Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Im Bücherherbst heißt das: Die Messe ist rum, die großen Preise sind vergeben – ab ins Weihnachtsgeschäft, wo die Romane der PreisträgerInnen dann meist weit oben in den Bestsellerlisten noch größere Unterweihnachtsbaumrelevanz bekommen. Insofern ist es erstaunlich, dass sich “Die Jakobsbücher”, der große Roman von Nobelpreisgewinnerin Olga Tokarczuk noch nicht in den Listen findet, dafür aber “Unrast”, ein anderer Roman von ihr, der auf Deutsch kurz davor erschien; wird aber sicher noch werden mit dem Gewinnerroman. * Saša Stanišić, der mit “Herkunft” den Deutschen Buchpreis gewann, war sowieso schon ewig in den Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste mit seinem Buch; durch den Preis hüpfte er dann nochmal kurz nach ganz oben, wo allerdings mittlerweile Sebastian Fitzek mit seinem neuen Kracher “Das Geschenk” das Kommando übernommen hat, gegen ihn ist halt in Sachen Bestsellern kein Kraut gewachsen. * Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen ist 2019, auch das wurde auf der Buchmesse bekannt gegeben, der Roman “Der Gesang der Flußkrebse” von der amerikanischen Schriftstellerin und Zoologin Delia Owens, ebenfalls auch schon länger ein Bestseller: Die anrührende und mit viel Nature Writing illustrierte Geschichte eines von den Eltern und Geschwistern verlassenen Mädchens aus dem sumpfigen Marschland, wo jenseits der “ordentlichen Gesellschaft” die Verlorenen und die Outsider leben – und eben sie, die sich durchschlägt. Eine archaische Geschichte, teils nahe am Kitsch gebaut, das aber auf exzellente Weise, doch kann man machen, kann man empfehlen. Dann zumindest, wenn es um Bestseller-Lektüre geht, zwischen all dem Trash, der sich derzeit halt auch auf den Listen findet.
Aktuelle Bestseller: Flußkrebse und mehr
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