Businesscenter, Klassenfahrt, Debattenplenum der Welt der Bücher – vom 16. bis zum 20. Oktober findet wieder die Frankfurter Buchmesse statt, DAS Event schlechthin, wenn man Büchern zu tun hat, und zwar global gesehen: Fast 300.000 BesucherInnen aus 164 Ländern kamen im letzten Jahr, davon waren um die 170.000 FachbesucherInnen. 130.000 PrivatbesucherInnen also, und diese Zahl nimmt stetig zu, wie auch die Anzahl der Veranstaltungen – um die 4.000 waren es 2018, mit über 900 Stunden Bühnenprogramm, auf der Messe und über die ganze Stadt verteilt. Zentrales Thema in diesem Jahr: Der Mensch im Anthropozän, im Menschen-gegrägten Erd-Zeitalter, Mensch und Natur also, Klimawandel und so weiter.
Den Deutschen Buchpreis hat Saša Stanišić für seinen Roman “Herkunft” bekommen, eine Entscheidung, mit der fast alle einverstanden waren. Seine Dankesrede nutzte der Schriftsteller, der als Jugendlicher aus Bosnien nach Deutschland flüchten musste, für eine fundamentale Kritik an der Nobelpreisvergabe für Peter Handke – wegen dessen fragwürdigen Engagments für die serbische Seite im Ex-Jugoslawien-Konflikt, darüber demnächst vielleicht noch mehr an dieser Stelle. Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommt der brasilianische Fotograph und Umweltaktivist Sebastião Salgado; mit dem Liberatur-Preis für schreibende Frauen aus dem globalen Süden wird die Krimiautorin Mercedes Rosende aus Uruguay ausgezeichnet.
Ehrengastland ist diesmal Norwegen, da tut sich eine facettenreiche und vielschichtige Literaturszene auf, der Bogen reicht von Karl Ove Knausgård über Maja Lunde bis Jo Nesbø – um mal drei norwegische Literatur-Weltstars aus ganz und gar verschiedenen literarischen Bereichen zu nennen. Dutzende Titel kommen aus dem Anlass neu, viele interessante Kriminalromane dabei. Unser Tipp wären zwei Bücher von (noch) unbekannten jungen Frauen: Maria Kjos Fonn spürt in ihrem Roman “Kinderwhore” (Culturbook) sprachlich und formal beeindruckend der Mißbrauchsgeschichte einer delinquenten Jugendlichen nach; Roskva Koritzinsky liefert in “Ich habe die Welt gesehen” (Karl Rauch Verlag) Geschichten, die das Hier und Jetzt auf eine ganz eigen explosive Weise spiegeln und erzählen.