Bücher aus der Corona-Krise

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Bücher aus der Corona-Krise

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Klar, das Netz ist am schnellsten – Publikation sofort. Entsprechend beruhen einige der Corona-Schnellschüsse, die zuletzt in Buchform erschienen sind, auf Netz-Tagebüchern aus der Krisenzeit, veröffentlicht zumeist bei Facebook oder auf privaten Blogs, mitunter auch denen von Medien. Trotzdem: Beeindruckend, wie rasch auch der Buchmarkt reagiert auf die Krise – es sind, siehe Bild oben, nun schon so einige Bücher “über Corona” auf den Markt gekommen.

Ganz vorne war der italienische Schriftsteller Paolo Giordano mit seinem Corona-Tagebuch “In Zeiten der Ansteckung” (rororo, Euro 8,–); mit ihm lässt sich nochmals eintauchen in die Zeit der beginnenden Pandemie, ein Resümee der ersten Corona-Phase gewissermaßen. * Gleiches gilt für das “Wuhan Diary” der chinesischen Schriftstellerin Fang Fang; ein Corona-Tagebuch mit Mehrwert, wenn man so will, denn sie schildert in ihren Blog-Texten nicht bloß das Leben und Fühlen in Wuhan, also im Zentrum der Pandemie – sondern sie bietet zudem auch sehr spannende Einblicke überhaupt ins alltägliche Leben in der chinesischen (Kontroll-)Gesellschaft. * Der erste Corona-Roman kommt vom Schweizer Feuilletonisten Martin Meyer – “Corona” (Kein & Aber, Euro 20,–) erzählt die Geschichte eines Buchhändlers in der Quaratäne und resümiert dabei stellvertretend die Re-Lektüre einiger (literarischer) Klassiker, die zum Thema passen. Da steckt dicke essentielle Erkenntnis drin – aber auch die, dass Menschen, die in der Lage sind, mit Serien-Streaming-Diensten umzugehen, vielfältigere Möglichkeiten haben, zu Erkenntnissen zu gelangen; mal ganz abgesehen vom Unterhaltungsfaktor. * Adriano Sofri, eine Ikone der italienischen Linken, schaut in “Vierzig Tage. Italien und der Beginn der Corona Krise” (edition fotoTAPETA, Euro 7,50) speziell auf den Tod und auf die bedrohten Alten, ganz abgesehen von seinem generellen Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit der Krise einher gehen. * Der Kulturjournalist Arno Widmann verbindet in seinen “Szenen aus der frühen Corona-Periode” (edition fotoTAPETA, Euro 7,50) 100 Momente aus Corona-Zeiten zu einer essayistischen Reflexion über´s Leben in der Pandemie. * Zukunftsforscher Matthias Horx hat schon zur Hochzeit der Krise in Interviews das Thema der Chancen für Veränderungen gesetzt, die sich durch Corona ergeben, in seinem Buch “Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert” (Econ, Euro 15,–) arbeitet er das Ganze detaillierter aus. * Sehr interessant nicht zuletzt auch “Covid-19: Was in der Krise zählt” (Reclam, Euro 6,–); die beiden jungen Münchener Philosophen Nikil Mukerji und Adriano Mannino versuchen sich da an “Philosophie in Echtzeit” – insbesondere geht es dabei um die in Corona-Zusammenhängen stets mitschwingende Frage, wie Entscheidungen, die getroffen werden müssen, ethisch fundiert gefällt werden können; eine Blaupause auch für kommende Krisen.

Und hier nochmal der erste Blick auf besonders frühe Corona-Schnellschüsse, Stand Mitte April:

Was wohl in anderthalb, zwei Jahren an Corona-Spuren in Romanen, Filmen und Serien auszumachen sein wird? Auf jeden Fall zu viel, wage ich zu prognostizieren, eine fiktionale Quarantäne-Verlängerung mit offenem Ende möglicherweise. Wäre schlimm. Und es hat ja schon angefangen – Thomas Glavinic zum Beispiel schreibt eine Fortsetzungsgeschichte für “Die Welt”, Marlene Streeruwitz für “Der Standard”. Corona bis zum Umfallen, schon jetzt. Der schnellste der Schnellschüsse stammt allerdings vom Italiener Paolo Giordano, Schriftsteller und Physiker – sein Büchlein “In Zeiten der Ansteckung” (Rowohlt, Euro 8) wurde sogar schon übersetzt, gedruckt und in die Läden gebracht, Italien ist in dem Fall ein Corona-Standortvorteil. Viel Neues ist allerdings nicht zu finden in dem Text, nicht mehr jedenfalls, als nächtliche Netztouren und gelegentliche Feuilletonlektüre auch ergeben. Immerhin aber: Eine erste kleine Chronik der Ereignisse, die allerorten zeitversetzt stattfanden – vom ersten Erstaunen über den kompletten Lockdown bis hin zum einen oder anderen Blick in die Zukunft “nach Corona”. Apropos Schnellschuss: Wer der Corona-Diskurse überdrüssig ist, der kann sich an das Hörbuch von Christoph Maria Herbst halten, der “Das Infektionsschutzgesetz” eingelesen hat (Argon, Euro 10) – die Aufnahmen fanden Ende letzter Woche statt, ab Freitag, also ab dem 17.4., wird die CD im Handel sein. Kann man sich ja mal geben, so einen – exzellent interpretierten – Gesetzestext, auf dessen Grundlage gerade die ganze Welt stillsteht. Die Zitate, die man nach dem Hören im Kopf behält, dienen sicher in anderthalb, zwei Jahren, wenn wir wieder feiern dürfen, ganz hervorragend: als Partywissen.

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