Wie Google gegen Corona helfen kann

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Wie Google gegen Corona helfen kann

Kommentare zum Artikel: 9

Was machen viele, wenn sie sich nicht wohl fühlen? Sie googeln die Symptome.

Die weltweit beliebteste Suchmaschine wird unaufhörlich mit Anfragen zu körperlichen Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten konfrontiert – bevor sie ein Arzt zu hören bekommt. Das versetzt Google in eine besondere Position: Wer solche Anfragen richtig versteht und auswertet, kann den Suchdienst zu einer Art Seismographen für Epidemien und Pandemien entwickeln.

Der Corona Virus bedroht uns nicht nur in der Öffenltichkeit, sondern auch im Netz; Rechte: WDR/Schieb

Das Virus ist allgegenwärtig: Google Trends kann sagen, wo besonders.

Suche nach Symptomen: Wo sind Menschen infiziert?

Beispiel: Rund 30 bis 60 Prozent aller an Covid-19 erkrankten Patienten beklagen eine Störung von Geruchs- und Geschmackssinn. Sie riechen plötzlich schlechter – oder gar nicht. Meist nur für ein paar Tage – und fast immer am Anfang der Erkrankung. Anders als beim Fieber, das für jede Art von Infektion stehen kann, tritt ein Verlust des Geruchssinns nur extrem selten auf. Der Verdacht, dass es sich um Covid-19 handeln könnte, scheint begründet.

Google Trends verrät, wie häufig bestimmte Suchbegriffe bei Google in der Vergangenheit eingegeben wurden. Häufen sich Anfragen zum Verlust von Geruch- oder Geschmackssinn, ist das ein Zeichen für vermehrte Covid-19-Erkrankungen.

Und tatsächlich: Schaut man sich die Google-Trends-Statistik zu “I can’t smell” in den USA an, tauchen danach vor allem in mit Corona-Infektionen besonders geplagten Bundesstaaten wie New York, New Jersey, Michigan und Louisiana auf.

Auch in Italien (‘Non sento odori’) und Spanien (“No puedo oler”) sind die entsprechenden Suchanfragen schon vor Anstieg der Kurve in die Höhe geschnellt.

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Google Trends weiß: In Ecuador wahrscheinlich viele infiziert

Es lässt sich sogar noch mehr feststellen. In Ecuador werden kaum Fallzahlen zu Corona gemeldet. Es könnte der Eindruck entstehen, dass das Virus sich in Südamerika noch nicht so stark verbreitet hat. Doch schaut man sich Google Trends an, entsteht ein komplett anderes Bild – wie die New York Times berichtet. Menschen in Ecuador suchen zehnmal häufiger nach dem Stichwort “Ich kann nicht riechen” als in Spanien – wo Corona besonders stark wütet.

Das legt den Verdacht nahe, dass die Lage in Ecuador viel schlimmer sein muss als in Spanien – es bekommt nur keiner mit, weil unzureichend getestet wird.

Zweifellos verfügt Google über noch viel detailreichere Daten als die, die wir in Google Trends zu Gesicht bekommen. Diese zu erhalten und auswerten zu können, könnte für die Forschung sehr interessant sein.

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

9 Kommentare

  1. Carsten Riel am

    Der Geschmacksverlust kommt von etwas Anderem: Stichwort “Früher war der Fisch in der Packung, jetzt ist die Packung im Fisch”. Solange wir also kein Geschmacksplastik haben, werden wir auch keine Geschmäcker mehr haben….

  2. Herr Schieb, ich fürchte, Sie haben sich mit Google infiziert. Im Supermarkt hilft räumlicher Abstand gegen Corona. Im weltweiten Netz ist man immer verbunden und da braucht man als Schutz geistige Distanz um nicht in die Gedankenwelt von Google eingefangen zu werden.
    Gemäß Ihrer Empfehlung benutze ich anonymisierende Suchmaschinen wie zum Beispiel Metager und da ich so weit wie möglich blocke und auch sonst nichts anderes von Google (oder auch Facebook, Twitter usw) zulasse ist die Chance relativ groß, dass Google von mir nichts oder zumindest fast nichts bekommt. Große Datensammlungen und Auswertungen könnten zwar auch nützliche Informationen liefern, man kann aber noch viel mehr Schaden damit anrichten und im Abwägungsprozess überprüfe ich lieber die Wirksamkeit der Blocker. So kann man auch den Filterblasen besser entkommen, die einen in andere Gedankenwelten einschließen können.
    Übrigens, gemäß Ihrer Empfehlung habe ich zur Sicherheit auch den Flash-Player aus dem Browser geschmissen und wenn dann der Internetauftritt von Phoenix nicht mehr funktioniert, dann ist das eben so.

    • Jörg Schieb am

      Das ist löblich. Aber die Mehrheit benutzt eben Google. Und da finde ich es interessant, weelche relevanten Informationen sich da ablesen lassen — für die Allgemeinheit. ?

    • Harmlos, verglichen mit dem, was bald kommt:
      “Contact Tracing” mit garantiertem Schutz der Privatsphäre. ;)
      apple . com/covid19/contacttracing

  3. DollyToll am

    Evidenz und Korrelation interessiert mich jetzt nicht, da ich mir hier beim Schreiben ein Brillenglas zertrümmert habe, weil die Rechenaufgaben zu schwer sind! Daher auch der Doppel-Post!

  4. DollyToll am

    Ich möchte zu bedenken geben, dass ich in den vergangenen Jahren bei Infektionen mit Fieber auch Geschmacksverlust feststellte … vor Covid-19 …

    • Ja, aber das kommt extrem selten vor — bei Covid19 aber ist es ein sehr häufig auftretendes Sympton. Anhand von Google Trend lässt sich auch erkennen, dass vor Corona praktisch nie danach gesucht wurde. Es handelt sich also nicht im Evidenz, aber um Korrelation.

  5. DollyToll am

    Ich möchte zu bedenken geben, dass ich in den vergangenen Jahren bei Infektionen mit Fieber auch Geschmacksverlust feststellte … vor Covid-19 …

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