Die Literatur trotzt der Pandemie. Weiterhin sind – wie schon im letzten Jahr – jede Menge interessante Debütromane zu entdecken. Zum Beispiel Sharon Dodua Otoo mit ihrem Roman “Adas Raum” (Fischer Verlag, Euro 22,–), in dem sie vier Frauenschicksale mit Hilfe eines antiken Armbands quer durch Zeit und Raum in Verbindung treten lässt. Die Autorin stammt aus London, lebt schon lange in Berlin, schreibt mittlerweile auch auf Deutsch, wird als eines der interessantesten Talente der deutschsprachigen Literatur gehandelt – und hat es mit ihrem Debüt sogar in die Top 20 der Bestsellerliste geschafft. * Interessant, was SchriftstellerInnen mitunter im Hauptberuf so machen. Die Schwedin Karin Smirnoff, geboren 1964, zum Beispiel leitet eine Holzfabrik, und das passt auf eine Weise bestens: Ihr Debüt “Mein Bruder” (Übersetzt von Ursel Allenstein, Hanser Berlin, Euro 24,–) führt eine Frau, die vor vielen Jahren Hals über Kopf geflohen ist, zurück in ihr Heimatdorf irgendwo im Nirgendwo, dort warten frische wie uralte Konflikte, und es gibt jede Menge Geheimnisse, die der Enthüllung harren. Beeindruckend, wie Karin Smirnoff das Konzept des Heimkehrer-Dorfromans auf ihre Weise nutzt, auffrischt und – auch sprachlich – mit einer geradezu archaischen Kraft und Energie zum Klingen und Klirren bringt. Frisst sich ins Hirn, diese Geschichte, und bleibt dort hängen. * “Oder sind es Sterne” (Kunstmann, Euro 24,–) ist der Debütroman von Eva Munz, Filmemacherin und Journalistin, die aus Deutschland stammt, nach Jahren in verschiedenen asiatischen Ländern heute in New York lebt: Eine abgeklärt erzählte Geschichte, die ins Jahr 2001 führt und die mit drei sehr unterschiedlichen Charakteren, deren Schicksale die Zeitläufte zusammen treffen lassen, die zeitgeschichtlichen Hintergründe und Stimmungen rund um 9/11 und der Afghanistian-Intervention beleuchtet. Noch eine spannende neue Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, mit einem toll internationalen, weltumspannenden erzählerischen Ansatz.
