dumme ist der Einzelhandel macht es einem so schwer Ihn zu mögen.
      Ein freundliches Lächeln und Begrüßung beim Betreten des Ladens, selten.
      Ein eloquenter kurzer Plausch zum Wohlfühlen, so gut wie nie.
      Echte fachkundige Beratung, manchmal.
      Zuverlässige Rückantwort bei offenen Fragen, selten.
      Kulanter Service bei einem Problem mit der Ware, manchmal.
      Ansprechbares Personal, manchmal.
      Persönliche Kundenbindung, selten.
      Über Preise will ich gar nicht reden, wenn den wenigstens die anderen Punkte stimmig wären könnte ich es mir noch leisten.
      Auch gut wenn es noch Leute gibt, welche so tief in längst vergangener Nostalgie schwelgen und dem Einzelhandel einfach alles verzeihen. Mitleid ist hier aber ebenfalls nicht angebracht.

      • Off_Leiner am

        Daß Sie persönlich negative Erfahrungen mit dem Einzelhandel machen und ich positive, kann ja auch daran liegen:
        “Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es eben heraus”…
        Und ob der stationäre Handel Vergangenheit ist, das wird sich noch zeigen.
        Ich jedenfalls werde mich weiterhin nicht in die Smartphonesucht und -überwachungsfalle locken lassen und der Ich-will-alles-überall-jederzeit-sofort-Geisteskrankheit verfallen.

  5. Das viele der 5-Sterne Bewertungen Fake sind war mir vorher schon klar. Nicht nur das viele Bewertungen über die entsprechenden Portale einfach gekauft werden, nein ich habe es auch selber schon erlebt als ich einen Artikel aus China reklamiert und an Amazon zurückgeschickt habe. Anschließend habe ich ziemlich schnell eine Email von Verkäufer erhalten, dass ich, wenn ich den Kauf trotzdem mit 5-Sterne bewerte, einen neuen Artikel umsonst zugeschickt bekommen würde.

  6. OT: Der RSS-Feed zum Blog funktioniert nicht mehr, sondern verweist auf passwortgeschützte Seiten auf codevise. Bitte korrigieren!

  7. Was den Artikel so traurig macht ist, dass solche geschilderten Fälle durch automatisierte Algorithmen aufs einfachste zu erkennen sein sollten. Es ist schon dilletantisch zu nennen, so wie kürzlich die hier geschilderte Begebenheit das Facebook noch unlängst die Passwörter seiner Anwender im Klartext gespeichert hatte.
    Also offline gehen und beim Einzelhandel kaufen.
    Letztens im Einzelhandel (nach einer realen Begebenheit):
    “Oh, stimmt wir wollten nachsehen und uns bei Ihnen melden. Ähm, ist untergegangen. Bis morgen! Das ist nicht mehr möglich, wären Sie früher gekommen. Richtig, Sie waren ja vor ein paar Tagen da.”

  8. So hat halt Amazon seine FiveStars *****, wie andere die saubersten Automotoren der Welt bauen und wieder andere die Lieblingsautos der Deutschen mit einem gelben Engel belohnen und ganz andere sogar barmherzig dafür sorgen, dass sich alle 11 Minuten ein Single verliebt. Der Verbraucher ist immer der Blödmann – eigentlich nichts wirklich Neues, oder? ;)

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