Der Zeuge heute war unter anderem für den Funk des Veranstalters zuständig. Allerdings offenbar nur für Bedarfsfeststellung und Beschaffung – oder “Matrix”, wie er es nennt. “Hatten Sie eigentlich Ahnung vom Thema Funk?” – fragt Richter Plein. “Nö. Brauchte ich auch nicht. Da gibt es ja hoch professionelle Dienstleister”, antwortet der Zeuge.
Top-Platzierung bei den Erinnerungslücken
Dass der Funk am Veranstaltungstag immer funktioniert habe, will der gelernte Historiker noch genau wissen. Sonst erinnert er sich allerdings an wenig. Sehr zum Verdruss des Richters: “Wir haben hier ja schon viele Zeugen gehört und auch viele, die an vielen Stellen gesagt haben, sie können sich an bestimmte Dinge nicht erinnern. Aber sie sind auf dem Weg ‘ne absolute Top-Platzierung zu kriegen bei den Dingen, an die Sie sich nicht erinnern können.”
Nicht nur auf die Vorhaltungen des Richters hat der Zeuge wenig zu sagen, auch seine eigene Schilderung zur Loveparade 2010 ist extrem knapp und löchrig. Das könnte nach Ansicht des Richters daran liegen, dass er mit zweien der Angeklagten eng befreundet sei. Der eine ist Patenonkel seines zweijährigen Sohnes, der andere übernachte an den Verhandlungstagen bei ihm, räumt der Essener ein.
Flache Hierarchien
“Gnade Ihnen Gott, wenn die persönliche Beziehung zu den Angeklagten dazu führt, dass Sie sich nicht erinnern. Strengen Sie sich bitte an, Sie sollten sich bemühen uns zu sagen, was Sie darüber wissen!”, bricht es aus Plein an einer Stelle heraus. Das irritiert den Zeugen kurzzeitig, sorgt aber nicht für ein wesentlich besseres Gedächtnis. Auch nicht bezüglich der hierarchischen Strukturen, also wer was in letzter Instanz entschieden hat bei der Planung der Loveparade 2010: “Die Hierarchien waren sehr flach.”
Befremdendlich
Wie sich der Zeuge auf die Verhandlung vorbereitet habe, will der Richter zum Ende des Verhandlungstages wissen. “Gar nicht.” Der Zeuge ist mit einer ehemaligen Mitarbeiterin der Lopavent verheiratet, einer der Angeklagten ist Patenonkel seines Sohnes und ein anderer an jedem Verhandlungstag abends an seinem Küchentisch zu Gast. “Befremdlich” findet das der Richter. Ich auch.