YouTube, der Ich-mach-mich-schlau-Kanal

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YouTube, der Ich-mach-mich-schlau-Kanal

Kommentare zum Artikel: 5

Was ist YouTube? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Klar, hier kann jeder Videos hochladen und sich auch jeder Videos anschauen.

Aber für welche Art von Content steht YouTube eigentlich? Die Frage stellt sich kaum jemand. Denn am Ende kann sich jeder genau das anschauen, was ihn/sie interessiert. Katzenvideos. Gamer-Videos. Influencer-Videos. Nachrichten vom WDR. How-to-Videos.

Rund 300 Stunden Videomaterial werden pro Minute bei YouTube hochgeladen. Unvorstellbare Mengen.

Lauter How-to-Video-Macher aus Deutschland; Rechte: WDR/Schieb

Lauter How-to-Video-Macher aus Deutschland

YouTube meint: How-to ist Trumpf

Da landen dann auch schon mal Videos von Terroristen im Netz, die stolz ihre Gräueltaten zeigen. Oder Videos von Amokläufern. Videos von Volksverhetzern und von Irren, die Kindern Angst machen wollen. Von politischen Agitatoren,  die das politische Meinungsbild verzerren wollen. Von Influencern, denen es nur um den eigenen Vorteil geht. Und, und, und. Eindeutig die Schattenseiten eines Videoportals, in dem eben jeder (nahezu) alles zeigen darf/kann.

Aber: Es gibt auch eine Menge wirklich gut gemachter How-to-Inhalte. Wie schäle ich eine Ananas? Wie verlege ich Fliesen? Wie löse ich meine Mathe-Hausaufgaben? Was macht die Zeitumstellung mit meinem Körper?

YouTube hat gerade auf einer Presseveranstaltung in Berlin versucht, den Eindruck zu erwecken, YouTube wäre vor allem ein How-to-Kanal. Das würde ich nun wahrlich nicht unterschreiben wollen. Aber es ist zweifellos richtig, dass es auf YouTube wirklich eine Menge interessanter, gut gemachter und nützlicher How-to-Videos gibt. Auch solche, die hervorragend Hintergründe erklären.

https://vimeo.com/243307849

Eltern, aufgefappe: YouTube ist nicht Kika…

Deutscher Kanal mit 10 Mio. Subscribern

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der erfolgreichste YouTube-Kanal aus Deutschland in diese Kategorie fällt? Über zehn Millionen Subscriber hat Kurzgesagt – In a nutshell bereits vorzuweisen. Das hat den Betreibern aus München jetzt eine Auszeichnung (“Diamond Button”) eingebracht. Der Kanal bietet wirklich exzellente, inhaltlich wie formal außerordentlich gelungene Erklärvideos. Allerdings in englischer Sprache – nur so lassen sich eben 10 Millionen Subscriber erreichen.

Rund 1.200 Stunden Arbeit stecken in einem einzelnen Video, hat mir Philipp Dettmer erklärt, Erfinder und Chef des Formats. Das glaube ich gerne und sofort. Wer sich die Video anschaut, denkt gleich: Bitte mehr davon. Doch solche Qualität ist nur möglich, wenn die Einnahmen stimmen. Die Agentur hinter Kurzgesagt hat einen Weg gefunden, um nicht nur von den Werbeeinnahmen leben zu müssen. Aber das ist nicht jedem möglich und gegeben.

Im Rahmen des YouTube-NextUp-Wettbewerbs bietet das Videoportal kleineren Videomachern Unterstützung: Sie lernen, wie gute Videos gemacht werden. Und hat jemand erst mal genügend Subscriber (10.000 und mehr), kann er/sie sogar kostenlos YouTube-Studios in Berlin nutzen.

Gut. YouTube sollte sich trotzdem auch stärker engagieren, Unrat aus seinem Angebot zu entfernen. Davon gibt es reichlich. Und vor allem müssten meiner Ansicht nach Kinder besser geschützt werden. Werbung für Kinder sollte tabu sein. Vielleicht sollte mal jemand How-to-Videos zu diesen Themen machen, damit YouTube dann weiß wie es geht.

 

 

Über den Autor

Jörg Schieb ist Internetexperte und Netzkenner der ARD. Im WDR arbeitet er trimedial: für WDR Fernsehen, WDR Hörfunk und WDR.de. In seiner Sendung "Angeklickt" in der Aktuellen Stunde berichtet er seit 20 Jahren jede Woche über Netzthemen – immer mit Leidenschaft und leicht verständlich.

