Was auffällt beim Rückblick auf´s Jahr 2018: Viele wichtige deutsche Literaturpreise gingen an Frauen, der Preis der Leipziger Buchmesse etwa, der Deutsche Buchpreis, der Büchnerpreis.
Einer, bei dem das selbstverständlich ist, feierte sein 30. Jubiläum: Der Liberaturpreis wird jährlich an schreibende Frauen aus Afrika, Lateinamerika, Asien und der arabischen Welt vergeben. Verantwortlich seit 2012: Der Verein „Litprom“, der zur Frankfurter Buchmesse gehört. Davor hatte eine Frankfurter Initiative entwicklungspolitisch und gleichermaßen literarisch interessierter Menschen den Preis aus der Taufe gehoben und jahrelang organisiert.
In diesem Jahr gewann die vietnamesische Schriftstellerin Nguyen Ngoc Tu mit „Endlose Felder“, einem Band mit 14 funkelnden Erzählungen, die im besten Sinne einfach und unprätentiös vom Alltag der kleinen Leute in Vietnam berichten. (Mitteldeutscher Verlag, übersetzt von Marianne Ngo und Günter Giesenfeld, Euro 24,95)
„Litprom“ ist auch für den „Weltempfänger“ verantwortlich; eine Bestenliste für spannende Projekte aus den genannten Weltgegenden, die alle drei Monate erscheint. Schriftstellerinnen, die es auf diese Liste schaffen, sind dadurch als Kandidatinnen für den Liberaturpreis qualifiziert – wer letztlich gewinnt, entscheidet die Öffentlichkeit durch Abstimmung im Netz.
30 Jahre Liberaturpreis, da kommt natürlich eine ordentliche Anzahl an spannenden Autorinnen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der arabischen Welt zusammen. Mal abgesehen davon, dass nur eine im Jahr prämiert werden kann – während immer mehrere hoch interessante Kandidatinnen zur Auswahl stehen. Dass heute viel mehr solcher schreibenden Frauen “aus dem Süden” hier bei uns sichtbar sind, ist nicht zuletzt ein Verdienst eben des Liberaturpreises und der Initiative dahinter.
Welche Vielfalt an Themen und literarischen Strategien damit verbunden ist, davon zeugt der Band „Vollmond hinter fahlgelben Wolken. Autorinnen aus vier Kontinenten“, den Juergen Boos von der Frankfurter Buchmesse und Litprom-Chefin Anita Djafari herausgegeben haben: Ein (auch literarisch) extrem reiches Kompendium an Gefühls- und Lebenswelten, inszeniert und gespiegelt aus der Sicht von Frauen, perfekt geeignet zum Einlesen – ein schillerndes Aha-Erlebnis, diese Anthologie.
Bei der Gelegenheit: Der Nobelpreis wurde in diesem Jahr wegen diverser Sexismus-Problematiken in der Jury ja nicht vergeben. Den alternativen Nobelpreis, der stattdessen ausgelobt wurde, gewann Maryse Condé, 81, die aus Guadeloupe stammt, heute dort und in den USA lebt. Sie war natürlich auch schon Liberatur-Preisträgerin, und zwar die Erste, im Jahr 1988.