Was wohl in anderthalb, zwei Jahren an Corona-Spuren in Romanen, Filmen und Serien auszumachen sein wird? Auf jeden Fall zu viel, wage ich zu prognostizieren, eine fiktionale Quarantäne-Verlängerung mit offenem Ende möglicherweise. Wäre schlimm. Und es hat ja schon angefangen – Thomas Glavinic zum Beispiel schreibt eine Fortsetzungsgeschichte für “Die Welt”, Marlene Streeruwitz für “Der Standard”. Corona bis zum Umfallen, schon jetzt. Der schnellste der Schnellschüsse stammt allerdings vom Italiener Paolo Giordano, Schriftsteller und Physiker – sein Büchlein “In Zeiten der Ansteckung” (Rowohlt, Euro 8) wurde sogar schon übersetzt, gedruckt und in die Läden gebracht, Italien ist in dem Fall ein Corona-Standortvorteil. Viel Neues ist allerdings nicht zu finden in dem Text, nicht mehr jedenfalls, als nächtliche Netztouren und gelegentliche Feuilletonlektüre auch ergeben. Immerhin aber: Eine erste kleine Chronik der Ereignisse, die allerorten zeitversetzt stattfanden – vom ersten Erstaunen über den kompletten Lockdown bis hin zum einen oder anderen Blick in die Zukunft “nach Corona”. Apropos Schnellschuss: Wer der Corona-Diskurse überdrüssig ist, der kann sich an das Hörbuch von Christoph Maria Herbst halten, der “Das Infektionsschutzgesetz” eingelesen hat (Argon, Euro 10) – die Aufnahmen fanden Ende letzter Woche statt, ab Freitag, also ab dem 17.4., wird die CD im Handel sein. Kann man sich ja mal geben, so einen – exzellent interpretierten – Gesetzestext, auf dessen Grundlage gerade die ganze Welt stillsteht. Die Zitate, die man nach dem Hören im Kopf behält, dienen sicher in anderthalb, zwei Jahren, wenn wir wieder feiern dürfen, ganz hervorragend: als Partywissen.
Corona-Schnellschüsse
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