Aktuelle Kriminalliteratur aus Asien

https://blog.wdr.de/nollerliest/aktuelle-kriminalliteratur-aus-asien/

Aktuelle Kriminalliteratur aus Asien

Kommentare zum Artikel: 0

Na endlich, könnte man sagen: Asien ist zunehmend eine Thema auf dem deutschen Krimimarkt. Und zwar – was für eines! Zuvorderst sind das erst einmal Krimis aus Japan, in diesem und im letzten Jahr wurden eine ganze Menge interessanter Romane ins Deutsche übersetzt.

Aktuellstes Beispiel: „In Liebe, dein Vaterland“ (Septime Verlag, Euro 26) von Ryū Murakami – ein, wenn man so will, geopolitisch inspirierter Politthriller, der mit der so irrwitzigen wie brillanten Idee spielt, was passieren könnte, wenn Nordkorea entschiede, Teile Japans zu besetzen. Zugleich: Dystopisch anmutende Kapitalismuskritik in alternativer Realität; Japan als ein Land am Rand des Abgrunds, auf den eine unfähige Politklasse blind zusteuert. Interessant. (Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe.)

Krimi aus Hongkong, da war doch mal was – genau, ein paar heute fast vergessene Kreativklassiker, geschrieben von William Marshall, erschienen hierzulande in den 1990er Jahren. Seitdem ist´s in der Kriminalliteratur eher ruhig geworden um die Metropole, der man eigentlich eher einen guten Krimi pro Monat zutrauen würde. Wie auch immer, klasse jedenfalls, dass jetzt „Das Auge von Hongkong“ (Atrium, Euro 24,–) von Chan Ho-Kei auch bei uns zu haben ist – ein fundamentaler Kriminallroman, der die Geschichte des Verbrechens der letzten Jahrzehnte in der Stadt aufarbeitet, rückwärts chronologisch erzählt und formal so kreativ wie variationsreich. Beeindruckend. (Aus dem Englischen von Sabine Lengsfeld.)

Gute Nachrichten aus Südkorea: Anfang Februar wird’s was Neues von Jeong Yu-jeong geben, der Autorin des tollen Romans „Sieben Jahre Nacht“ (Unionsverlag, Euro 16,95), der 2016 auf Deutsch rauskam. Bis dahin ein Tipp: „Die Plotter” (Europaverlag, Euro 24,–) von Un-Su Kim; ein Roman, das Auftragskiller-Subgenre zwar nicht neu erfindet (wie auch), dafür aber durchdacht und sorgsam variiert, als Meditation über Leben und Tod, Schicksal und Zufall, Schuld und Verdammnis, Diktatur und Demokratie. Ein höchst eleganter Kriminalroman – und ein wunderbar „gemachtes“ Buch dazu, kann man nur empfehlen. (Aus dem Englischen von Rainer Schmidt.)

Einen Kommentar schicken

Die mit * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden.

Top