5 Kommentare

  1. Sehr gute Quelle für DIY-Hilfen aller Art oder z. B. auch zur Auffrischung längst vergessener Sport-, Kultur- und Geschichts-Highlights.
    Schlechte Quelle zur politischen oder gar zur Meinungsbildung. Ausprägungen von purer Propaganda bis hin zu stoischer, arroganter und ignoranter Rechthaberei – von sämtlichen beteiligten Fronten im Krieg der jeweils favorisierten Filterblasen. Kompromissbereitschaft, Fehlereingeständnis = Null! Derartige Kanäle sollten auf politische Inhalte komplett verzichten und deren Verbreitung einstellen (müssen), wie auch die anderen, sog. “sozialen Netzwerke”. Sonst sehe ich pechschwarz für eine halbwegs akzeptierbare Aufrechterhaltung des, ohnehin schon gebeutelten, “sozialen Friedens”.

    • P. Gedoehns am

      Für mich ist Youtube in erster Linie eine wichtige Quelle zur Bildung meiner Meinung. Die politisch eher einseitigen Mainstream-Medien konsumiere ich im Internet zwar auch, hinterfrage sie aber zunehmend und finde immer mehr Youtuber, die meine und die Gedanken vieler anderer Bürger teilen und aussprechen. Wer Youtube einschränken will, hat offensichtlich ein Problem mit selbst denkenden und aufwachenden Menschen. Ich habe die Befürchtung, dass wir uns auf eine Neuauflage dessen zubewegen, was vor 30 Jahren friedlich beendet wurde.

      • “Wer Youtube einschränken will, hat offensichtlich ein Problem mit selbst denkenden und aufwachenden Menschen.”.
        Nein, nein, ganz im Gegenteil! Die sog. “sozialen Netzwerke” sind m.E. dafür nur die falschen Kanäle bzw. Plattformen, weil deren Hauptmotivation die Erzielung von Klicks, Likes bzw. Werbeeinnahmen und der Verkauf von Werbeprofilen ist, aber an einem zielführenden! Diskurs seitens YT, FB & Co. wohl kaum irgendein Interesse bestehen dürfte. Wenn überhaupt, handeln die nur auf einseitigen, politischen Druck, was der vorgeblichen Neutralität entgegenwirkt. Was die Ihrerseits erwähnten “Mainstream-Medien” angeht, bin ich auch bei Ihnen. Sagt der Name ja schon: mainstream = in eine, in die gleiche Richtung = subjektiv = nicht neutral. Es bedürfte einer globalen, reklame- und kommerzbefreiten, neutralen! und unzensierten Plattform, auf der jeder (egal aus welchem politischen, religiösen Lager oder sonstwoher sich einordnend kommend) -frei- seine Meinung äußern könnte, mit lediglich zwei Ausnahmen: keinerlei Androhung von Gewalt und kein Posten von Hyperlinks. Ja, ich weiß, mein Wunsch wird Utopie bleiben. ;-)

  2. Der Artikel klingt fast schon wie eine Belobigung. Vielleicht nicht vergessen:
    YouTube gehört Alphabet (i.e. Google).
    YouTube hat einen Marktanteil von über 80% in Deutschland, hat somit fast eine Monopolstellung.
    YouTube finanziert sich über Werbung, idealerweise personalisierte Werbung, wie Facebook und Google. Dafür werden natürlich fleißig Daten gesammelt und gespeichert.
    YouTube trägt derzeitig wie die anderen großen Datenkonzerne und Marken, wenig zum Allgemeinwohl in Europa via Steuern bei.
    Eine Initiative für mehr Teilhabe der Inhalte produzierenden namens “Fairtube” ist bislang nicht weit gekommen, soweit ich weiß.

    Selbst wenn YouTube noch an sich arbeitet und das perfekte Video-Utopia wird, sollte man obiges nicht vergessen.
    P.S.: Jetzt übernehme ich schon den Job von Hr. Schieb und Horn und mahne bewussten Umgang mit den Daten und Konzernen an ;-) .

    • Jörg Schieb am

      @matt: Also auf die gennanten Aspekte gehe ich ja nun wirklich oft genug ein. In diesem Fall wollte ich mich mit einem besonderen Aspekt beschäftigen, nämlich mit der Frage, wie sehr YouTube ein How-To-Kanal ist. Da YouTube das gerade in den Vordergrund stellt, sollte das eine kritische Auseinandersetzung damit sein.

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