Tochter Europas

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Tochter Europas

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Elisa Diallo, Tochter einer Französin und eines Guineers, erlebt in Deutschland weniger Rassismus und offenere Debatten als in Frankreich und auch in Holland, wo sie lange gelebt hat. Deshalb ist sie Deutsche geworden.

“Französisch verlernen. Mein Weg nach Deutschland“, so der Titel von Elisa Diallos Erfahrungsbericht, im französischen Original “Fille de France“, 2019 veröffentlicht. Als das Buch erschien, folgten erstaunte Reaktionen im Freundeskreis, und in Frankreich kam sogar eine Debatte in Gang: Wie kann das denn sein, dass eine schwarze Französin ausgerechnet die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt – und dabei den Rassismus in Frankreich viel stärker anprangert als den in Deutschland?

“Ich gehe von meinen persönlichen Erfahrungen aus und kann mit dem gängigen Gegensatz von Frankreich und Deutschland nichts anfangen, in meinen Augen ist Frankreich nicht divers und hat nicht mit dem Rassismus aufgeräumt, und in Deutschland leben nicht nur Weiße und Nazis. Vielleicht habe ich mein Buch auch deswegen geschrieben, um endlich mit dem Mythos dieses Gegensatzes aufzuräumen“, sagt Diallo.

Elisa Diallo kam 1976 in Paris zur Welt, sie studierte Geschichte, später Niederlandistik und Literaturwissenschaft in Amsterdam, wo sie auch promovierte, über postkoloniale Literatur. 2009 zog die vierfache Mutter mit ihrer Familie nach Deutschland, sie arbeitet heute im Bereich “Auslandsrechte“ in der Verlagsbranche. Die deutsche Staatsbürgerschaft nahm Diallo 2017 an – zusätzlich zur französischen. “Vergleiche ich Frankreich, Deutschland und die Niederlande, Länder, die ich kenne, weil ich dort gelebt habe, scheint mir Deutschland das Land zu sein, dass noch am ehesten den antirassistischen Kampf gewinnen kann.“

Elisa Diallo: Französisch verlernen. Aus dem Französischen von Isabel Kupski. 160 Seiten. ISBN 978-3-946334-91-0. EUR 14,00

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