Lindner: Comeback oder Kassengift?

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Lindner: Comeback oder Kassengift?

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Vielleicht hat Christian Lindner sich ein Beispiel an Tom Cruise genommen. Der US-Schauspieler schlüpfte vor zwei Jahren noch einmal in den Overall und legte mit “Top Gun: Maverick” eine spektakulär erfolgreiche Fortsetzung seines Kampfpiloten-Blockbusters aus dem Jahr 1986 hin.

Auch Lindner schlüpft in der Hoffnung auf neue Erfolge aktuell zurück in eine alte Rolle: Die des politischen Märtyrers. Oder anders gesagt: Die NRW-Wahl 2017 hat angerufen und will ihre Wahlwerbespots zurück. “Haben Sie mal was gemacht, von dem Sie überzeugt waren, dass es richtig ist. Da schickt Dir niemand eine SMS und sagt: Das war richtig. Das hast Du gut gemacht. …. Und Du hast das alles vorher gewusst. Und trotzdem gemacht. Weil es um etwas geht”. So klang das damals, in schwarz-weiß getaucht und von Lindner selbst vertont.

Und mal abgesehen davon, dass der Alles-vorher-gewusst-Lindner von damals heute das D-Day-Papier seiner Partei zum Ampel-Aus „nicht zur Kenntnis genommen“ haben will: Die Rolle des einsamen Kämpfers für die richtige Sache, gegen alle öffentlichen und politischen Widerstände, liegt ihm immer noch deutlich besser als die des Regierungspolitikers.

Nur er, so will er uns wieder glauben machen, hatte die Standfestigkeit und “den Mut, eine neue Dynamik zu entfachen”. Die FDP habe sich für den Erhalt der Schuldenbremse und die notwendige Wirtschaftswende aufgeopfert und dem Wahlvolk ein vorgezogenes Urteil über die gescheiterte “Regierung Scholz” ermöglicht. Alte Lindner-Schule.

Schließlich ist es ja, “besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren” (Jamaika-Aus 2017). Und überhaupt: “Lieber neue Wahlen als neue Schulden”. (NRW-Wahl 2012).

Ist er also einfach prinzipientreu und konsequent? Vielleicht noch wichtiger: Reicht das alte Drehbuch, um die FDP wieder über fünf Prozent zu hieven?

Um nicht weniger geht es nämlich für Lindner und seine FDP. Aber eben auch nicht um mehr. Und damit hat der politische Überflieger seine Partei letztlich im Kreis geführt. Zumal Lindner schon jetzt erkennbar um Zweitstimmen der CDU-Wählerschaft wirbt: “Ich will jetzt der CDU nicht hinterherlaufen, aber ich bin mir jedenfalls sicher, Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün, das wäre nur Ampel-Light.” Schwarz-Gelb? „Für das Land eine gute Perspektive.“

Das also bleibt von Lindners Antritts-Versprechen 2013, eine glaubwürdige, sichtbare Erneuerung der FDP als liberale, eigenständige und unabhängige Kraft zu erreichen: Lindner als Wingman von Merz, der verhindert, dass der “liebe Friedrich” vom Kurs abkommt und sich von Habeck oder Sozialdemokraten zu neuen Schulden und anderen vermeintlichen Schandtaten verführen lässt.

Verhindern: Das kann Lindner ja fast so gut wie verkaufen. Gut möglich, dass das für fünf Prozent plus X und sogar zum Comeback als Finanzminister reicht. Dann aber wartet Lindners schwierigste Rolle: Ohne Selbstblockade à la Ampel müsste Lindner an der Seite von Merz nämlich beweisen, dass er auch gestalten kann. Und will. Damit würde er sich nochmal ganz neu selbst erfinden.

Das wäre ein Stunt, den sich wohl nicht einmal Tom Cruise zumuten würde. Vorher muss Lindner allerdings beweisen, dass er für seine FDP am 23. Februar nicht zum Kassengift wird.

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4 Kommentare

  1. Enka Kötter am

    Ich lach’ mich schlapp, was für eine Komödie! Was Herr Lindner hier vorstellt, ist der Grundstoff jeder Brettelhumoreske, deren Witz naturgemäß in überraschenden Finten liegt, auf man selbst nie gekommen wär.

    • Klaus Kirsch am

      Da fällt mir nur noch Heinrich
      Heine ein:
      Denk ich an “Lindner” in der Nacht,
      dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  2. Klaus Keller am

    Besser nicht regieren, als falsch zu regieren.
    Aber die Unzufriedenheit mit der Groko aus Union und SPD war so groß, dass man es einfach mal versucht hat und grandios gescheitert ist. Eine neue Groko wäre Koalition zwischen CDU und AfD. CDU und SPD zusammen wäre nur eine einfache Koalition, die vielleicht nicht mal die Mehrheit hätte und erst dann wäre die FDP gefragt, vorausgesetzt die schafft es über 5%.
    Geld drucken durch Schulden geht eigentlich mit Merz auch nicht, außerdem wackelt die Währung schon wegen Frankreich; wegen EU-Südländer sowieso. Allerdings sieht man schon wie Merz weich wird in Hinblick auf eine Koalition mit SPD. Mit SPD geht nicht Sparen am Sozialstaat und die „Wirtschaftskrise – made in Germany“ wird keiner von heute auf morgen stoppen. Sparen am Krieg geht nur mit AfD und BSW, die bekommen aber keine Mehrheit und zu beiden hat Merz die Brandmauer.
    Das sieht auch nach der Neuwahl nicht nach Lösung sondern nach französischen Verhältnissen aus, politisch und wirtschaftlich.
    Aber ich wähle nach Wahlprogramm, nicht spekulativ taktisch in Hinblick auf mögliche Koalitionen auf Basis von Umfragen. Ganz sicher bekommt keine der Etablierten meine Stimme, schon allein wegen Geld verbrennen im Krieg.
    Lindner, Scholz und Habeck werden den Geruch der Ampel nicht los. Zumindest für die nächsten Wahlen sollte man die aus der ersten Reihe nehmen. Für mich ist das aber nicht entscheidend, ob für andere sei dahingestellt. Ohnehin dürfen wir nur Parteien wählen und welcher Kopf an der Spitze steht ist zweitrangig.

  3. Ob Blockbuster oder Kassengift, ein Filmerfolg hängt nicht nur am einzelnen Darsteller und Lindner ist nicht Alleinherrscher in der FDP. Zwar hätte ich Lindner auch ausgetauscht, aber ich bin kein Wähler der FDP und weiß nicht wie FDP Wähler ticken.

    Wikipedia zu Top Gun Maverik: „In Deutschland verzeichnete die Fortsetzung insgesamt 3.720.356 Kinobesucher“

    Das wäre mehr als 5%, in Wähler umgerechnet. Aber ich glaube nicht, dass die FDP so viele Stimmen schafft; egal ob mit oder ohne Lindner.

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