Gestern hätte die Loveparade ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Angefangen hat sie am 01.07.1989 als kleine Friedensdemo der West-Berliner Technoszene. Ihr Ende fand sie am 24.07.2010 in Duisburg – als kommerzialisiertes Marketingevent, dessen Besuch 21 Menschen mit dem Leben bezahlen mussten. Die Suche nach den juristisch Schuldigen läuft weiter.
Die Zeugin, heute 54 Jahre alt und Tischlerin, kommt in kurzer Cargo-Hose und brauner Trainingsjacke in den Gerichtssaal. Sie beginnt ihren Auftritt trotzig, lehnt sich im Zeugenstuhl zurück. Nach vorne zum Tischmikrofon gebeugt sei es unbequem sagt sie mit mädchenhaft heller Stimme. „Sie sind nicht hier zum Vergnügen“, mahnt der Richter. Erst dann geht es um Inhalte.
„Er sagt und ich mach“
Seit 1989 habe sie fast jedes Jahr an der Loveparade mitgewirkt, sagt die Zeugin. 2010 sei sie als Assistentin eines der Angeklagten Lopavent-Mitarbeiter beteiligt gewesen. „Er sagt und ich mach“, beschreibt sie ihr Dienstverhältnis zum Technischen Leiter. Im Wesentlichen habe sie im Vorfeld der Veranstaltung den Aufbau von Zäunen und Containern kontrolliert.
Auf „die drei netten Mitarbeiter“ des Duisburger Bauamts ist die Zeugin nicht gut zu sprechen. Sie hätten Zäune an Stellen gefordert, wo sie in ihren Augen nicht sinnvoll waren. Dennoch habe sie die Forderungen umgesetzt. Sie habe die Genehmigung der Veranstaltung nicht gefährden wollen.
„Auge und Ohr auf dem Platz“
Am Veranstaltungstag habe sie per Funk mit dem Technischen Leiter in Kontakt gestanden, sagt die Zeugin. Sie sei sie „unten sein Auge und sein Ohr auf dem Platz“ gewesen. Was genau er im Büro gemacht hat, wisse sie nicht. Als der Einlass am Nachmittag lief, habe man eine Weile keinen Funkkontakt gesucht. Gesprochen hätten die beiden erst wieder, als die ersten Meldungen von Toten und Verletzten durchsickerten.
Details zur Veranstaltung muss der Richter der Zeugin mühsam aus der Nase ziehen. Immer wieder beruft sie sich darauf, Dinge nicht mehr genau zu wissen, nicht gesehen zu haben oder sich auf Geländeplänen nicht orientieren zu können. Am Nachmittag darf sie gehen.
Morgen: VIP-Betreuerin
Morgen wird wahrscheinlich der eine oder andere Promi-Name fallen. Nach Ankündigung des Gerichts soll die nächste Zeugin im Auftrag des Veranstalters “für die persönliche Betreuung der VIP-Gäste verantwortlich gewesen sein”.