15 Jahre lang war eine Firma allein für die Sicherheit bei der Loveparade zuständig. 2010 änderte sich das. Warum? Das erfahren wir heute nicht. Im Zeugenstand sitzt aber der Chef dieser erfahrenen Loveparade-Security. Kurz nach der Katastrophe soll der 48-jährige Unternehmer aus Köln in einem Interview mit dem Spiegel angedeutet haben, dass auch mangelnde Kompetenz und die Aufteilung der Aufgaben auf verschiedene Sicherheitsfirmen zum Unglück geführt haben könnten. Heute widerspricht er dieser Aussage. Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Akteueren beschreibt der Sicherheitsexperte heute als problemlos und harmonisch. In der Pause geht er zielgerichtet auf die Angeklagten zu und schüttelt jedem einzelnen von Smalltalk begleitet, freundlich die Hand. Ich bin verwundert. Dass ein Zeuge im Saal so demonstrativ auf die Angeklagten zugeht, habe ich als Prozessbeobachterin in den letzten zwei Jahren auch noch nicht erlebt.
Sicherheit zum Sparpreis?
Seit 1996 sammelte der Zeuge mit seiner Firma wichtige Erfahrungen auf den Loveparades in Berlin, Dortmund und Essen. Und doch hat der Veranstalter der Loveparade 2010 sich dagegen entschieden ihm die alleinige Verantwortung für die Sicherheit zu übertragen. Der langjährige Geschäftspartner sollte sich plötzlich mit der Konkurrenz um den Job bewerben und Angebote abgeben. Den Zuschlag erhielt er letztendlich nur für das Festivalgelände. Dafür stellte er 350 Mitarbeiter zur Verfügung. Weitaus weniger als in den Jahren zuvor. Die Bereiche im Einlassbereiche, die den Zuwegen und den Tunnel sollten andere überwachen. Hat Lopavent versucht mit diesem Ausschreibeverfahren Kosten zu senken? Wie hat sich diese Aufteilung auf die Planung und vor allem auf den Veranstaltungstag ausgewirkt?
Keine Kooperation mit der Konkurrenz
Viele Fragen bleiben für mich unbeantwortet. Der Zeuge habe die Entscheidung des Veranstalters nicht hinterfragt. In Bezug auf die vier anderen Firmen, die Ordner für die Veranstaltung stellten, seine Konkurrenten, bleibt der 48-jährige sehr zurückhaltend.
Seine Firma habe auch angeboten, die Einlasskontrollen am Tunnel zu übernehmen. “Uns war klar, dass das eine herausfordernde Situation und kein Selbstläufer ist.” sagt er. Den Zuschlag bekam schließlich eine andere Firma. Warum Lopavent sich so entschied, wisse er nicht. Als er aber später gefragt worden sei, ob er die andere Firma mit zusätzlichem Personal am Einlass unterstützen könne, habe er abgelehnt. Man kooperiere prinzipiell nicht mit anderen Sicherheitsfirmen in einem Bereich.
Fazit
Ich habe den Eindruck, dass der Zeuge sehr darauf bedacht ist, ein gewisses Image zu wahren. Er wirkt äußerst gut gelaunt und plauderhaft auf mich. Er betont die Harmonie in der Zusammenarbeit allen Beteiligten. Er distanziert sich von früheren, kritischen Äußerungen und widerspricht sich dabei selbst. Während seiner Aussage versucht er zu scherzen und dreht sich teilweise nach den Angeklagten um, um zu sehen, ob diese mitlachen. Auch wenn ich den Angeklagten nur auf den Hinterkopf schauen kann, habe ich nicht den Eindruck, dass jemand mit einstimmt.