Von den Kapverden: Germano Almeidas Roman “Der treue Verstorbene”

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Von den Kapverden: Germano Almeidas Roman “Der treue Verstorbene”

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Literatur aus Kapverde, da geraten wir in – hierzulande – ziemlich unbekannte Gefilde. Selbst auf Wikipedia finden sich gerade mal zehn Namen mit SchriftstellerInnen von der Inselküste vor Westafrika. Man darf annehmen, dass das nicht daran liegt, dass es nicht mehr Autoren und Autorinnen gäbe, denn die Inseln sind bekannt für ihr reichhaltiges Kulturleben – nicht nur in Sachen Musik. In Portugal, bei der ehemaligen Koloinalmacht also, weiß man es zum Beispiel weitaus besser. Denn da ist Germano Almeida wie überhaupt in portugiesischsprachigen Welt ein bekannter, erfolgreicher und auch preisgekrönter Schriftsteller. Auf jeden Fall ist er der bekannteste Vertreter der Literatur von den Kapverden. Sehr begrüßenswert also und fast überfällig, dass nun nach vielen Jahren auch mal wieder ein Roman von im ins Deutsche übersetzt wurde:

In “Der treue Verstorbene” (übersetzt von Michael Kegler, Transit Verlag, Euro 24,–) erzählt Germano Almeida die Geschichte eines berühmten kapverdischen Schriftstellers, der allerdings um die zehn Jahre nichts mehr veröffentlicht hat. Dann erscheint doch ein neues Buch, die Premierenlesung soll zum großen Freudenfest werden, mit geradezu nationaler Bedeutung. Allerdings kommt es ganz anders als gedacht, kurz vor Beginn wird der Schriftsteller nämlich von seinem besten Freund erschossen, und zwar im Veranstaltungssaal. Ein Schock! Wie konnte es dazu kommen, was steckt dahinter? Das fragt sich das ganze Land …

Dahinter kann natürlich nur eine Liebesgeschichte stecken, und zwar eine reichlich schräge. Diese Liebesgeschichte ist das Zentrum und der Motor des Romans, drumherum erzählt Almeida von der Gesellschaft und ihren Eigenheiten, von der kapverdischen Zeitgeschichte, von der Migration, denn es leben weit mehr Kapverder rund um die Welt verstreut und in Portugal als auf den Inseln selbst. Ein großer Kessel Buntes also, wenn man so will, allerdings nicht in dem Sinne, dass die Ingredienzien wahllos zusammengemischt wären – facettenreich, vielfältig, auch abgründig, immer aber mit einem Augenzwinkern erzählt Germano Almeida vom Leben und vom Sterben auf den Kapverden. Und das Augenzwinkern ist bei diesem Schriftsteller nicht bloß ein Nebeneffekt, sondern Programm – ein Erzähler, der sein Publikum ganz bewußt nicht bloß unterhalten, sondern amüsieren möchte. Langweilen mit Literatur können andere, genau.

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