Leben (und reisen) wie vor Corona: David Szalay, der in London lebt, aber kanadisch-ungarische Wurzeln hat, erzählt in “Turbulenzen” (Hanser, übersetzt Henning Ahrens, Euro 19,–) zwölf Geschichten, die jeweils an Flügen orientiert sind, es spielt immer ein Charakter die Hauptrolle, der in der vorherigen Story eher nebenbei an Bord war, so geht es episodenhaft auf engstem Raum, doch aber in ganzen Welten um den Globus in all seiner Vielfalt – auf 134 Seiten, Chaupeau! Ein feiner, kleiner Roman, der einen an bessere Zeiten erinnert oder von ebensolchen träumen lässt. * Ein rostiger Kutter mit 503 Flüchtlingen aus Sri Lanka strandet an der kanadischen Küste. Für sie die einzige Rettung, die letzte Hoffnung – für das Land eine Bedrohung? Das glauben zumindest Kreise der regierenden Politik – und sie setzen alles daran, die Asylsuchenden wieder loszuwerden. Teils auf Tatsachen basierend, teils fiktional grundiert, erzählt Sharon Bala in ihrem Debutroman “Boat People” (Mitteldeutscher Verlag, übersetzt von Angelika Arend, Euro 28,–) im Kern von diesem Prozess, mit Blick aber auch auf die Lebensläufe diverser Beteiliger, bis hin zur “Entscheiderin”, und bei allen spielt der so genannte Migrationshintergrund eine Rolle, wie sich zeigt. Ein fundamentaler und wichtiger Roman über Migration und Asyl – mehr dazu in den nächsten Tagen hier auf meinem Blog. * Apropos Debüt: Wer fantastische, versponnene, mysteriöse, magische Geschichten mit Anteilen von Grusel mag, für den könnten die Storys von Camilla Grudova in “Das Alphabet der Puppen” (Culturbooks, übersetzt von Zoë Beck, Euro 20,–) ein guter Tipp sein; sie gilt als eines der interessantesten jungen Talente der kanadischen Literatur, und die Culturbooks-MacherInnen haben für solche Entdeckungen immer einen guten Riecher. By the way: Wunderbar “gemachtes” Buch auch …
Noch mehr frische Literatur aus Kanada
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