Der Zeuge heute war 2010 Mitte 30. Der Brandschutzingenieur saß nach eigener Schilderung als feuerwehrtechnischer Berater im Krisenstab des Innenministeriums. In dieser Funktion habe er zehn Tage vor der Loveparade an einem Vorbereitungstreffen mit der Feuerwehr Duisburg teilgenommen.
Wie ihm denn die Wegführung vorgestellt worden sei, will Richter Plein wissen und ob es dazu Diskussionen oder gar Verbesserungsvorschläge gegeben habe. “Das wurde uns in groben Zügen vorgestellt”, antwortet der Zeuge. “Was für uns eine Besonderheit war, war die Sperrung der Autobahn als Rettungskräfte-Weg.”
“Ich kannte diese Art der Veranstaltung nicht”
Ob Rampe und Tunnel noch genauer erörtert wurden, hakt der Richter nach. Die Situation sei als kritisch beschrieben worden. Und weiter: “Die Betrachtungen, die dort gemacht wurden, die Konzepte waren mir nicht bekannt. Ich kannte diese Art der Veranstaltung aber auch nicht.” Mögliche Bedenken, dass die Besucherführung kritisch war, seien zerstreut worden, indem man – in diesem Fall ein Beschäftigter der Lopavent – erläutert habe, “wie die Besucher der Veranstaltung ticken.”
Besucher folgen ihren Lieblingskünstlern
Unter anderem seien sie auf ihre Lieblings-DJs konzentriert und ließen sich von den “Floats” genannten Musik-Trucks mitziehen – weg von der Rampe. Die Zuordnung “zu bestimmten DJs war mir unbekannt, klang aber plausibel.” Tunnel und Rampe habe er sich bei einer Ortsbegehung angesehen. Und dabei habe er den Tunnel als großzügig empfunden. Ja, der sei schon ein großzügiges Bauwerk. Er habe breite Bürgersteige und eine breite Fahrbahn.
Großzügig aber lang und ohne Notausgänge
Nur leider hatte der Tunnel außer der kleinen und damals zunächst auch noch abgesperrten Rampe keine Notausgänge. Und 21 Menschen, die die schmale Treppe am Fuß der Rampe als ihren Notausgang zu erkennen glaubten, wurde der scheinbare Ausweg zum Verhängnis.
Vorbereitungen für bis zu 5000 leicht und 500 schwerer Verletzte
Es klang schon öfter mal durch, bei diesem Prozeß. Aber bei der Vernehmung des Zeugen heute wird mir einmal mehr bewusst, wie fehleranfällig und zerbrechlich die vermeintliche Sicherheit bei Großveranstaltungen ist. Selbst wenn der Weg dorthin nicht durch ein Nadelöhr wie Tunnel und Rampe führt. Er und sein Kollege seien für die Anforderung zusätzlicher Rettungskräfte aus verschiedenen Regierungsbezirken zuständig gewesen, sagt der heute 43-Jährige. Und sie hätten für den Notfall vorgesorgt. Ihre Planung sei für bis zu 5000 Leicht- und 500 Schwerverletzte ausgelegt gewesen.