Die NRW-AfD ist am Ende

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Die NRW-AfD ist am Ende

Kommentare zum Artikel: 11

Am ersten Juli-Wochenende trifft sich die Landes-AfD zu einem entscheidenden Parteitag. In Warburg soll – ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Termin – ein neuer Vorstand gewählt werden. Das geht aber nur, wenn alle bisherigen Vorstandsmitglieder vorzeitig aufhören oder abgewählt werden. Und damit sind wir schon beim Problem: Ein Teil der Vorstände will zurücktreten. Das sind diejenigen, die sich selbst als “gemäßigt” bezeichnen. Und ein kleinerer Teil will im Amt blieben, bis im Dezember die Amtszeit ausläuft. Hier reden wir über jene, welche die “Gemäßigten” für “die ganz Rechten” in der rechten AfD halten.

Schwer, den Überblick zu behalten

Alles aber kein Problem – dann werden sie halt abgewählt. Von der Basis. Die im Grunde seit der Wahl des Vorstandes im Dezember 2017 durchgehend von ihrem Spitzenpersonal genervt ist. Allerdings: Nach Lage der Dinge gibt es aber die notwendige 2/3-Mehrheit für die Abwahl nicht. Es ist also kompliziert bei der AfD in Nordrhein-Westfalen. Ich als Berichterstatter verliere manchmal selbst den Überblick, wer gerade wo in welchen Lagern mit welchen Motiven unterwegs ist. Gewissheiten gibt es in der NRW-AfD nicht. Weder inhaltlich noch strategisch. Der Landesgeschäftsstelle – die jüngst wegen eines wabernden Spendenskandals von der Polizei durchsucht wurde – fehlt es bis heute an Ordnung und Organisation. Das Personal wird zwischen den Blöcken zerrieben.

Wo die nordrhein-westfälische AfD inhaltlich steht, weiß keiner so genau. Oder sagen wir so: Wer innerhalb der Bundespartei Impulse aus dem NRW-Verband sucht, braucht eine Lupe. Aber eine Gewissheit gilt innerhalb der NRW-Partei immer: Irgendwer kann irgendwen gerade irgendwie nicht leiden – und fährt ihm in die Parade. Das klassische AfD-Drehbuch für Auseinandersetzungen. Das ist für den Beobachter mitunter unterhaltsam, aber auch eine zähe Geschichte. Journalistisch vermitteln, wofür die AfD steht, kann ich kaum noch.

Hitler-Goebbels-Höcke: Auf in die Schlammschlacht!

Für den ständigen Streit gibt es immerhin eine Grundregel: Je näher Parteitage rücken, desto verrückter wird es. Dokumente werden gestreut, Kampagnen gefahren, und am Ende weiß keiner mehr so richtig, worum es ging. Vor dem anstehenden Parteitag in Warbug ist das wieder so. Da bekommen ich und mein Kollege Wigbert Löer einen Film auf dem Tisch, in dem Helmut Seifen, der eine Landeschef, zu sehen ist. Vor Krefelder AfD-Interessierten und Parteimitgliedern sinniert er darüber, warum die AfD bei der breiten Bevölkerung nicht ankommt. Er zeigt Bilder des thüringischen Landeschefs Höcke, zieht Vergleiche zu Adolf Hitler und Joseph Goebbels. Sagt, dass diese Darstellungen eben die breite Wählerschaft abschreckten.

Das fliegt ihm nun um die Ohren. Höckes Unterstützer in NRW – darunter der zweite Landeschef Thomas Röckemann – echauffieren sich, der AfD-Bezirksverband Münster (zu dem Helmut Seifen pikanter Weise gehört) schaltet das Landesschiedsgericht und den Bundesvorstand ein und verlangt eine Ämtersperre. Weil ein NRW-Landeschef einen Landeschef aus einem anderem Bundesland (halb-)öffentlich diffamiert und somit der Partei schadet. Eine veritable Schlammschlacht.

Dies alles passt zu einem Parteitag, auf dem wahrscheinlich kein neuer Vorstand gewählt wird, und der somit eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Ein Riesenstreit ist absehbar. Es wird ein Parteitag, auf dem man endgültig zu sehen bekommt, warum die AfD in NRW nach Jahren des Streits am Ende ist: organisatorisch, strukturell und damit auch inhaltlich. Wo im  politischen Spektrum rechts von der CDU die NRW-AfD steht, kann ich als Berichterstatter inzwischen nicht mehr genau sagen. Aber warum sollte ich das können? Der AfD-Landesverband kann es inzwischen selbst nicht mehr.

Über den Autor

Geboren 1980, aufgewachsen am linken Niederrhein. Im WDR seit 2006 als Nachrichtenmann und politischer Berichterstatter unterwegs. Aktuelle Schwerpunkte bei SPD, AfD, Hochschul- und Sportpolitik im Land. Und sogar mit eigenem landepolitischen Podcast.

