Wenn Depressionen Thema sind, geht es meist um um schwere Verläufe. Aber es gibt auch leichte und mittelschwere Depressionen. Der Schriftsteller Till Raether erzählt seine Geschichte mit einer solchen Erkrankung.
Wie unterscheidet sich eine leichte bis mittelschwere von einer schweren Depression? “Ich habe nie daran gedacht, mich umzubringen. Ich habe nur sehr oft daran gedacht, mich hinzulegen und nicht wieder aufzustehen“, so bringt der Schriftsteller und Journalist Till Raether, geboren 1969, es für sich auf den Punkt. Kenne ich auch. Die Übergänge sind natürlich fließend, und das gilt in alle Richtungen, gerade dann, wenn die Depression eher leicht ausfällt als mittelschwer: “Bin ich schon depressiv oder ist das noch das Leben?“, ist die Frage, die sich (nicht nur) für Till Raether damit stellt: Er hat Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gebraucht, um zu realisieren – und sich einzugestehen – dass es eben nicht nur das Leben ist, was ihn immer wieder müde, mutlos, traurig und manchmal auch verzweifelt macht. Die Folgen, insbesondere dann, wenn man wie Till Raether auch noch Familienvater ist, sind gravierend: Stimmungsschwankungen, Scham, Ängste, auch ein eingeschränkter Bewegungsradius – möglichst nur in Gefilden, die sicher und gewohnt sind. Wie es sich lebt mit einer leichten bis mittelschweren Depression und wie man trotz allem auch damit umgehen kann, davon erzählt Till Raether in seinem Buch – und zwar so leicht bist höchstens mittelschwer, dass es (beinahe) ein Vergnügen ist. Und eine gute Hilfe in einer Zeit, in der sich die eine oder andere depressive Verstimmung ja geradezu aufdrängt. Denn neben manch anderem Aha-Erlebnis signalisiert einem diese Lebensgeschichte ganz basal auch einfach nur Eines: Du bist nicht allein.
Till Raether: Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben? Rowohlt, 2021. ISBN 978-3499005305. 128 Seiten. Euro 14,–