Tag 114: Zeugin aus dem Schaller-Konzern

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Tag 114: Zeugin aus dem Schaller-Konzern

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Treffen sich eine Zeugin und ein Angeklagter am Kaffeeautomaten…

Die Zeugin arbeitet als Pressesprecherin im Unternehmen des damaligen Loveparade-Veranstalters Rainer Schaller. Im „Facility Management“ sei der Angeklagte tätig, sagt die Zeugin, was mit Technik mache der.

Schaller der Chef – damals und heute

Knapp neun Jahre nach der Katastrophe mit 21 Toten arbeiten offenbar so einige der damaligen Lopavent-Mitarbeiter gemeinsam in Schallers Fitness-Konzern (Jahresumsatz: über 350 Millionen Euro). Insgesamt sitzen noch drei Lopavent-Leute auf der Anklagebank im Loveparade-Prozess.

Die heute 43 Jahre alte Zeugin räumt ein, dass sie mit dem angeklagten Arbeitskollegen vor ihren Gerichtstermin über den Auftritt gesprochen habe. Der Vorsitzende Richter Mario Plein fragt nach, ob beide denn über Inhalte des Strafprozesses gesprochen hätten. Die Frau antwortet, nein, es sei nur um Formalitäten im Gerichtssaal gegangen.

„Was Schlimmes passiert“

Am Tag der Katastrophe war die Zeugin für die Betreuung von VIP-Gästen und Loveparade-Sponsoren zuständig. „Eigentlich fing alles gut an“, berichtet sie über den 24. Juli 2010. Für sie sei es eine „gefühlt schöne Veranstaltung“ gewesen. Der Richter erwidert, dies gelte ja wohl nur für den Anfang. Die Zeugin bejaht dies und berichtet, wie sie am Nachmittag die Nachricht von ihrem Vorgesetzten erhalten habe: „Es ist was Schlimmes passiert.“

Der Richter fragt detailliert nach, was die Zeugin genau über die damaligen Aufgaben der verbliebenen drei Lopavent-Angeklagten bei der Loveparade wusste. Sie sei erst sechs Wochen vor der Veranstaltung zum Team gekommen, daher wisse sie nur wenig, sagt die Zeugin.

Erstaunlicherweise erklärt sie aber, ihr damaliger Vorgesetzter, dessen Assistentin sie gewesen sei, habe die Loveparade 2010 „verantwortet“. Er habe viele Schriftstücke im gemeinsamen Büroraum „unterschrieben“. Was genau, kann sie nicht sagen.

Das Verfahren gegen diesen Mann war im Februar eingestellt worden (genauso wie bei sechs Angeklagten aus den Reihen der Stadt Duisburg). Und dieser Ex-Angeklagte arbeitet heute nicht mehr für Schaller. Im Gegenteil: Schaller und er hätten sich nach der Loveparade „überworfen“, so die Zeugin.

Skepsis bei Staatsanwaltschaft und Gericht

Auf Nachfrage kann die Zeugin mehrfach nicht schlüssig erklären, woher sie Erkenntnisse – etwa über den ehemaligen Loveparade-Angeklagten – bekommen hat. Dann sagt sie, “irgendwann” habe sie das und das gehört – oder: “Das habe ich gehört.” Aber wann? Und von wem?

Staatsanwaltschaft und Gericht lassen erkennen, dass sie die Aussage der Zeugin skeptisch sehen. „Da kann ich immer so wenig mit anfangen“, sagt Richter Plein an einer Stelle etwas genervt.

In der kommenden Woche geht die Befragung der Zeugin weiter.

Über den Autor

Jahrgang 1974. Geboren im westlichen Münsterland. Ich berichte seit 2002 über Politik und News aus Nordrhein-Westfalen. Bis 2007 für die taz, danach knapp fünf Jahre als Korrespondent der Nachrichtenagentur ddp/dapd. Seit 2012 arbeite ich für den WDR.

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