Kriminalliteratur aus Israel, Japan, Norwegen

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Kriminalliteratur aus Israel, Japan, Norwegen

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Aktuelle Krimis, heute mal in aller Kürze: Der Israeli Dror Mishani ist einer der interessantesten Kriminalschriftsteller dieser Tage, weil er Krimi auf ganz eigene, reduzierte, fast dokumentarisch anmutende Struktur nutzt, um vom Zusammenleben und von Gesellschaft zu erzählen. “Drei” (Diogenes, Euro 24, übersetzt von Markus Lemke) erzählt von einem Mann und drei Frauen, die verschwinden – und zugleich eben von der Gesellschaft, in der sie leben. Bzw.: Lebten. Ein Standalone jenseits der Avi Avraham-Romane von Dror Mishani, überraschend zum Bestseller geworden auch hier bei uns – ein Buch über alle möglichen und unmöglichen Geheimnisse in einer ach so transparenten modernen Mediengesellschaft. * In Asien passiert derzeit sehr viel in Sachen Krimi, Japan ist Vorreiter, Fuminori Nakamura einer der interessantesten Autoren, die es da zu entdeckten gibt. In seinem nun nachträglich auch auf Deutsch erscheinenden Debütroman “Der Revolver” (Diogenes, Euro 22, übersetzt von Thomas Eggenberg) dekliniert er am Studenten Nishikawa durch, was es bedeuten und was es machen kann mit einem, wenn man zufällig (oder nicht) einen Revolver in die Hände bekommt. Ein kunstvoll konstruierter und kühl geschriebener Roman, den man auch als Kommentar zu einem gerade wieder aktuellen Thema verstehen kann. * Norwegen war “Ehrengast” der Buchmesse, um die 500 Romane wurden zu diesem Anlaß übersetzt, mit dabei natürlich auch sehr viel Kriminalliteratur. Gard Sveen, der in seinen Romanen gern zeitgeschichtliche Stoffe aufarbeitet, die er zugleich mit aktuellen Gegebenheiten koppelt, widmet sich in “Die stille Tochter” den 1980er-Jahren und einer (möglicherweise) ermordeten Ex-Spionin aus der DDR. Oder war alles doch ganz anders? Gute Unterhaltung jedenfalls; ein norwegischer Beitrag zum Thema “30 Jahre Wende”, wenn man so will. Warum der Verlag sich nicht entblödet, auch solch einen Roman auf dem Cover mit einem dieser roten Fjord-Holzhäuschen zu illustrieren, das wird sich mir niemals erschließen, zum Fremdschämen. * Zuletzt noch eine Anmerkung: Beim nächsten Mal dann neue Kriminalliteratur von Frauen; mit dabei zum Beispiel eine spannende Entdeckung aus Kolumbien.

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