Tag 35: Wenig Erhellendes

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Tag 35: Wenig Erhellendes

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Am Anfang war das Licht. Zu Beginn des 35. Verhandlungstages organisiert der Vorsitzende Richter Mario Plein, die Ausleuchtung des Raumes. Einige Prozessbeteiligte fühlen sich offenbar von den Strahlern über der Richterbank geblendet. „Wir fischen im trüben“, sagt Plein in gewohnt süffisantem Ton. Ob er damit auch die Erkenntnisse nach nunmehr 35 Prozesstagen meint? Die beiden Zeuginnen können heute jedenfalls nur wenig Neues beisteuern.

Albträume und Panikattacken

Zunächst nimmt uns eine 29-jährige Düsseldorferin gedanklich mit auf den Weg durch den Tunnel ins Gedränge. Das Schema ist aus den vorherigen Aussagen von Loveparade-Besuchern bekannt. Auf der Rampe wird es so voll, dass Panik ausbricht. Die Zeugin ringt mit den Tränen, als sie die Stelle beschreibt, „wo ein Berg Menschen schon lag.“ Sie habe gewusst, „dass ich gleich auch darauf fallen würde“. 

Die Zeugin schildert auch ihr Leid nach der Katastrophe: Albträume, Panikattacken. Auf Nachfrage des Richters bestätigt sie, bereits vorher psychische Probleme gehabt zu haben. Näher will sie das nicht ausführen. Es gehöre hier nicht hin. Der Richter ist anderer Meinung. Sie müsse sich darauf einstellen, dass das nochmal Thema wird. 

Polizisten mit Tränen in den Augen

Auch die zweite Zeugin, eine heute 28-jährige Duisburgerin erinnert sich, wie Menschen anfingen „zu schreien, aggressiv zu werden.“ Sie habe angefangen zu hyperventilieren: „Dann war da ein blondhaariges Mädchen, das mir ins Gesicht geschlagen hat, damit ich weiteratme.“ Schließlich habe sie sich auf einen Container flüchten können. Oben, so sagt sie, standen Polizeibeamte mit Tränen in den Augen, „weil sie den Menschen nicht helfen konnten.“

Es sind wohl nur kleine Teile, die die beiden Zeuginnen heute zur Aufklärung beitragen. Das spüren wohl auch die Verteidiger, deren Nachfragen sich in Grenzen halten. Schon um 12 Uhr am Mittag dimmen die Saaltechniker das Licht wieder nach oben – für heute ist Schluss. 

Über den Autor

Geboren 1985 in Rees am Niederrhein. Studium in Bochum (Germanistik und Geschichte). Seit 2012 als Journalist in Duisburg. Onliner bei der WDR Lokalzeit aus Duisburg sowie Radiomacher (u.a. WDR5 und Deutschlandfunk Nova).

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