Matthias Wittekindt: Die rote Jawa

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Matthias Wittekindt: Die rote Jawa

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Der Buchmarkt quillt ja geradezu über mit Büchern, deren Verfasser:innen sich an Krimis versuchen, die in Frankreich handeln. Das meiste davon kann man getrost vergessen. Ausnahme, die die Regel bestätigt, sind die tollen Romane von Matthias Wittekindt, der mit seinen Fleurville-Geschichten eine eigene Kunstform mit einem ganz speziellen Sog entwickelt hat.

Diese Zeiten scheinen allerdings vorbei zu sein, leider, zuletzt hat Wittekindt an einer neuen Reihe um einen pensionierten Kripokommissar in Dresden veröffentlicht, der einen Teil seiner alten (und ungelösten) Fälle nochmals aufarbeitet. Ist, ehrlich gesagt, nicht so mein Ding, zu stark waren die frankophonen Romane davor.

“Die rote Jawa”, der dritte Manz-Roman, der im Dezember überraschend auf Rang 1 der Krimibestenliste platziert ist, wusste allerdings durchaus zu beeindrucken: mit seiner feinen Erzählweise – und kraft seiner Konstruktion. Auf der einen Ebene bereitet Manz zusammen mit seiner Frau den Weihnachtsabend vor und wird zunehmend von Erinnerungen umgetrieben, auf der zweiten Ebene wird die Geschichte dessen, woran er sich erinnert, erzählt: Ein Sommer in den 1950er Jahren in der DDR, in dem Manz als Jugendlicher bei einem Praktikum auf dem Land seinen ersten Fall erlebt und ermittelte – und so wohl letztlich auch den Weg hin zu einer Ausbildung bei der Polizei fand.

Also: Eine Coming of Age-Geschichte, die zugleich auch eine Coming in Age-Geschichte ist. Oder umgekehrt. Bemerkenswert. Und mit dem Thema – die DDR-Geschichte mit Hilfe der Kriminalliteratur aufzuarbeiten – liegt dieser Roman wiederum voll und ganz in einem der Trends der Zeit auf dem Buchmarkt.

(Kampa Verlag, Euro 19,90)

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