11 Kommentare

  1. Gunnar WITZMANN am

    Feuchte Träume eines WDR-Journalisten. Aus jeder von den Medien herbeigeschriebenen Krise ist die AfD gestärkt hervorgegangen.
    Herr Ullrich, vielleicht lesen Sie mal in der NZZ dieser Woche nach, was man in der Schweiz über den deutschen Haltungs-Journalismus denkt.
    In diesen Spiegel sollten Sie schauen.

    • Christoph Ullrich am

      Sie können davon ausgehen, dass die AfD in keinster Weise Teil irgendwelcher meiner Träume sind.

      Machen Sie es sich nicht etwas einfach mit Ihrer Betrachtung? Ich beobachte die AfD in NRW seit früher Phase. Wir Journalisten und Journalistinnen sind nicht dafür verantwortlich, dass es seit Jahren an der Spitze des Landesverbandes zwei Pole sich im Streit ergehen. Da können Sie mir noch soviel Leseempfehlungen geben, und da kann ich noch so viel lesen. An den Indiskretionen, den Streits und dem teilweise unterirdischen Umgang von AfD-Funktionären miteinander wird das alles nichts ändern. Das können die AfD-Vorstände in NRW nur aus eigenem Antrieb schaffen.

      • Gunnar WITZMANN am

        Henry Ford wird ein Satz zugeschrieben, den ich sinngemäß zitiere: “Ändern sich nicht die Zustände, werden sich die Gesichter ändern”
        Und dafür gibt es den Landesparteitag und seine Delegierten.
        Was es am allerwenigsten braucht, sind unerbetene Ratschläge von außen und Untergangsszenarien von Haltungsjournalisten. Sie haben die AfD von Beginn an begleitet ? Dann wissen Sie, wie oft die Partei schon totgeschrieben wurde. Und dann haben Sie sicher mit Erstaunen immer wieder die Wahlergebnisse zur Kenntnis genommen ? Wie jede Partei hat auch die AfD Strömungen, die um ihre Positionen kämpfen. Daß dies bei der AfD auf offener Bühne geschieht, gefällt den Medien , aber nicht der Mehrheit der Mitglieder.
        Wenn Sie davon schwadronieren, daß die “AfD am Ende ” sei, wird die AfD am 7. Juli mit neugewähltem Vorstand wieder putzmunter und gestärkt weitermachen.
        Wie lautet das Sprichwort: “Der Hund bellt, die Karawane zieht weiter.”
        Nicht ohne Grund ist die AfD die erfolgreichste Parteineugründung seit bestehen er Bundesrepublik.

        • Ein Henry Ford Zitat, das Umstürze andeutet: nette Geste.
          Seine Leute und die deutschen Nazis haben sich gegenseitig lange Zeit sehr geschätzt…

          • Gunnar WITZMANN am

            Wer schon im dritten Kommentar “Nazi” schreibt und abenteuerliche Verbalkapriolen konstruiert , hat sich die “Godwin-Medaille mit Eichenlaub und Brillanten” verdient.

    • Die AfD wird sich damit abfinden müssen, dass es eine Grenze gibt, ab der einer Partei ihre selbst erzeugten Provokationen, Skandale und Krisen nicht mehr nutzen, sondern schaden. Die AfD hat heute im Bundestag sehr deutlich gezeigt, dass sie diese Grenze überschritten hat.

    • Wer auf Facebook nach einer Fehlmeldung der Rechtsextremen AfD zum Räumen eines Weihnachtsmarktes zum Töten von Moslems aufruft gehört weggesperrt.

  2. Ralf Steeg am

    Herr Witzmann, der Artikel ist eine sachliche Beschreibung des Umganges innerhalb der AfD. Kein Kommentar über die politischen politischen Themen. Das ist auch gar nicht nötig.

    Irgendeiner, in diesem Fall ihr Sprecher Herr Seifen, diffamiert einen Parteikollegen und dessen Freunde haben nichts Besseres zu tun, als die Öffentlichkeit zu informieren.
    Das ist wie Kindergarten? Nein, es ist schlimmer, es sind Erwachsene, die meinen die Welt zuretten und sich doch nur wie Kleinkinder benehmen.

    • Gunnar Witzmann am

      Die AfD ist innerlich gefestigt genug, Probleme zu lösen. So hat die AfD Köln die beiden von Ihnen zitierten Personen zu einer Diskussion über die Vorkommnisse
      eingeladen.
      Die AfD lässt es nicht zu, daß Auseinandersetzungen , die bei den Altparteien hinter verschlossenen Türen ausgetragen werden, von außen durch die medien befeuert werden.
      Da kann sich die AfD noch Einiges abschauen.

  3. Diese Partei wird nicht von Leuten gewählt, die sich mit Politik beschäftigen. Somit wird dieses Klientel auch wenig von der Niveaulosigkeit dieser Vereinigung mitbekommen. Es gehört in den Kontext der Partei und ihrer Vertreter sich ohne Benehmen und Anstand in der Öffentlichkeit darzustellen. Hier spielt mehr die Ablehnung gegenüber allen anderen Parteien eine Rolle, als dass die AfD ihrer selbst gewählt wird und Zuspruch findet. Leider seh ich in der AfD genug Wachstumspotenzial, damit diese Partei der Strick wird an dem Deutschland eines Tages hängt.

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