Weg mit dem Kleber: Mehr Nachhaltigkeit, bitte!

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Weg mit dem Kleber: Mehr Nachhaltigkeit, bitte!

Kommentare zum Artikel: 4

Keine Sorge: Wenn ich “Weg mit dem Kleber” rufe, meine ich natürlich nicht den geschätzten Kollegen und Anchor von ZDF Heute. Ich meine den Kleber bei Hardware jeder Art. Denn es ist eine Unsitte, dass heute alles geklebt wird – anstatt zu schrauben oder stecken. Die meisten Hersteller verkleben und verlöten alles: CPU verlötet, SSD-Festplatte verklebt, RAM fest eingebaut, Grafikkarte auf der Platine – selbst der Akku ist immer häufiger fest eingebaut. Es ist ein Desaster.

Ersetzen von Arbeitsspeicher - früher möglich; Rechte<: WDR/Schieb

Ersetzen von Arbeitsspeicher – früher war das möglich

Kleben statt Schrauben = Reparatur unmöglich

Klar, durch diese modernen Methoden werden die Geräte kompakter. Aber es bringt auch enorme Nachteile mit sich: Es ist praktisch unmöglich, eine Komponente auszutauschen, etwa wenn sie defekt ist. Selbst ein “Reinschauen” ins Gerät ist oft nicht möglich, dann nämlich, wenn das Chassis fest verklebt ist mit der Platine. Bedeutet: Defektes Bauteil – unnützes Gerät. Schrott. Müll. Umweltbelastung.

Auch ein Aufrüsten des Arbeitsspeichers: Immer öfter nicht möglich. Etwa bei den nagelneuen Notebooks von Apple. Wer so ein Gerät kauft, muss sich also von vornherein sicher sein, es mit genügend RAM und ausreichend Festplattenspeicher auszustatten. Denn eine spätere, nachträgliche Korrektur ist nicht möglich. Für die Hersteller eine tolle Sache: Entweder, man kauft gleich genug RAM (zu teilweise absurd hohen Preisen) – oder muss später ein neues Gerät kaufen. Upgrade, geht nicht.

https://vimeo.com/343804475

Digitalisierung schadet dem Klima: Es braucht dringend ein Umdenken

Microsoft ist besser geworden – aber noch nicht gut

Microsoft ist für seine ansonsten gelungenen Surface-Notebooks streng gerügt worden, etwa von den Experten von iFixIt. Die neuen Modelle, die gerade rausgekommen sind, weisen Verbesserungen auf: Das Gerät lässt sich öffnen, da nicht mehr verklebt, sondern verschraubt ist. Zwar lässt sich der RAM nicht austauschen, aber doch wenigstens die SSD-Festplatte. Nicht optimal, aber besser als vorher. Deshalb auch fünf von zehn möglichen Punkten bei iFixIt. Vorher waren es null.

Bei einer Smartwatch oder einem Smartphone, das unbedingt wasserdicht sein muss, verstehe ich die Notwendigkeit, zu verkleben. Bei einem Notebook und erst recht bei einem Tischgerät aber ganz sicher nicht. Hier wittere ich Geschäftemacherei – auf Kosten der Umwelt. Denn wenn Geräte schneller ausgetauscht werden müssen, weil ein Aufrüsten oder eine Reparatur unmöglich gemacht wird, ist das die zwangsweise Folge.

Deshalb wäre es dringend erforderlich, dem Konsumenten bei der Kaufentscheidung zu helfen. Eine Art Umweltampel für Hardware. Kann sie repariert werden? Können Komponenten ausgetauscht werden? Ist eine Rücknahme und fachgerechte Entsorgung und Weiterverwendung vorgesehen? Nur wer ausreichend Punkte sammelt, bekommt ein “Grün”.

Immer mehr aktuelle Geräte aber ein “Rot”.

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

4 Kommentare

  1. Naja, das kleben hat ja sicher auch Methode – welcher Hersteller will schon, dass der Nutzer sich sein Equipment selber repariert…

  2. Gott sei Dank. Bin erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam geworden. Ich selbst hasse diese geklebten Teile. Das war schon beim ersten Rechner (Selbstgebauter) 2002 ein Problem!

  3. Gott sei Dank. Bin erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam geworden. Ich selbst hasse diese geklebten Teile. Das war schon beim ersten Rechner (Selbstgebauter) 2002 ein Problem.

  4. Bitte mehr Schrauben! :-) Es ist wirklich äußerst nervig, dass heutzutage durch Kleben DIY Reparaturen unnötig erschwert werden.

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