Die FKK-Regierungsbank

In der Selbsthilfeliteratur findet sich für Menschen, die unter bösen Vorgesetzten leiden, immer mal wieder der Tipp, man solle sich den tobenden und furchteinflößenden Chef einfach mal nackt vorstellen. Das soll dabei helfen, die eigene Angst zu bändigen.

Ich weiß nicht, ob SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty sich durch solche Lektüre dazu hat hinreißen lassen, gleich die ganze Regierungsbank mit einem FKK-Strand zu vergleichen. Oder ob ihn tatsächlich das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern inspiriert hat und er vom nackten Kaiser ausgehend dann über den entblößten Hofstaat schwadronierte.

Traumatherapie Katzenvideos

Wie auch immer. Mit seiner Metapher hat der Oppositionsführer es in viele Schlagzeilen geschafft. Ich selbst ertappte mich am Abend nach der Haushaltsdebatte, in der der FKK-Vergleich fiel, beim exzessiven Konsum von Katzenvideos – zur mentalen Dekontamination.

Verehrter Herr Kutschaty, ich finde, solche Metaphern gehören verboten! Nicht weil ich besonders prüde wäre, sondern weil meine professionelle Leidensbereitschaft Grenzen hat. Welcher bildhafte Vergleich kommt als nächstes? Sind Koalitionsverhandlungen demnächst keine Reise mehr nach Jamaika, sondern ein Ausflug in den Swingerclub? Endet die nächste hochnotpeinliche Befragung des schwitzenden Zeugen in einem Untersuchungsausschuss im Bild der Gemeinschaftssauna?

Ich will dies alles nicht in meinem Kopf haben. Nackte Fakten immer gern. Aber im Hohen Haus erwarte ich vollständige Bekleidung – auch in den Redebeiträgen!