Lucky Luke in Sachen Black Lives Matter

https://blog.wdr.de/nollerliest/lucky-luke-in-sachen-black-lives-matter/

Lucky Luke in Sachen Black Lives Matter

Kommentare zum Artikel: 0

Neulich, sogar im Biosupermarkt: Das neue Lucky Luke-Heft, erschienen 2020. Wieso das denn? Also, Lucky Luke (und Jolly Jumper und die Dalton-Brüder), das ist ja eigentlich fernste Kindheits- und Jugenderinnerung. Ein Teil meiner Comic-Sozialisation. Jetzt taucht er plötzlich wieder auf, ausgerechnet im Ökomarkt, mit Band 99 – “Fackeln im Baumwollfeld”.

Worum es geht: Eine reiche Anhängerin seiner Geschichten vermacht Lucky Luke ihre riesige Baumwollplantage. Mehr wider als willig macht er sich mit Jolly Jumper auf den Weg dahin, ist nicht sein Ding, solch Protz und Gloria. Die Dalton-Brüder natürlich auf seiner Fährte, vielleicht gibt´s ja was zu ergattern vom großen Erbe. Der ewige Cowboy – ersonnen übrigens in den 1940er Jahren vom belgischen Zeichner Morris – hat allerdings andere Pläne: Er möchte diesen Besitz, mit dem er selbst nichts anfangen kann, an die Mitarbeiter verteilen. Die, allesamt schwarz, reagieren merkwürdig, sie sind völlig verschreckt; klar, die Sklaverei wurde abgeschafft, ist allerdings in fast allen Strukturen faktisch immer noch vorhanden. Und die Nachbars-Plantagen-Guts-Besitzer fürchten sowieso ein Beispiel, das Schule macht, sie berufen den Ku-Klux-Klan ein, der dem Cowboy-Revoluzzer mal ordentlich den Marsch blasen soll. Was natürlich nur ein Wunschtraum ist, wenn man es mit Lucky Luke zu tun hat … Also: Lucky Luke in Sachen Black Lives Matter, handgreiflich kopfschüttelnd angesichts der Irren, die doch tatsächlich glauben, dass es so etwas geben könnte wie White Supremacy. Feine Sache und ganz schön zeitgemäß, dieser Comic aus der fernen Vergangenheit. Sowieso, aber auch weil die Macher nicht bloß auf der Story-Ebene ohne viel Federlesens Position beziehen – sondern vor allem deshalb, weil das Thema sowohl in kleinen Szenen und Sequenzen wie auch auf der Metaebene mit viel Lust am Erzählen und eben feiner Ironie schraffiert wird. Ja, das geht, so kann man mit alten Geschichten ganz gegenwärtig sein.

Einen Kommentar schicken

Die mit * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden.

Top