Warum Facebooks Libra besser nicht kommen sollte

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Warum Facebooks Libra besser nicht kommen sollte

Kommentare zum Artikel: 7

Jetzt macht Mark Zuckerberg Ernst: Facebook hat offiziell seine eigene Kryptowährung namens Libra angekündigt. Darüber wurde schon länger spekuliert. Schon bald sollen sich Nutzer von Facebook und WhatsApp gegenseitig im Blitztempo Geld schicken können – über eine eigene Digitale Wallet namens Calibra, die schon 2020 an den Start gehen soll.

Facebook plant auch eine eigene Wallet namens Calibra; Rechte:WDR/Schieb

Facebook plant auch eine eigene Wallet namens Calibra

Libra: Von wegen Freiheit

Schon der Name dieser Facebook-“Währung” – eine Frechheit. Libra – Freiheit. Das soll doch wohl ein schlechter Witz sein? Was Facebook auf den Weg bringt, hat mit Freiheit rein gar nichts zu tun. Facebook-User müssen die Spielregeln des Konzerns akzeptieren und sie befolgen. Bedingungslos. Selbst US-Regierung und EU schaffen es kaum, den Konzern zu zähmen (versuchen es aber auch nicht wirklich).

Nun also kommt Facebook mit einer eigenen Währung. Sie soll diskret und keinerlei Kursschwankungen unterworfen sein. Das bekommt Facebook wohl sogar hin. Aber: Wieso sollten wir das zulassen? Schnell würde Facebook qua Marktmacht das “Zahlungsmittel” Libra nicht nur in Facebook und WhatsApp, sondern auch in anderen Apps etablieren, etwa bei Uber oder eBay. Das ist kein Geheimnis, sondern offizieller Plan.

Wer – außer diesen Konzernen – sollte daran ein Interesse haben? Wir als Gesellschaft auf keinen Fall. Denn es würde noch mehr Abhängigkeit von einem US-Konzern bedeuten. Technisch, infrastrukturell und generell. Noch mehr Möglichkeiten, Abläufe zu verdunkeln und Steuern zu hinterziehen. Ein absoluter Irrsinn.

https://vimeo.com/273179369

Kryptowährungen werden immer beliebter

Die Politik muss handeln

Die Politik muss unbedingt handeln. Es geht nicht an, dass völlig entfesselte Konzerne nicht nur mehr Daten über alle sammeln als jeder Geheimdienst es jemals könnte, sondern nun auch noch gängige Währungen wie Dollar, Euro oder Yen überflüssig machen wollen – das wäre die logische Konsequenz, denkt man den Libra-Wahn zu Ende. Wir sollten das Silicon Valley mittlerweile kennen: Neue Projekte haben stets die Disruption zum Ziel. Die völlige Zerstörung vorhandener Systeme und Märkte. Jetzt also unsere Währungen.

In China wird fast alles bargeldlos mit WeChat bezahlt. Aber immerhin “nur” in China. Wenn Facebook eine eigene Währung auf den Weg bringt, lassen sich gleich mehr als zwei Milliarden Menschen “anfixen” – in aller Welt. Die möglichen Folgen sind unvorhersehbar. Wir sollten uns nicht einlullen lassen von den Facebook-Managern, die Komfort, Datensicherheit und weniger (oder gar keine) Gebühren versprechen. Alles, was sie tun, ist zu ihrem Nutzen – und zu unserem Schaden.

 

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

7 Kommentare

  1. Aber mal ehrlich, wer außer den bekannten AAAMGF wäre in der Lage eine neue Weltwährung zu installieren?! Das damit noch mehr macht für die jeweiligen Firma einhergeht ist selbstverständlich. Schade das es nicht die eigene Firma ist.

  2. DollyToll am

    @… Es geht nicht an, dass völlig entfesselte Konzerne nicht nur mehr Daten über alle sammeln als jeder Geheimdienst es jemals könnte, …

    Wer sagt ‘uns’, dass Google und Co. nicht nur ein großer Bluff sind, um die ‘Weltherrschaft’ zu bekommen! Wenn man ‘The First Man’ hört, mit welchem Aufschlag er seine Wiederwahl bei seiner Anhängerschaft betreibt, dann sind Backdoors bestimmt kein Problem mehr! Bei der Retorik!

    Und um so blumiger das Ganze umschieben wird, um so gefährlicher!

    Es sind immer an die Wurzeln den Ganzen zu denken!

    • Nur Bares ist Wahres!
      Die kommerzielle „Weltherrschaft“ in bestimmten Wirtschaftszweigen ist sicher das Ziel. Ob man will oder nicht, das Bundeskartellamt hätte Probleme marktbeherrschende US-Konzerne zu zerschlagen. Es bleibt eigentlich nur übrig, diese Leute nicht mit Umsatz und Daten zu füttern. Die Arme der Kraken reichen weit und können gut verknüpfen.
      Ob Bush, Obama oder Trump macht aber keinen Unterschied; keiner von denen hat die NSA oder Konzerne gebremst.

  3. Ziemlich einseitiger Kommentar. Kaum Fakten zur Währung selbst, einfach nur Facebook bashing und Panikmache!

    • Ich war mal neugierig und habe ein paar der existierenden White Paper der Libra Association gelesen.

      – Es ist ein ganzes Konglomerat an westlichen Unternehmen welche Libra auf den Weg bringen wollen. Facebook ist wohl Federführend. Im späteren Kontrollgremium nur eine Stimme unter vielen. Auf lange Sicht ist es das Ziel die Instanzen welche die Transaktionen bestätigen unabhängig von der Association werden zu lassen.

      Augenwischerei, vielleicht, macht es das besser wenn es eine Währung von vielen Unternehmen und nicht nur Facebook wird, weiß nicht.

      So einfach wie es hier geschrieben wurde ist es aber mal wieder nicht. Es gab noch weitere interessante Aspekte in den White Papern. Am besten selber lesen.

      • Jörg Schieb am

        Das ist alles richtig. Man kann sich auch mit den technischen Details beschäftigen – und einige sind zweifellos interessant. Aber das spielt meiner Ansicht nach keine Rolle. In diesen Fall ist entscheidend, was damit angestellt wird.

        • Niemand weiß genau wie sich das ganze entwickeln wird und Vorsicht ist angebracht. Der Punkt ist, dass auch positives denkbar ist. Nur zwei Beispiele:

          – Über solch eine Währung könnten Länder, Leute mit weniger Infrastruktur und Geld, besser an der Wirtschaft teilhaben.
          – Libra könnte sogar stabilisierend auf reale Währungen wirken, als den zerstörend. Zerstörend eher im Sinne das z.B. die EZB dann nicht so problemlos Negativzinsen durchsetzen könnte, was aber eher, so denke ich, positiv wäre.

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