Dass Erwachsene Fans von Bilderbüchern sind, erlebt man ja immer wieder mal. Meist haben diese Fans in irgendeiner Form mit Kindern oder zumindest mit Erziehung zu tun – oder es geht um die Sorte besonders kunstvoll gemachter Bilderbücher.
Bei dem Bildkünstler Jimmy Liao aus Taiwan verhält sich das alles etwas anders: Er ist ein Megastar in Asien, seine Werke erreichen Millionenauflagen, werden vor allem von Jugendlichen und Erwachsenen gelesen – und diese Bildgeschichten sind keine klassischen “Bilderbücher für Kinder”, sie richten sie von vornherein gezielt vor allem an die Großen.
Was schnell klar wird, wenn man mal eines durchblättert, zum Beispiel “Der blaue Stein” (Edition China Books, übersetzt von Marc Hermann, Euro 22,90): Jimmy Liaos Bilder transportieren “erwachsene” Themen, sie spüren den Mysterien und den Leerstellen im Alltag und in den Gefühlswelten des modernen Lebens nach, häufig mit dem Mittel des Surrealen. Die Bilder zeigen nicht nur einzelne Szenen, sie erzählen fast immer auch ganze Geschichten, oft geht es um Ängste und Sehnsüchte; sie bieten, wenn man so will, Material auch für längere Meditationen.
Jimmy Liao ist ein Spätberufener, er arbeitete in einer Werbeagentur, veröffentlichte erst mit Anfang 40: Zum Abschied für seine Familie hatte er im Lauf einer lebensbedrohlichen Leukämieerkrankung sein erstes Bilderbuch gezeichnet – Liao überlebte nach drei Jahren Instensivbehandlung, der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. Eine Glücks- und Erfolgsgeschichte.
Wer Jimmy Liao gerne persönlich kennenlernen möchte, der hat jetzt im Juni eine gute Chance dazu: Der taiwanesische Bilderbuchkünstler macht eine Lesereise durch Deutschland; er wird unter anderem am 14. Juni im Kölner Comic-Haus zu Gast sein und vom 20. bis zum 23. Juni beim Comicfestival München, dort ist er in diesem Jahr sogar der große Ehrengast.