30 Jahre Mauerfall – und längst ist nicht alles zusammen gewachsen, von dem man damals glaubte, dass es das schon tun würde. Die (ehemalige) DDR ist ein Thema, insbesondere auch vor den anstehenden Landtagswahlen – und sowieso auch immer wieder in der Literatur.
Neuestes Beispiel: “Brüder”, der tolle Roman von Jackie Thomae (Hanser Berlin, Euro 23,–) der die Geschichte von zwei Männern erzählt, die einst ein Gaststudent aus dem Senegal mit zwei Frauen eben aus der DDR zeugte, unabhängiger voneinander, aber relativ zeitgleich – trotz ähnlicher Voraussetzungen also, doch zwei ganz und gar unterschiedliche Typen und Lebensläufe. Ausführliche Besprechung folgt demnächst an dieser Stelle.
Apropos “Gaststudenten” und “Vertragsarbeiter” aus afrikanischen Ländern: Unbedingt lesenswert der Roman “Morduntersuchungskommission” von Max Annas, der mit den Mitteln der Fiktion der realen Geschichte eines Mordes an einem solchen Mann eben in der ehemaligen DDR nachspürt. (Rowohlt, Euro 20,–) Dieses Buch habe ich schon etwas ausführlicher vorgestellt, siehe hier.
Wenn´s um Krimi und um die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik geht, dann ist man beim Dresdner Schriftsteller Frank Goldammer und seiner Reihe um den Kripokommissar Max Heller an der richtigen Stelle – er ermittelt im Dresden der Kriegs- und Nachkriegszeit. Hier ein längeres Interview, das ich mit Frank dazu geführt habe. Die nächste Heller-Folge wird Ende des Jahres erscheinen.
Aktuell hat Frank Goldammer den Roman “Großes Sommertheater” veröffentlicht (dtv Premium, Euro 16,90) – es geht um ein sommerliches Familientreffen an der Ostsee mit allen nur denkbaren Konflikten, auch in Bezug auf “den Osten” früher und heute natürlich. Und dazwischen.
Und hier, wie im Radio versprochen, noch eine kleine Liste mit Klassikern der DDR-Literatur, die mich beeindruckt haben – und auch über die Jahre der Wendezeit hinweg im Sinn geblieben sind. Absolut subjektiv und nicht repräsentativ natürlich, aber garantiert allesamt absolut lesenswert:
Uwe Johnson: “Ingrid Babendererde” (1953)
Christa Wolf: “Der geteilte Himmel” (1963)
Jurek Becker: “Jakob der Lügner” (1969)
Ulrich Plenzdorf: “Die neuen Leiden des jungen W” (1973)
Christoph Hein: “Der fremde Freund” (1982)
Wie gesagt, nur eine kleine, persönliche Liste; es gäbe noch einen ganzen Haufen Texte mehr zu nennen, wenn man die – sehr produktive – Literatur der DDR halbwegs repräsentativ spiegeln wollte. Was wird bleiben davon? Vieles. Gerade die SchriftstellerInnen, die nicht bloß ihre Zeit, sondern darin auch Grundsätzliches formulieren. Mein Favorit: Uwe Johnson – freue mich schon auf Irgendwann, wenn ich alle seine Romane in aller Ruhe nochmals lesen kann.
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Unbedingt Irmtraud Morgner mit auf die AutorINNENliste setzen!
“Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeignissen ihrer Spielfrau Laura”