Eigentlich dachte ich, die Luft wäre jetzt endgültig raus. Der Prozess würde in absehbarer Zeit eingestellt und die Zeugenvernehmungen eher pro forma abgehalten werden. Das Gericht hatte den Prozessbeteiligten nach dem Rechtsgespräch bis zum 5. Februar Zeit gegeben, um zu entscheiden, ob das Verfahren aus ihrer Sicht eingestellt werden kann. Eine Zustimmung seitens der Angeklagten hielten viele Prozessbeobachter für sehr wahrscheinlich. Aber noch bevor die Befragung des heute geladenen Zeugen beginnen konnte, sorgte eine echter Paukenschlag für Aufregung: Der Prozess kann nicht eingestellt werden!
Die große Überraschung
Denn ein Angeklagter, ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Lopavent, lässt durch seinen Anwalt erklären, dass er eher damit leben könne, verurteilt zu werden, als damit, dass das Verfahren eingestellt werde. Freispruch, Verurteilung, Verjährung. Mit allem sei er einverstanden. Aber diesen Begriff der Schuld wolle er nicht annehmen. Auch dann nicht, wenn bei einer Einstellung weiterhin die Unschuldsvermutung gelte.
Es ist also durchaus möglich, dass dieses Mammutverfahren bis zu einem Urteil oder bis zur Verjährung fortlaufen wird. Ein Angeklagter genügt, damit der Prozess weitergeht. Gegen die neun anderen könnte eine Teileinstellung des Verfahrens eingeleitet werden. Sie äußern sich heute nicht dazu.
Zurück zum Zeugen
Nach der Erklärung kehrt das Gericht zur Tagesordnung zurück. Der heute geladene Zeuge ist ein höherer Polizeibeamter, der in die Planung im Führungsstab eingebunden war. Sein Schwerpunkt waren die Wege zwischen dem Osteingang des Hauptbahnhofs bis zum Tunneleingang Ost.
Vorwürfe gegen die Feuerwehr
Der Beamte kann sich nach eigener Aussage noch sehr genau an Gespräche erinnern, die die Duisburger Feuerwehr betreffen. Die Rolle der Feuerwehr in der Planungsphase ist für den Zeugen im Hinblick auf die Themen Sicherheit, Entfluchtung und Gefahrenabwehr problematisch.
Die Feuerwehr habe in verschiedenen Situationen Sicherheitsmaßnahmen, die die Polizei vorgeschlagen habe, blockiert. Dabei sei es unter anderem um die Installation von Lautsprecheranlagen entlang der Strecke zwischen Bahnhof und Veranstaltungsgelände gegangen. Die Feuerwehr sei in diesen Punkten unkooperativ und abwiegelnd gewesen. Und die Feuerwehr habe nicht auf Gefahrenhinweise reagiert. Der Zeuge selbst habe im Vorfeld “wahnsinnige Bauchschmerzen” gehabt.
Insgesamt macht der Zeuge einen sehr aufgeräumten und souveränen Eindruck. Er hat keine auffälligen Erinnerungslücken und versucht jede Frage zu beantworten. Morgen wird seine Befragung fortgesetzt.